laut.de-Biographie
Pivot
Sehr hübsches Antitheseing, was dieses Trio aus Sydney und Perth zu bieten hat: Plattencover schwer mysteriös mit einer Silhouette, welche einen Miniatur-Globus als Herz trägt, und so gut wie keine Promobildchen fürs Sammelalbum. Musikalisch geht es bei Pivot (sprich: Piwett) dann noch einige Hausnummern komplexer zu. Ihr instrumentaler Mathrock bedient sich einer einzigartigen Mischung aus Vor- und Rückwärtsgewandtheit. Zwischen 70s-Proto-Elektro und Krautrock, Gitarren-Noise und epischer Space-Exkursion, basteln die Brüder Richard und Laurence Pike und Dave Miller am retro-futuristischen Kino.
Im Gegenteil zu diesem rätselhaften Konglomerat bauen die drei um ihre Einflüsse keinerlei Nebelwand. Auf der MySpace-Seite sind die Ideengeber alle ordentlich aufgelistet. Jean Michel Jarre, Talking Heads, Autechre, Brian Eno, Liars, Aphex Twin, Ricardo Villalobos, Vangelis, Lightning Bolt und Arcade Fire werden dort genannt – und mit Ausnahme Letztgenannter füttern all diese Künstler tatsächlich die Soundstrukturen Pivots.
Nicht zuletzt gilt das Trio, das 1999 als Quintett geboren wurde, als wahnwitzige Mischung aus den Postrockern Tortoise und den elektroaffinen Mathefricklern Battles. So ist es schließlich auch Tortoises John McEntire, der für das internationale Debüt "O Soundtrack My Heart" den finalen Mix liefert. Ein Titel übrigens, der den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf trifft: Und das nicht bloß, weil Instrumentalmusik gern vorschnell mit Film konnotiert wird.
Basslines, Bassdrums, Gitarren, Synths – alles kommt bei den Perfektionisten zugleich voll aufgedreht und doch kristallklar, was der abgedunkelten Musik ungewöhnliche Eigendynamik verleiht. Bisweilen scheint es, als zögen die Instrumente die Band hinter sich her, die Künstler verschwinden hinter einem gedachten Vorhang.
Darüber hinaus laden Pivot jeden Interessenten auch via Podcast zu eingehender Auseinandersetzung mit den Bandwurzeln ein. Auf der Homepage bieten sie Playlists an, die sich unter anderem vor Synthie-Helden wie Klaus Schulze verbeugen. Nur folgerichtig, wenn es letztlich Warp Records sind, die dieses Stil-Crossover veröffentlichen. Wie überzeugt man dort vom Signing ist? Ein Plattenvertrag über 16 (!) Releases sollte als Antwort genügen.
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