12. Juli 2018

"Ich muss aufhören, Foo Fighters-Songs zu meucheln"

Interview geführt von

Rick Astley wird uns niemals aufgeben, uns niemals verletzen und vor allem wird er uns niemals belügen.

Zudem steht mit "Beautiful Life" gerade sein achtes Album in den Startlöchern. Beste Voraussetzungen also für ein Interview mit dem Sänger, der zum MTV Best Act Ever gewählt wurde und dem vor zwei Jahren mit "50" ein viel gefeiertes Comeback gelang, das ihn zurück an die Spitze der englischen Charts brachte. Ein Gespräch über seinen neuen Longplayer, Donald Trump, Ed Sheeran, die Foo Figthers, Tätowierungen, "I'm a Celebrity ... Get Me Out of Here!!" und seine Zeit als junger Pop-Star bei Stock Aitken Waterman (Interview: "An Drogen kamen wir nicht ran").

Mit deinem letzten Album "50" hast du es in deiner Heimat bis auf Platz eins der Charts geschafft. Hättest du auch nur im Ansatz mit einem solchen Comeback gerechnet?

Nie im Leben! Nie im Leben. Das ganze Team und das Plattenlabel waren wirklich mächtig überrascht, und ich selbst konnte es am wenigsten fassen.

Nachdem du in den letzten zwanzig Jahren vor "50" gerade einmal zwei Alben veröffentlicht hattest, ging es diesmal rasend schnell. Was machte nun den Unterschied aus, dass "Beautiful Life" nun schon nach zwei Jahren erscheint?

So ein Erfolg gibt einem eine Menge Vertrauen. Weltweit hielt sich der Erfolg zwar in Grenzen, aber in UK war er tatsächlich enorm. Das waren zwei wirklich besondere Jahre. Als ich in mein Studio zurückkam, hatte ich wirklich viel, worüber ich schreiben wollte und worüber ich einfach glücklich war. Das macht den Prozess um Einiges leichter. Es ist einfach schön, das weiter laufen zu lassen. Wenn man ein Album aufnimmt und es passiert einfach gar nichts, gibt das einem das nicht gerade das Gefühl, man müsse gleich noch eins machen.

Die Arbeitsweise scheint ja sehr ähnlich gewesen zu sein. Du hast wieder die Songs geschrieben, produziert und alle Instrumente selbst gespielt. Was war für dich der größte Unterschied bei der Arbeit an den neuen Songs?

Sie stehen sich schon sehr nahe, denn sie entstanden in der exakt gleichen Art und Weise. Wenn Künstler mit sieben Produzenten arbeiten - woran nichts auszusetzen ist - entsteht eher eine Ansammlung von Singles. Ich setze mich einfach hin und habe Spaß daran, ein bisschen Gitarre, Piano oder etwas anderes zu spielen. Ich spiele, bis ich merke, dass so etwas wie ein Song entsteht. Das spiele ich dann einigen Leuten wie meiner Frau oder Freunden vor. Wenn ich dann von ihnen diesen kleinen Funken bekomme, merke ich, dass nicht nur ich das mag, sondern dass es etwas mit ihnen macht. Dann arbeite ich weiter und beende den Song. Manche beende ich sowieso, denn ich habe so viel Spaß dabei, und bevor ich sie jemanden zeigen konnte, sind sie schon fertig. Ich denke, die Alben werden so viel persönlicher. Es sind meine Alben. Niemand anderes hat Hand angelegt, um etwas zu schreiben oder zu produzieren.

Der Refrain des Titeltracks "Beautiful Life" strotzt aber regelrecht vor Optimismus. Das wirkt bei all den düsteren Themen, die heutzutage die Nachrichten bestimmen, fast schon wie eine Trotzreaktion.

Es geht mir gar nicht unbedingt um die heutigen Zeiten, eher um die Tatsache, dass ich zu schätzen weiß, wie glücklich ich bin und was für ein wunderbares Leben ich führen durfte. Genau jetzt erlebe ich einen wahrhaft goldenen Moment. Ich denke, wenn man sich umsieht ... Politik und alles, das mit politischen Entscheidungen zu tun hat, wie die Welt tatsächlich funktioniert, wie gerade die ganz großen Geschäfte gemacht werden: Die Menschen scheinen darin keinen wirklichen Platz mehr zu haben. Alles dreht sich immer nur ums Geld. Ich denke, dass man sogar einen Popsong dazu nutzen kann, um sich vorsichtig daran zu erinnern, dass, egal, was gerade in der Welt passiert, das Leben immer noch schön ist. Auch das Publikum, aber zunächst einmal geht es mir darum, mich selbst daran zu erinnern. Ich musste einen Weg finden, ich muss eine Möglichkeit finden, das zu beweisen. Das ist die Aussage dieses Songs: Das Leben ist schön.

Ich stamme aus dem Norden Englands. Wenn du Leute von dort getroffen hast, weißt du, dass wir ziemlich miesepetrig sein können. Ich habe diese Tendenz auch, manchmal sehe ich alles nur Grau in Grau. Ich muss mir manchmal ins Gedächtnis zurückrufen, dass das Leben schön ist. Das soll gar kein politisches Statement sein. Das Leben gehört uns allen, wir sollten eine gute Zeit haben, jeder muss seinen Weg finden, wie ihm das gelingt. Wenn Leute schreckliche Zeiten durchmachen, liegt auf der Hand, dass ein Popsong daran nicht zwingend etwas ändern wird, aber manchmal passiert das eben doch. Manchmal löst ein guter Film oder ein gutes Buch etwas aus. Ein bisschen davon steckt in diesem Lied. Ich möchte aber anderen Leuten keine Predigten halten, ich spreche da eher zu mir selbst.

"I Need A Light" geht in eine komplett andere Richtung. Du singst über "raginig storms" und setzt deine Hoffnung in die kommende Generation.

Stimmt. Ich würde da auch nicht sagen, das sei politisch, weil ich mich selbst nicht als Bob Dylan betrachte. Eigentlich geht es um eine ganz einfache Sache, vergangene Generationen, meine Generation ...  Denken wir doch mal zurück an die 80er, da drehte sich alles ums Geld und darum, zu zeigen, dass man es hat. Wenn ich dagegen die Generation meiner Tochter betrachte: Sie ist 26, und eine Menge ihrer Freunde und auch sie selbst legen wesentlich weniger Wert auf Geld als ich es damals tat. Das gilt natürlich nicht für alle. Ich bin sicher, auch einige dieser Kinder werden als Banker enden oder große Konzerne führen. Aber ich glaube, diese Generation hat mehr denn je den Zustand der Welt im Blick und denkt darüber nach, dass WIR etwas ändern müssen, weil, wenn wir das nicht schaffen, wars das. Darüber wird nun schon seit ein paar Jahrzehnten gesprochen, aber ich glaube, jetzt haben sie tatsächlich verstanden, dass wirklich, wirklich akut etwas getan werden muss. Es wird also Zeit, ihnen das Ruder zu überlassen. Der Songtext sagt auch, dass sie natürlich auch Fehler machen, aber mir sind junge Leute, die Fehler machen, lieber als alte, die seit zwanzig oder dreißig Jahren die selber Fehler wieder und wieder machen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.

Als ich den Song hörte musste ich dabei unter anderem an die Jugendlichen denken, die in Amerika gegen die Waffengesetze auf die Straße gehen.

Die Welt ist ein verrückter, seltsamer Ort. Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten, manche Leute lieben ihn tatsächlich, und für eine Menge Menschen ist das alles wie eine sehr, sehr schräge Fernsehshow. Es ist wirklich, wirklich merkwürdig. In Großbritannien gehen ebenfalls seltsame Dinge vor sich, mit dem Brexit. Gott weiß, wohin das führt. Ich glaube, jedes Jahrzehnt hat seine Seltsamkeiten, wenn man sich die Politik betrachtet. Ich versteh' es wirklich nicht. Ich versuche einfach, Songs zu schreiben, die mir etwas bedeuten. Klar dreht sich das dann auch oft darum, jemanden zu lieben und geliebt zu werden, das ist ja auf einem sehr grundlegenden menschlichen Level eigentlich doch das ultimative Ziel im Leben. Lieben und zurückgeliebt werden. Das liegt uns in den Genen. Ich glaube, deswegen handeln auch so viele Songs genau davon.

"Donald Trump ist Präsident der Vereinigten Staaten und für eine Menge Menschen ist das alles wie eine sehr, sehr schräge Fernsehshow"

Im letzten Song "The Good Old Days" schwelgst du hingegen in Nostalgie, in der Musik, die dir deine Brüder und deine Schwestern mitgaben, von den Beatles, Joni Mitchell und Queen.

Das ist ein wichtiges Thema für mich, weil ich das jüngste von vier Geschwistern war. Ich war quasi gezwungen, nahezu alles anzuhören, von den Beatles über Progressive Rock, dann Rockbands wie Queen, jede erdenkliche Sorte Musik. Ein bisschen Soul manchmal auch. Ich glaube, eine Menge Leute haben diese Erfahrung gemacht. Wir haben einen älteren Bruder, eine ältere Schwester - für mich waren das wirklich einschneidende Erfahrungen, die ich in meiner Kindheit gemacht habe, die sicher dazu beigetragen haben, dass ich Musik mache und auftrete. Meine Schwester hat mich mit zu Konzerten genommen, da war ich neun oder zehn Jahre alt. Das hat schon ein bisschen mein Leben verändert. Ich denke, mit vierzehn oder fünfzehn zusammen mit Freunden auf ein Konzert zu gehen, ist eine Sache. Aber mit zehn war das beinahe beängstigend, aber eben auch sehr, sehr aufregend.

Ich glaube nicht, dass ich heute wirklich besonders von Rick Wakeman beeinflusst bin, aber ich kenne alle seine Platten. Letzten Endes geht es vermutlich einfach nur um die Liebe zur Musik. Lustig, eigentlich: Im Grunde war es wirklich gut, dass ich der Jüngste war. Wäre ich der Älteste gewesen, hätte ich vermutlich ein sehr viel beschränkteres musikalisches Vokabular. Ich höre heute allerdings deswegen sehr viele verschiedene Dinge, weil ich einfach eine Menge verschiedener Dinge mag. Das liegt natürlich auch am Internet, das die Art, wie wir Musik haben, grundsätzlich verändert hat. Wir wählen ja noch nicht einmal mehr aus. Wir setzen uns einfach an den Computer und er fängt an, uns Musik vorzuspielen. Ich weiß gar nicht so genau, wie ich das finden soll.

Es ist vielleicht auch ein bisschen schwach, dass die Leute gar nicht mehr wissen, was sie wollen, und dann den Computer entscheiden lassen. Auf der anderen Seite ist es aber auch großartig, weil dir das Dinge zu Ohren bringt, die du niemals ausgewählt hättest. Das gräbt manchmal Sachen wieder aus, die hast du seit zehn oder fünfzehn Jahren nicht gespielt. Das ist auch ziemlich nice, da fühle ich mich wieder ein bisschen wie damals als Kind, da habe ich auch nicht ausgewählt. Wenn mein Bruder "Bohemian Rhapsody" spielen wollte, habe ich das anhören müssen. Ob ich wollte oder nicht.

Mit 21 wurde quasi über Nacht aus dem Tea Boy ein Nummer-eins-Star. Wie hat sich das angefühlt? Was hat sich damals für dich geändert?

Um ehrlich zu sein, ist es sehr schwer, das auszuhalten. Als ich 21 war, hatte ich vom Leben noch überhaupt nichts mitbekommen. Dann einen Nummer-eins-Hit zu haben und damit um die Welt zu touren, ist hart, weil du dem überhaupt nichts entgegenzusetzen hast. Du hast keinen Vergleich, für gar nichts. Es ist wirklich ziemlich seltsam. Ein großartiges Gefühl, irgendwie. Das einzig Schlimme daran ist, dass du von diesem Punkt an nichts mehr erreichen kannst. Wenn deine erste Platte auf eins geht, gibt es kein Ziel mehr. Wenn du erst auf fünfzehn gehst, mit der nächsten auf zwölf, und dann auf acht, dann ist die Nummer eins dieses "WOW, wir sind auf eins! Endlich sind wir auf eins!" Wenn aber die Eins das erste ist, das du bekommst - ich weiß gar nicht - du kannst halt nicht wirklich etwas aufbauen. Es war keine Reise. Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, diesen Weg zurück gelegt zu haben, weil du den Erfolg dann besser wertschätzen kannst.

Die erste Platte, die ich jemals aufgenommen habe, war in Amerika Nummer eins. Da fragst du dich schon: Okay, was machen wir jetzt? Verstehst du, was ich meine? Ich glaube zwar nicht, dass das der Grund dafür war, aber solche Sachen haben schon mit dazu geführt, dass ich nach vier oder fünf Jahren gesagt habe, ich habe genug. Ich habe nicht vier oder fünf Jahre darüber nachgedacht, ob meine nächste Platte die amerikanische Nummer eins wird. Die ersten beiden Platten waren es, also lief es ein bisschen so nach dem Motto: Okay, fein, das ist also normal. So läuft das halt. Versteh' mich nicht falsch: Ich bin wirklich glücklich darüber, dass es so lief. Ich mag "Never Gonna Give You Up" wirklich, es war immer gut zu mir. Aber auf eine merkwürdige Art denke ich mir, es wäre vielleicht schön gewesen, diese Reise zu machen, etwas aufzubauen. Man hätte das alles so vielleicht besser erfassen und begreifen können.

Du gehörst zu diesen Teeniestars, die zusammen mit ihrem Publikum erwachsen wurden. 1991 bedeutete "Free" für dich den Umbruch zum erwachsenen Pop-Soul. Damals hattest du bekannte Unterstützer und mit Musikern wie Elton John, Mark King und dem viel zu früh verstorbenen Rob Fisher zusammengearbeitet.

Diese Stock-Aitken-Waterman-Sache war so ... Produzenten haben ja schon immer versucht, einen eigenen, unverwechselbaren Sound zu kreieren. Zu dieser Zeit gab es zwei amerikanische Typen namens Jam & Lewis. Die hatten einen ganz besonderen amerikanischen R'n'B-Sound. Und plötzlich hat das jeder gemacht. Sogar Human League haben eine Platte aufgenommen, die nach Jam & Lewis klang. Der Knackpunkt bei Stock-Aitken-Waterman war, glaube ich, dass sie wollten, dass ihr Name genauso groß ist wie der des Künstlers. Und sie wollten, dass wirklich jeder weiß, dass der Sound auf ihr Konto geht. Darum ging es ihnen tatsächlich. Ich wollte einfach eine Platte mit Musikern machen. Nicht mit zwei Typen, die Platten machen. Mit richtigen Drums, weil ich als Kind Schlagzeug gespielt habe und immer noch verknallt darin bin. Es war eine großartige Erfahrung, dass wir einen Gospelchor haben konnten, wenn wir das wollten.

Ich habe vorher noch nie Songs mit jemandem zusammen geschrieben. Ich hatte Stock-Aitken-Waterman-Songs und nur sehr wenige eigene Stücke auf meinen Platten. Später gab es ein paar Singles, die ich selbst geschrieben hatte, aber mit jemandem zusammen etwas geschrieben hatte ich noch nie. Ich habe noch nie mit jemandem zusammen in einem Raum gesessen und geschrieben. Das dann doch einmal zu tun, war eine wirklich wunderbare Sache. Ich habe auf dieser Platte also eine Menge Dinge getan, die mir wirklich etwas bedeutet haben. Am Ende des Tages will jeder Künstler ja doch eigentlich Erfolg haben, und bestenfalls eine Nummer-eins-Platzierung. Aber ich denke, im Grunde möchte jeder auch wirklich stolz auf seine Leistung sein können. Ich bin überzeugt davon, dass du um so mehr mit einer Platte verbunden bist, je mehr du an ihrer Entstehung beteiligt warst. Deswegen mache ich meine Platten heute auf die Art und Weise, wie ich sie eben mache. Es sind MEINE Platten. Ich mache etwas. Ich spiele alles selbst ein, mach alles selbst, es ist alles meins.

Wenn es dann nicht funktioniert, kann ich nicht mit dem Finger auf irgendjemanden zeigen, dann habe ich selbst versagt. Wenn du auf irgendjemandes Platte singst, und es funktioniert dann halt nicht, dann ist das ja nicht dein Versagen. Mit dem "Free"-Album hatte ich trotzdem eine ganz wundervolle Zeit. Ich hatte die Möglichkeit, mit einer Menge verschiedener Leute zusammen zu arbeiten und Dinge zu tun, die mit Stock-Aitken-Waterman niemals möglich gewesen wären. Weil die eben eine ganz bestimmte Arbeitsweise haben, und von der weichen sie einfach nicht ab.

"Warum sollte irgendjemand nicht die Foo Fighters sehen wollen?"

Nach der Veröffentlichung von "Body And Soul" hast du dich 1993 komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Du hattest einen Nervenzusammenbruch. Wie schützt du dich heute davor, wieder in eine ähnliche Situation zu kommen?

Wenn das heute passieren würde, wäre das okay für mich. Ich bin in der sehr glücklichen Lage, dass ich genau das tun kann, das ich tun will. Wenn ich entscheide, dass ich nach diesem Album zehn Jahre Pause einlegen möchte, dann ist das meine Entscheidung. Ich bin nicht der Sklave meiner Arbeit. Es ist wirklich wichtig, dass Leute, die Musik machen oder andere kreative Dinge tun, diese tun, weil sie es tun wollen. Ich hatte das unfassbare Glück, dass ich niemals einen wirklichen Job hatte. Ich musste mich nie um Geld sorgen. Ich hab' also leicht reden, wenn ich sage, es sollte bei Kunst nicht darum gehen, dass man damit seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Aber wenn man schon in dieser glücklichen Lage ist, dann mach genau die Musik, die du machen willst. Auch, wenn es Pop-Musik ist. Auch, wenn es keine politische Botschaft hat. Auch, wenn es nur irgendeine Sommerplatte ist, oder was auch immer. Die oberste Maxime für den Künstler sollte immer sein, dass er wirklich liebt, was er tut.

Wenn ich mir manche Leute ansehe, die haben riesige Hits, und ich schau sie an und denke: "Du siehst wirklich nicht glücklich aus." Das ist doch fast die traurigste Sache der Welt. Wenn man nicht glücklich damit ist, was zum Teufel machen wir dann überhaupt? Das Musikgeschäft ist eine sehr, sehr seltsame Welt. Jemand macht Musik, und dann wollen sie, dass die Welt sie zu hören bekommt, und damit das passiert, jagen sie sie durch einen Business-Prozess. Ich weiß, wir haben inzwischen das Internet, da läuft alles wieder ein bisschen anders. Eine bekannte Band kann ihr Zeug möglicherweise einfach ins Netz stellen, ohne viel Plattenfirma und Promo und all das. Es ist möglich, einfach alles übers Internet zu machen. Aber die Mehrheit versucht, ihre Musik über das Business an den Mann zu bringen, also hängen sie auch drin, in diesem Business. Ich glaube, manchmal schneiden sich die Leute damit ins eigene Fleisch, weil sie vergessen, dass es ein Geschäft ist. Ich geh' nicht ins Studio, greif' mir die Gitarre und denke, das sei ein Geschäft. Überhaupt nicht. Du musst einfach deine Musik machen und dir dann überlegen, wie weit du damit gehen möchtest.

Ich guck' mir zum Beispiel Ed Sheeran an, und ganz offensichtlich liebt er, was er tut. Aber er will zugleich auch der größte Künstler der Welt sein. Also ist er gewillt, alles zu tun, das dafür nötig ist. Wenn ich ihn betrachte, macht er den Eindruck, als habe er das für sich so beschlossen und ist wirklich im Reinen mit sich und seiner Entscheidung. Ich hoffe, er ist es. Er sieht jedenfalls so aus. Er sieht aus, als genieße er voll und ganz, was er tut. Er gehört also möglicherweise zu den größten Stars der Welt, aber nicht zu der Sorte, die nachts besoffen aus einer Bar torkelt, jede Woche mit einem anderen Mädchen. Jemand, der sein Leben versäuft, weil er eben nicht wirklich glücklich ist, noch nicht einmal, wo er doch ein internationaler Superstar ist. Was ich von Ed Sheeran gesehen und gelesen habe, ist: ER hat eine Menge Freunde, die er schon seit seiner Kinderzeit kennt, und die in seiner Crew und seiner Tour-Mannschaft arbeiten. Das sieht alles nach echtem Zusammenhalt aus. Ich glaube, das ist der Traum, den ich auch hege. Die Musik machen, die du machen willst, und dabei ein menschliches Wesen bleiben, und bestenfalls lieben es die Leute da draußen dann auch noch. Das wäre wirklich perfekt.

2013 standen die Zeichen ja erstmals auf Comeback. Du hattest die Single "Superman" veröffentlicht, und "My Red Book" hatte bereits einen Veröffentlichungstermin. Quasi in letzter Sekunde verschwand das Album aber wieder und blieb unveröffentlicht. Woran lag es?

Wir sind mit dem Song in Großbritannien im Radio gewesen, und ich glaube, ich war einfach noch nicht bereit. Die Songs, das Timing, all das, das hat sich einfach noch nicht richtig angefühlt. Das war es: Es drehte sich größtenteils um das Timing. Ich glaube, mit dem "50"-Album hat dann plötzlich alles an seinen Platz gefunden. Ich weiß gar nicht, ob man das erklären kann. Ich habe mich einfach nicht bereit gefühlt. Das war aber das Schöne an der Position, in der ich war: Ich hatte ja keinen Plattenvertrag. Als ich angefangen habe, wollte ich einfach "50" machen, für mich, für ein paar Fans und ein paar Freunde. Es war eher ein Freizeitprojekt. Bis zu dem Moment, in dem du einen Plattenvertrag unterschreibst, kannst du sagen: "Och, weißt du was? Ich bin einfach noch nicht soweit." Schätze, das war, was ich getan habe. Vielleicht war diese Entscheidung auch falsch, aber selbst das wäre okay, weil ich jetzt das tue, das ich tue. Aber nochmal: Platten machen ist eine Sache, sie veröffentlichen eine ganz andere. Sobald etwas in der Öffentlichkeit steht, sehen die Dinge anders aus. Ich bin froh, dass wir das damals nicht veröffentlicht haben. Stattdessen hab' ich "50" gemacht.

Andere Stars aus deiner Anfangszeit hatten weniger Glück als du. Manche fanden sich bei Sendungen wie "I'm A Celebrity...Get Me Out Of Here!!" wieder. Was denkst du, hast du besser gemacht? Und hast du bevor "50" erschien, jemals ein Angebot für eine solche Sendung bekommen?

Tatsächlich habe ich Angebote für jede einzelne dieser Shows bekommen und wollte einfach nicht. Ich sehe mich selbst nicht als diese Art Person, die von einer solchen Sache profitieren könnte. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass überhaupt irgendein Musiker von solchen Formaten profitiert. Die Leute kriegen dich vielleicht wieder auf den Schirm und lernen dich ein bisschen besser kennen, aber am Ende musst du einfach doch eine Platte machen, die sie mögen. Du kannst die bekannteste Person der Welt sein. Wenn du keine Platte machst, die die Leute mögen, macht es am Ende keinen Unterschied. Ich glaube, Leute, die in solche Shows gehen, haben einfach eine andere Persönlichkeit als ich. Für manch anderen mag das funktionieren, ich denke aber, das ist dann eher eine Art Strategie innerhalb einer Management-Firma: Wir bringen den ins Fernsehen, und dann liefern wir eine Platte ab. Wenn die Platte, die du dann machst, aber nicht gut genug ist, wird sie nichts reißen. Ich bin also wirklich nicht interessiert an solchen Shows. Ich will einfach nicht.

Du hast zusammen mit den Foo Fighters live "Never Gonna Give You Up" gespielt. Grohl verglich dich mit Muhammad Ali und kündigte dich als Rick 'Badass' Astley an. In einem anderen Interview hast du gesagt, du hättest dir diese Begrüßung sogar tätowieren lassen?

Nein. Nein, nein! Nein, nein, nein. Ich habe überhaupt keine Tattoos. Vielleicht sollte ich mir mal eins machen lassen. Aber um ehrlich zu sein, ich bin nicht wirklich scharf drauf. Ich glaube nicht, dass ich mir je ein Tattoo stechen lassen. Vielleicht, wenn ich fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger wäre. Ich bin 52. Ich glaube, ich habe den Punkt verpasst, an dem man sich tätowieren lässt.

An dem Aufeinandertreffen mit Grohl waren keine Manager beteiligt?

Nein, nein, nein. Ich habe einfach auf einem Festival gespielt, und die Foo Fighters waren Headliner. Meine Band und ich und ein paar Leute von meiner Crew standen also am Bühnenrand, und wir haben sie uns angesehen. Warum sollte irgendjemand nicht die Foo-Fighters sehen wollen? Sie sind grandios! Dave Grohl hat mich da stehen sehen, und was meinst du, was er gesagt hat? "Komm' raus!" Also ging ich raus, und wir haben das einfach gemacht.

Es war komplett spontan. Ich hatte keinen von denen je zuvor getroffen. Und ich glaube, so eine Show abzuziehen, das sagt eine Menge über sie aus. Sie sind weit, weit über das Stadium "Versuchen, cool zu sein" hinaus. Sie sind bereit, Risiken einzugehen. Oft holen sie sich irgendein Kid aus dem Publikum und lassen das dann Gitarre spielen. Ich finde, wenn große Bands so etwas machen, dann ist das wunderbar. Es ist viel offener, als einfach die supercoolen Rockgötter zu geben. Es ist mehr so ein wir sind hier, lasst es uns genießen. Das ist wirklich ein besonderer Haufen, wirklich nette Typen. Wir haben nach der Show noch mit ihnen herumgehangen, und ich bin ihnen seitdem noch ein paarmal begegnet, echt ganz besondere Menschen. Und eine großartige Band, die großartige Platten macht. Man sieht das auch an ihrer Crew, die ganzen Leute um sie herum lieben sie wirklich. Das hat einen Grund.

In den Zugaben deiner letzten Tournee hast du Foo Fighters-Songs gespielt, aber auch Coverversionen von AC/DC, Rihanna, The Temptations oder Ed Sheeran. Hast du schon eine Ahnung, was es diesmal gibt?

Ich weiß noch nicht. Ich suche immer nach Songs, die entweder gerade aktuell sind, oder aber solche, die irgendetwas mit meiner Vergangenheit zu tun haben, von denen ich mir vorstelle, es wäre großartig, das zu spielen. Wir haben demnächst Proben, die Band und ich. Manchmal kommt der Song einfach beim Spielen, irgendein Riff, und dann denkst du: "Oh, Mein Gott, was war denn das jetzt?" Ich weiß noch nicht. Ich denke, wir müssen etwas Neues finden. Ich glaube, ich muss damit aufhören, Foo Fighters-Songs zu meucheln. Das glaube ich wirklich. Gerade, wo ich sie jetzt getroffen habe, ist es ein bisschen viel.

Bevor ich ihnen begegnet bin, war es okay, aber jetzt kann ich das, glaub' ich, wirklich nicht mehr machen. Aber es macht Spaß! Es versetzt mich in meine Kindheit zurück. Wenn du ein Kind bist, kannst du die Songs anderer Leute spielen. Es ist, als würdest du in einer Bar auftreten. Dort unterhältst du die Leute, indem du spielst, was eben gerade angesagt ist. Daran erinnert mich das. Ich mach' es gerne, also muss ich mir da etwas Neues ausdenken.

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Diese acht Dinge wird Rick Astley niemals tun: 1. Give You Up 2. Let You Down 3. Run Around 4. Desert You 5. Make You Cry 6. Say Goodbye 7. Tell A Lie 8.

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