Kultur vs Hedgefonds
Pamela Schobeß, Betreiberin des Kreuzberger Clubs Gretchen, der auch eine Crowdfunding-Kampagne gestartet hat, lobte die zügige Überweisung von 15.000 Euro des Bundesregierung-Soforthilfepakets für ihren Betrieb mit bis zu zehn Mitarbeitern. Dennoch warnt sie vor den Folgen einer ausbleibenden Unterstützung: "Wir Musikspielstätten waren die ersten, die schließen mussten und werden sehr sicher die letzten sein, die wieder aufmachen können. Wir gehen hier von mehreren Monaten aus, vielleicht sogar erst im Herbst diesen Jahres. Bis dahin kommt man nicht mit 15.000 Euro aus. Viele von uns Spielstättenbetreiber*innen können keine Kredite aufnehmen, da sie nicht in der Lage sind, sie zurückzuzahlen. Dafür ist unsere Gewinnmarge einfach zu gering. Im Gegensatz zu manch anderen Branchen wie zum Beispiel dem produzierenden Gewerbe können wir Clubs die aktuellen Ausfälle auch nicht kompensieren. Wir brauchen also dringend ein Rettungspaket, was uns über die nächsten Monate bringt, sonst werden die meisten von uns im Herbst nicht mehr da sein."
Petr Pandula, Geschäftsführer der Konzertagentur Magnetic Music, unterstreicht dies und wiederholt die Warnung Berthold Seligers: "Am Ende diese Krise sehe ich deutlich weniger inhabergeführte Agenturen, Plattenfirmen und Kulturprojekte in Deutschland noch am Leben. Die Bandbreite an Kultur wird extrem kleiner werden. Die Hedgefonds und Private Equity Funds, die jetzt schon versucht haben, einige unserer Unternehmen zu kaufen oder zu übernehmen, werden ein leichtes Spiel haben, die ausgeblutete Szene hier zu übernehmen. Es droht uns also ein kultureller Kahlschlag von dramatischen Ausmaßen. Unsere Kultur ist auch unsere Identität. Wenn die US-Unternehmen uns genau diese abkaufen, dann haben wir auch unsere Wehrhaftigkeit und unser Selbstbewusstsein in allen anderen Aspekten verloren. Wir werden kämpfen müssen, und brauchen von unserer Politik die volle gesetzliche Unterstützung. Wie das aussehen soll, dafür ist hier bei einer Umfrage nicht der richtige Platz, aber wir werden verdammt nachdenken und Lobbyarbeit machen müssen."
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