Porträt

laut.de-Biographie

Richie Havens

Am 15. August 1969 tritt ein junger Singer/Songwriter aus New York auf eine Bühne, die später legendär wird. "Es war 17 Uhr und immer noch war nichts passiert. Ich war derjenige mit dem unkompliziertesten Instrument und der kleinsten Band", erinnert er sich. Sein Set soll nach 40 Minuten enden, doch die nachfolgenden Künstler stecken im Stau fest, also wird er immer wieder auf die Bühne gescheucht.

Richie Havens: Woodstock-Legende erliegt Herzinfarkt Aktuelle News
Richie Havens Woodstock-Legende erliegt Herzinfarkt
Der amerikanische Folkmusiker Richie Havens ist am Montag im Alter von 72 Jahren gestorben.

Alleine mit seiner Gitarre steht Richie Havens beim Woodstock-Festival vor immer mehr Zuschauern. Nach knapp drei Stunden fallen ihm keine Lieder mehr ein und er improvisiert ein Stück auf Basis des Gospels "Motherless Child", das später den Titel "Freedom" erhält. Die Bilder des Sängers, der mit geschlossenen Augen und heiserer Stimme den Daumen über das Griffbrett seiner Gitarre fliegen lässt, gehören zu den intensivsten Szenen des Films "Woodstock". Das Stück wird im Nachhinein zu einer Hymne.

1941 in Brooklyn geboren, zieht Havens mit seiner Gitarre zu Beginn der 60er Jahre durch die Cafés des Greenwich Village. Das Folk-Revival ist im vollen Gange, Bob Dylan oder Peter, Paul And Mary kommen groß heraus. In einem eher weißen Umfeld fällt er als Afroamerikaner auf, in der liberalen Szene spielt die Hautfarbe aber keine große Rolle. "Wir haben jede Nacht in drei Coffeehouses gespielt. 14 Sets à 20 Minuten. Der Hut ging rum, wir haben uns über Wasser gehalten. Das habe ich siebeneinhalb Jahre lang gemacht, jede Nacht. Es war eine magische Zeit", erinnert er sich.

Nachdem er zwei Alben auf kleineren Labels veröffentlicht hat, unterschreibt Havens 1967 einen Vertrag bei Dylans Manager Albert Grossman. Die LP "Something Else Again" (1968) erreicht die tieferen Etagen der Charts, es sind aber vor allem seine energiegeladenen Liveauftritte, die ihm eine Einladung nach Woodstock einbringen. Er soll erst als vierter Künstler auftreten, da er aber als einziger bereitsteht, darf er das Festival eröffnet.

Er nutzt die Gelegenheit, tritt wenige Wochen später beim Isle of Wight-Festival auf und gründet sein eigenes Label. Mit "Alarm Clock" und einer Coverversion von "Here Comes The Sun" der Beatles gelingt ihm 1970 der größte Erfolg seiner Karriere.

Havens veröffentlicht bis ins neue Jahrtausend hinein regelmäßig Alben (sein letztes, "Nobody Left To Crown", erscheint 2008) und bleibt vor allem als Gast in Fernsehsendungen und als Livekünstler gefragt. Nebenbei spielt er auch kleinere Rollen in Kinofilmen und im Theater. 2000 nimmt er mit Groove Armada das Stück "Hands Of Time" für den Soundtrack zum Tom Cruise-Kinostreifen "Collateral" auf.

Dazu engagiert er sich politisch und sozial. In den 1970er Jahren gründet er in der Bronx das Northwind Undersea Institute, ein Museum, das sich mit der Erforschung der Ozeane befasst. 1990 gründet er zudem die Organisation National Guard, die Kindern den Umweltschutz nahe bringen soll. 1996 tritt er beim Tibetan Freedom Concert in San Francisco auf.

Im März 2012 kündigt Havens auf Facebook an, seine Karriere nach 45 Jahren auf der Bühne aus gesundheitlichen Gründen beenden zu müssen. Am 22. April 2013 erklärt seine Familie auf seiner Webseite, dass Havens in seinem Haus in Jersey City an einem Herzinfarkt gestorben sei. Er wurde 72 Jahre alt.

"Mit seinem ersten Song zündete er ein Feuer, das weiter brannte bis zum Schluss seines Sets. Das hat er sein Leben lang gemacht, ohne dass es jemals ausging", würdigt ihn sein Kollege Stephen Stills.

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  • Offizielle Seite

    Informativ.

    http://www.richiehavens.com/official_site/home.html

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