laut.de-Biographie
Sammy Davis Jr.
Die Bühne des amerikanischen Entertainment ist übersät mit Sternchen – doch wirklich große Stars existieren nur eine Handvoll. Einer dieser leuchtenden Fixpunkte ist der am 8. Dezember 1928 in Berverly Hills geborene Allrounder Sammy Davis Jr.
Bereits als Dreijähriger betritt Sammy die Bretter, die die Welt bedeuten. Mit sieben spielt er eine Rolle im Kurzfilm "Rufus Jones For President". Von seinem Vater, dem als Vaudeville-Künstler arbeitenden Sammy Davis Sr., erlernt er von der Pike auf die Qualitäten, die einen guten Künstler ausmachen. Einseitigkeit ist nicht seine Sache: Sammy erarbeitet sich Kenntnisse und Fertigkeiten im Singen, Steptanzen, Schauspielern, Performen und Musizieren.
Entscheidend für den weiteren Verlauf seiner Karriere ist die Anfang der vierziger Jahre beginnende Freundschaft mit Frank Sinatra. Schwarze Künstler haben es noch schwer in dieser Zeit, doch Sinatra ist ein entschiedener Gegner von Rassismus und steht stets an der Seite von Sammy und verschafft ihm die Chance, in Las Vegas aufzutreten. Durch diese Verbindung entwickelt sich später in den Fünfzigern ein loser Bund von befreundeten Künstlern, die als berühmt-berüchtigtes Rat Pack in die Geschichte eingeht. Deren Motto: Genieße das Leben, feiere Parties und trinke viel Alkohol.
Zum Rat Pack gehören illustre Künstler wie Peter Lawford, Dean Martin und Shirley McLane. Doch für Sammy steht die Arbeit stets an erster Stelle. Er erhält gegen Ende der vierziger Jahre einen Plattenvertrag bei Capitol. Sein erstes komplettes Solo-Album hingegen datiert aus dem Jahr 1955 nach dem Wechsel zu Decca: "Starring Sammy Davis Jr.". In diesem Jahr büßt der Künstler bei einem Autounfall sein linkes Auge ein. Erst ein Jahr später überwindet er die Folgen der Verletzung und kehrt auf die Bühne zurück.
In der Folgezeit ist er so gut im Geschäft wie nie. Seine Shows sind ausverkauft, er arbeitet mit anderen Künstlern zusammen und dreht erfolgreiche Filme wie das Musical "Porgy And Bess" und "Anna Lacusta". Separate Broadway-Shows sind ausverkauft. In den Rat Pack-Jahren wirkt er in Kassenknüllern wie "Oceans Eleven (Frankie Und Seine Spießgesellen)" und "Robin And The Seven Hoods (Sieben Gegen Chicago)" mit. Ärger mit dem rassistischen Amerika bekommt Sammy 1960, als er die schwedische Schauspielerin May Britt heiratet. Der Ku Klux Klan wettert (ungestraft) gegen die "Mischehe".
Künstlerisch schwimmt Sammy auf einer lang anhaltenden Erfolgswelle. Ehrungen und Auszeichnungen begleiten seine Karriere, darunter ein Emmy-Award, der NAACP Image Award und der Grammy Lifetime Achievement Award. Dazu kommen unzählige Nominierungen in verschiedensten Kategorien wie "Record Of The Year" oder "Outstanding Variety Special". Auch politisch ist er aktiv: Er unterstützt US-Präsident Richard Nixon im Wahlkampf.
In den späten sechziger und frühen siebziger Jahren tritt Sammy zunehmend in Gala-Shows in Las Vegas auf. 1972 hat er endlich einen Nummer Eins-Hit: der "Candy Man" grüßt von den Spitzen der Single-Charts. Doch allmählich geht eine goldene Entertainment-Ära zu Ende. Zeitgeist und Musikgeschmack wandeln sich, und die Stars von damals taugen nur noch zu selbstparodierenden Gastauftritten wie dem Burt Reynolds-Actionspektakel "Cannonball Run (Auf Dem Highway Ist Die Hölle Los)".
Zusammen mit Frank Sinatra und Liza Minnelli gibt er 88/89 eine Welttournee unter dem Titel "Frank, Liza & Sammy: The Ultimate Event", wo die Beschwörung des goldenen Zeitalters Hollywoods mehr als nur nostalgische Züge annimmt. Viele der einstigen Wegbegleiter sind bereits verstorben, und auch Sammy befindet sich im Herbst seiner Karriere. Der Schock kommt 1989: Bei ihm wird Kehlkopfkrebs diagnostiziert. Er nutzt die verbleibende Zeit für seine beiden letzten Kinofilme "Tap Dance" und "The Kid Who Loved Christmas".
Im November 1989 steht Sammy bei der Feier zu seinem 60. Bühenjubiläum ein letztes Mal als Steptänzer auf der Bühne. Am 16. Mai 1990 verstirbt der große alte Mann des Entertainments in seinem Haus in Beverly Hills. Doch seine Hinterlassenschaft ist überreich an großartigen Songs ("Mr. Bojangles"), noch immer sehenswerten Filmen ("Die Dreigroschenoper") und natürlich unzählige, für die Nachwelt konservierte Live-Auftritte. Eben ein wahrer Star.
Um sich selbst hat Sammy zeitlebens nie großes Aufhebens gemacht, sein Humor machte vor nichts halt. Sich selbst bezeichnete er nach seinem Religionswechsel als "puertoricanischen Schwarzen jüdischen Glaubens", über den er gern Witze riss. Er wusste stets, was den echten, langanhaltenden Erfolg tatsächlich ausmacht, denn: "Verärgere niemals das Publikum, sonst ist es aus mit dir."
Noch keine Kommentare