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La Dispute - "Enviromental Catastrophe Film"

Es ist schwierig, darüber zu schreiben, wie grandios die Musik von La Dispute klingt, und vor allem, wie tief ihre Inhalte schneiden, ohne einen persönlichen Bezug dazu herzustellen. Aber auch ohne sich von dem Text von "Environmental Catastrophe Film" verstanden zu fühlen, der weniger mit der titelgebenden Naturkatastrophe zu tun hat und vielmehr die Unausweichlichkeit des Älterwerdens mit der emotionalen Wucht einer Dampfwalze entlädt, fällt es schwer, sich angesichts Jordan Dreyers Performance nicht ergriffen zu fühlen.

Nach fast 20 Jahren im Dienst klingen die Stimmbänder des Amerikaners, als könnte man an ihnen jedes Jahr abzählen wie an den Ringen im Inneren eines Baumes. Der Witterung des Lebens ausgesetzt, von Tragik, Glück und Verlust gepeitscht, singt Dreyer reifer, sanfter, müder und vor allem endgültiger. Vom Anfang und dessen Vergänglichkeit. Vom Ende, aber auch von den Möglichkeiten dazwischen.

Koppelt man das noch mit einem der wagemutigsten und versatilsiten Instrumentals in La Disputes Katalog, das die Emo-Arpeggios ihrer Anfangszeit mit rauen Fugazi-Riffs, dickem Bass und einer Prise Radiohead vermengt und nicht mit einem, sondern gleich zwei Gänsehaut-Crescendos auftrumpft, dann hat man der großartigstens Songs in der beileibe nicht mehr jungen Bandgeschichte der Post Hardcore-Pioniere. Obendrein birgt er für jede Person, die zuhören möchte, einige der rührendsten und herzzerreißenden Zeilen, die man dieses Jahr zu Ohren bekommen wird.

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