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Rough Trade-Shop in Berlin eröffnet

Es klingt wie eine Meldung aus einer anderen Zeit: In Berlin hat im Jahr 2024 ein neuer Plattenladen eröffnet und zwar nicht irgendeiner, sondern ein Rough Trade Shop. Bei dem Namen schließen Indie-Fans selig die Augen und träumen sich zurück in die Zeit nach 1976, als der Nordlondoner Geoff Travis einen alternativen Plattenladen in London eröffnete und kurz darauf das gleichnamige Label, auf dem er Bands wie die Smiths und die Go-Betweens promotete, später auch die Strokes, die Libertines und Arcade Fire. Über Jahrzehnte pilgerten Kontinentaleuropäer daher selig nach London, um in den drei Rough Trade-Shops kräftig Vinyl zu shoppen. Seit dem Wochenende ist dies auch in Berlin möglich: Im Bauprojekt Kalle, dem ehemaligen Kauf- und Parkhaus an der Karl-Marx-Straße. Geschäftsführer Curt Keplin, der (natürlich) massig Musikbusinesserfahrung mitbringt, freut sich auf eine Oase für Music-Lover, für die in Neukölln der ideale Standort sei. Schließlich liegen drumherum mit dem Huxleys und dem Hole 44 genügend Musik-Anlaufpunkte. Ein weiterer Club für 600 Gäste ist bereits kurz vor der Fertigstellung - im selben Gebäude.

Zwar boomt der Vinylmarkt seit Jahren, auch weil immer mehr junge Menschen im Streaming-Zeitalter die haptische Seite von Musik wertschätzen, doch als attraktive Wertanlage für die Zukunft eignen sich Plattenläden eher nicht. Nach wie vor schließen viele Läden, kürzlich etwa mit Dodo Beach East nach 33 Jahren der bekannteste Plattenladen in Ost-Berlin. Bei Rough Trade sieht man sich dennoch gerüstet: Mit 270 Quadratmeter hat man eine ordentliche Grundfläche, auf der auch Lesungen und Konzerte stattfinden sollen. Zumal mit coolen Rough-Trade-Bands wie den Sleaford Mods.

Kundinnen und Kunden können sich zum Austausch in ein Café setzen, das auch Craft-Biere auf der Karte führt und natürlich bietet das Sortiment neben Schallplatten auch jede Menge Poster und Band-Merchandise an. Das kennt man alles so auch aus London, aber in Zeiten des Brexits würden sich deutsche Schallplatten-Fans eben zweimal überlegen, den Trip nach England zu planen, glaubt Keplin. Am Wochenende wurde die Eröffnung gleich mit einem Opening Rave gefeiert: Es schauten Digitalism, Monolink, Kasper Bjørke, Local Suicide und Discovery Zone vorbei. Allerdings nicht in den Rough Trade-Shop, sondern ins Berliner Kreuzwerk.

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