µ-ziq
Als sehr alter Mann wertschätze ich Veteranen sehr oder lehne sie grundsätzlich ab, je nachdem, wie jung ich mich gerade fühlen will; erratisches Gebaren ist ja auch ein Zeichen von Reife. Mike Paradinas aka µ-ziq ist jedenfalls ein Veteran sondergleichen. Er prägt seit 1993 IDM, auch als Labelinhaber und Mitbegründer von Drill'n'Bass. Seit Ende der 90er verblasst sein eigener kommerzieller Stern stetig, ohne je ganz untergegangen zu sein (und der seines Labels Planet Mu erst recht nicht, das läuft wie geschnitten Brot); der Legendenname hilft vermutlich insbesondere im UK, ordentliche DJ-Gagen einzufahren. Mit "Grush" zeigt der Senior aus Wimbledon, wozu er noch in der Lage ist.
Zu sehr guter Musik jedenfalls. Noch dazu einer, die sich gängigen Genregrenzen widersetzt, ohne dafür Konventionen sprengen zu müssen. IDM trifft es wohl immer noch, es ist halt intelligente, melodische elektronische Musik. Nostalgisch ist die Scheibe nur insofern, als dass diese Art Musik zu einer bestimmten Zeit, und getrieben von Paradinas und seinem Kumpel Aphex Twin, sehr beliebt war und dieses Album technisch auch dann erscheinen hätte können und Paradinas nun mal einer der Vertreter dieser Spielart war. Alles Verkrampfte, Rückblickende, Modernität ablehnende ist diesem Album fremd. Verspielt und souverän tut hier jemand, was er am besten kann und in dem er einer der Besten ist. Hätte es ein 20-Jähriger geschrieben, er hätte dieselbe respektvolle Verbeugung verdient wie Paradinas.
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