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Platz 6: Diana Ross (1996)

Geht es nach The Weeknd, war der beste Super Bowl-Auftritt ever der von Diana Ross, und die Rede ist nicht von ihrem ersten Besuch im Jahr 1982, wo sie die Nationalhymne sang, sondern von der 1996er Gala. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Selten sprang einem die Natürlichkeit eines Superstars so frontal ins Gesicht wie hier. Diana Ross ist an diesem Januar-Tag die personifizierte gute Laune. Sie schert sich über (fast) die gesamten zwölf Show-Minuten nicht um ikonische Coolness, sondern lacht und tanzt sich in die Herzen von Live- und TV-Publikum und strahlt die anwesenden Kinder und Tänzer*innen an.

Man könnte glatt meinen, sie befinde sich in der vertrauten Umgebung einer Familienfeier, wären da nicht die 70.000 ZMenschen im Stadion, ihre vier Kostümwechsel, die riesige Anzahl Tänzer*innen, die ihren Namen auf den Rasen schreiben, und die damalige Rekordzahl von über 95 Millionen vor den Fernsehgeräten. Die Organisatoren wollten zum 30. Geburtstag des Super Bowl den Entertainmentfaktor erhöhen, und Diana Ross lieferte.

Vielleicht meinte The Weeknd auch die Perfektion, die sich eben gerade auch in der Showwomanship der damals 51-Jährigen zeigte. "Stop In The Name Of Love", "You Keep Me Hangin' On", "You Can't Hurry Love": Auf jeden größten Hit ihrer Karriere folgte ein noch größerer. Da fiel das von Gloria Gaynor stammende, mit tanzbaren Rave-Beats unterlegte "I Will Survive" gar nicht sonderlich auf. Zu "Ain't No Mountain High Enough" lässt sich Ross songgerecht auf einer erschreckend kleinen Hebebühne in sehr luftige Höhen fahren, aber als ehemaliges Supremes-Member weiß man natürlich, wie es ist, ganz oben zu stehen.

Dieses "ganz oben" definiert die Sängerin am Ende der Show aber noch einmal neu. Welchem Zweck diese seltsam unförmige Plattform in der Mitte des Stadionfelds dienen sollte, konnte vorher nämlich niemand erahnen. Das ändert sich schnell, als ein Hubschrauber zur Landung ansetzt und Ross sich mit den unsterblichen Worten "Oh, da kommt mein Fahrer" verabschiedet. An der offenen Seite des Helikopters sieht man sie noch lässig sitzend, singend und winkend, während sie langsam aus dem Blickfeld verschwindet. Legendärer Abgang einer legendären Diva.

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