Porträt

laut.de-Biographie

Robert Johnson

Musik und der Teufel. Eine Kombination zweier Begriffe, die immer wieder verdächtigt werden, miteinander in Verbindung stehen, um etwas Mystisches zu erklären. So auch im Falle des Blues, oder besser gesagt im Falle des legendären Bluesman Robert Johnson. Der Legende nach soll er seine Fähigkeiten erworben haben, als er eines Nachts kurz vor zwölf Uhr an eine Kreuzung ging. Dort angekommen, stimmt er ein Lied an, als sich ein großer, schwarzer Mann nähert. Der Satan nimmt ihm sein Instrument ab, stimmt es und übergibt es ihm wieder. Ab diesem Zeitpunkt soll Robert Johnson der begnadetste Blueser unter der Sonne gewesen sein. Passend zu dieser Art von Folklore wähnt sich der Wandersmann mit der Gitarre von Höllenhunden verfolgt, die seine Seele peinigen. Gerüchten nach sollen seine letzten Worte "ich bete, dass mein Erlöser kommen wird und mich aus meinem Grab befreit" gewesen sein.

Aberglaube oder nicht, fest steht, dass Robert Johnson der wohl einflussreichste Blues-Musiker in der Musikgeschichte ist. Historiker gründen auf seiner Musik und speziell seinem Gitarrenspiel die Entstehung des Rock'n'Roll und in der Folge auch die des Hardrocks und Heavy Metals. Eigentlich verrückt, denn von Johnson existieren lediglich 29 Aufnahmen, die er in zwei Sessions 1936/37 aufnimmt. Genug des Vorgreifens, wenden wir uns dem Leben und Sterben des Robert Johnsons zu.

Am 8.5. 1911 erblickt Robert Johnson in Hazlehurst/Mississippi als unehelicher Sohn von Julia Dodds und Noah Johnson das Licht der Welt, mit dem sie in Abwesenheit des Ehemannes das Bett teilt. Es dauert bis 1918, bis Robert eine dauerhafte Bleibe findet. Mit Mutter und neuem Stiefvater Willie "Dusty" Willies verlebt er die Jugend in Robinsonville. Als Teenager lernt er Maultrommel und später Mundharmonika zu spielen, auf der er mit Freunden erste eigene Songfragmente zum Besten gibt. Zur Gitarre, die ihn später berühmt machen sollte, greift er erst in den 20er Jahren. Das richtige Spiel bringt ihm die Lokalgröße Willie Brown bei, der ziemlich schnell erkennt, dass er dem jungen Mann nichts mehr beibringen kann, was dieser nicht schon beherrscht.

1929 heiratet er - gerade einmal 18 Jahre alt - Virginia Travis. Robert und die Frauen. Hier beginnt das Verhängnis, das ihn Jahre später in den Abgrund reißt. Kurz nach der Hochzeit erwartet das Paar sein erstes Kind, bei der Geburt des Kindes sterben jedoch beide, Mutter und Baby. Robert stürzt sich daraufhin in die Arbeit an seiner Musik, um die Wunde zu heilen, die der plötzliche Verlust reißt. Hilfreich, dass er kurz danach Son House trifft, der zu jener Zeit mit Charlie Patton und Louise Johnson in der Gegend unterwegs ist. House impft ihm die Seele des Blues ein, die Robert dankbar in sich aufsaugt. Son avanciert zu seinem Vorbild, und um nicht in der ruralen Abgeschiedenheit zu versauern und sein Leben als Feldarbeiter beschließen zu müssen, setzt er alles daran, ein ernstzunehmender Musiker zu werden.

Ike Zinnermann, sein nächster Lehrer, bringt ihm weitere Fähigkeiten auf der Gitarre bei. Johnson selbst beginnt zu dieser Zeit, seine Songs aufzuschreiben und zu üben, bis er sie zu seiner Zufriedenheit beherrscht. Seine zweite Heirat bringt er ebenfalls in trockene Tücher. Die Auserwählte hört auf den Namen Calletta "Callie" Craft. Jene läss ihm jedwede nur denkbare Unterstützung angedeihen, kocht, putzt und macht auch sonst alles, was der Macho von seinem Heimchen am Herd erwartet. Callie ist naiv genug, nicht zu meckern, wenn er sich in Bars die Nächte um die Ohren schlägt. Dass er dabei an keinem Rock vorbei schaut, der an ihm vorüberzieht, sollte sie eigentlich wissen, denn Robert als gutaussehender Mann, ist sich seiner Wirkung auf die Weiblichkeit durchaus bewusst.

Die Zinnerman-Schule gibt ihm das Selbstvertrauen, seine Stücke endlich auch einmal bei lokalen Konzerten solo zu präsentieren. Lange genug steht er im schützenden Schatten Ikes und anderer Musiker, mit denen er auf der Bühne performt. Sein musikalisches Talent entwickelt sich Anfang der 30er Jahre in seiner Heimatstadt Hazlehurst zu voller Blüte, was in ihm das Bedürfnis weckt, auf Wanderschaft zu gehen, um überall und für jeden zu spielen. Gesagt getan, schnappt er sich die Ehefrau und zieht im Mississippi-Delta umher. Callie hält die physischen Strapazen jedoch nicht aus und kehrt nachdem Robert sie verlässt, zu ihren Eltern zurück. Der frisch gebackene Strohwitwer kümmert sich einen Dreck um ihr weiteres Schicksal. Es ist das letzte Mal, dass sie ihn in ihrem Leben sieht.

Das Städtchen Helena in Arkansas ist 1934 bei seinen Reisen so etwas wie die Basis und Kontaktstelle zu anderen Blues-Größen jener Zeit. So trifft er dort zum Beispiel auf Sonny Boy Williamson, Howlin' Wolf, Elmore James, "Honeyboy" Edwards, Peter Chapman ("Memphis Slim") und Johnny Shines, mit denen er auch die Bühne teilt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der Aufmerksamkeit seiner Kollegen folgt die Anerkennung der Zuhörerschaft, die bei seinen Konzerten an Größe mehr und mehr zunimmt. Obwohl er sich zu jeder hübschen Maid hingezogen fühlt, heiratet er zum dritten Mal. Mit Estella Coleman adoptiert er Robert Lockwood Jr., der selbst einmal ein angesehener Musiker werden sollte.

In Robert reift der Wunsch, ebenso Platten aufzunehmen wie die Musiker, mit denen er live Auftritt oder die er im Radio hört. Über einen gewissen H.C. Speir gelangt er an Ernie Oertle, der damals so etwas wie ein Talentscout ist. Nach einem kurzen Vorspielen steht für ihn fest, dass er mit diesem Typen ins Studio muss. Das Ergebnis Roberts erster Session im November 1936 in San Antonio beinhaltet auch den Song, mit dem man seinen Namen wohl am öftesten in Verbindung bringt: "Terraplane Blues", dass sich von all seinen Aufnahmen auch am besten verkauft. Die letzten Robert Johnson-Aufnahmen stammen vom Juni 1937, wo er in Dallas im Studio weilt.

Den Abgang von der Bühne des Lebens nimmt er bei einer gemeinsamen Show mit Sonny Boy Williamson und Honeyboy Edwards in Three Forks/Mississippi. Das ist auch die einzige Tatsache, die als gesichert gilt. Die näheren Umstände liegen hinter einem Schleier aus Gerüchten und Spekulationen verborgen. Die Version, die wohl am glaubhaftesten ist, erzählt von einem eifersüchtigen Ehemann, der Johnson Gift in eine Whiskyflasche mixt, da er seine Frau ungebührlich anbaggert und diese auch noch Gefallen daran findet. Am Genuss dieser Mischung verreckt Robert drei Tage später am 16. August 1938 nach Augenzeugenberichten jämmerlich. Gerade einmal 27 Jahre wandelte er auf der Erde, bescherte der Nachwelt jedoch Musik, deren Nachhall bis heute nicht zu unterschätzen ist.

Musiker, die sich ganz explizit auf seinen Blues beziehen, sind Jimmy Page, Rolling Stones, Elvis Presley und Eric Clapton. Lange blieb sein Vermächtnis in der Musik anderer lebendig, in der US-amerikanischen Öffentlichkeit spielte Robert Johnson jedoch keine Rolle. Das ändert sich 1986 mit seinem Einzug in die Rock'n'Roll Hall Of Fame. 1994 taucht sein Konterfei auf einer Briefmarke auf. Ironischer Weise haben die Verantwortlichen das Bild retuschiert, auf dem er ursprünglich qualmend mit Zigarette zu sehen ist.

Auf die Initiative von Clapton und Keith Richards hin erscheint 1990 "The Complete Recordings", auf der alles zu hören ist, was der wohl einflussreichste Blues-Musiker der Welt je aufgenommen hat.

Alben

Surftipps

  • Robert Johnson

    Offizielle Seite mit reichlich Material zum Schmökern.

    http://www.deltahaze.com/30/rj.html
  • The Life And Death Of Robert Johnson

    Wie es wirklich gewesen sein soll mit Robert und dem Tod.

    http://www.soul-patrol.com/soul/johnson.htm
  • Mudcat

    Hat er nun seine Seele verkauft?

    http://www.mudcat.org/rj-dave.cfm

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