laut.de-Kritik
'Mo's Nachricht' zeigt, wes Geistes Kind die Verslein sind.
Review von Joachim GaugerToll ist der Anfang. Da kündigt ein internationaler Hip Hop-Star (Wyclef Jean) die größte deutsche Rapperin an: "Put Your Hands Together For Sabrina Setlur!" Nicht erst seit Sabrina bei der Ausnahmecombo Faithless gastrappen durfte, sind die Erwartungen an das Vorzeigetalent groß, auch wenn ihr Xavier Naidoo als Zugpferd von 3P mittlerweile den Rang abgelaufen hat. Wie die gesamte Platte ist auch dieser Appetizer großartig produziert, erzeugt eine Spannung wie vor einem richtigen Konzert. Es folgt donnernder Applaus.
Zuviel der Vorschusslorbeeren, denn in der Folge gehts rapide bergab, der Rest von "aus der sicht und mit den worten von..." ist leider eine einzige Entäuschung. Schon Track 2, "Sabrina 2000" zeigt, wo's lang geht und wes Geistes Kind die fast ausnahmslos sackdämlichen Verslein sind. Entweder ist das alles "Mo's Nachricht", oder die ganze 3P-Familie ist bereits dermaßen gleichgeschaltet in ihrer Trutzburg, daß sich auch die Message immer eintöniger wird. Wir habens geschafft, lautet die Botschaft, "Rolex am Arm" und "Champagner und Lobster", jedes Jahr ein Umsatzplus. So what? Jetzt wolln uns alle ans Bein pissen und werden gnadenlos weggebissen:
"Wenn ihr schlau wärt bliebt ihr fotzen besser stumm
statt dessen macht ihr weiter rum und lallt ich find sabrina dumm
hm was wiederum auf Gegenseitigkeit beruht."
Ist das wirklich "aus der sicht und mit den worten von" Sabrina Setlur? Hoffentlich nicht.
Label-Mastermind Moses Pelham hat sich ja bereits auf seiner letzen Veröffentlichung nicht eben mit Ruhm bekleckert - nun zeichnet er auch für 'Musik und Text' der meisten Tracks auf Sabrinas neuer Scheibe verantwortlich, was dieser nicht sonderlich gut bekommen ist. Wer also bereits früher mit Moses leiden mochte, dem wird auch dieses Machwerk gefallen. Alle anderen werden die vertane Chance bedauern und mit dem Rezensenten fragen: Sabrina, warum tust Du mir das an?
"Wer bist du" fragt Sabrina Setlur in einem Lied, "zu bewerten, was ich tu?" und stimmt in der Folge wieder die Leier an, die das ganze Album prägt: "ich weiß ich muss mich wehren". Aber Hunde, die bellen, beissen nicht und so gewaltig kann das Selbstbewußtsein der 3P-ler wohl nicht sein, wenn sie überall nur Feinde wähnen. "die meisten sähen mich gerne am boden liegen": Ganz im Gegenteil, liebe Sabrina, die meisten sehen in Dir die Lichgestalt des deutschen Raps, einer Kunstform, die von der Straße kommt, die sich seit jeher mit den Schwachen, den Mühseligen und Beladenen befasst hat und sich einen Scheiß dafür interessiert, welche Luxusschüssel ihr fahrt und welchen Sekt ihr sauft. Und die meisten hoffen, dass dies nur der Ausrutscher war, der beim schwierigen zweiten Album halt nun mal gern passiert, also Schwamm drüber. Ich bin übrigens Joachim.
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