laut.de-Biographie
Sol Invictus
Sol Invictus (Unbesiegter Sonnengott) bezeichnet nicht nur die altrömische Verehrung der Sonne als Gottheit sondern auch das Hauptprojekt von Death In June Mitgründer Tony Wakeford. Neben DIJ oder Current 93 ist Sol Invictus der relevanteste Pionier und Speerspitze des Genres Neofolk. Einziges konstantes Mitglied ist Wakeford selbst.
Seit 1987 verfolgt der Engländer konsequent seine musikalische Vision. Britischer Postpunk ist die Basis der Klänge. Hinzu kommen warme, akustische Lagerfeuergitarren zu Texten, in denen sich archaisches Pathos alter Heldengeschichten mit einem bitterbösen, typisch englischen und ironisch gebrochenen Blick auf die Gegenwart mischen. Darüber legt sich Wakefords schroffer Sprechgesang, mit dem er seine Melodien transportiert.
Obgleich die Lieder zu gleichen Teilen die tradierte Kompositionsweise des Folks früherer Jahrhunderte mit Elementen moderner Rockmusik verbindet, hat dieser Zauber des etwas anderen Crossover so gar nichts mit dem Klischee des Mittelalterrocks zu tun. Plumpheit und jegliches Gauklertum ist Sol Invictus fremd. Stattdessen legt Wakeford solo oder mit wechselnden Besetzungen größten Wert auf eine stetig poetische Grundnote in seiner Musik, die eine einzigartig dunkle Atmosphäre kreiert. Wakeford bezeichnet diesen Stil treffend als Folk Noir.
So harmonisch wie das Klangbild verläuft die Karriere der Band jedoch nicht. Wakeford ist daran nicht unschuldig, sorgt er doch Mitte der 80er Jahre und vor Sol Invictus selbst für Irritation durch seinem politischen Flirt mit der rechtsextremen Szene und einer kurzzeitigen Mitgliedschaft in der National Front Party. Sein damaliges Musikprojekt Above The Ruins gilt eine Zeit lang als Kultband britischer Neonazis.
Mit Sol Invictus korrigiert der Londoner seinen Saulus-Irrweg und kehrt als Paulus wieder zu jenen antirassistischen Positionen zurück, die er als Punkrocker bereits in den 70ern mit seiner damaligen Band Crisis vertrat. "Das war möglicherweise der größte Fehler meines Lebens. Ich bedaure das sehr und denke, es könnte nichts schlimmeres geben, als wenn eine Rechtsaußen-Partei die politische Macht im Land bekäme. Keiner der Künstler mit denen ich arbeite hegt rechtes Gedankengut und keiner von ihnen würde mit mir arbeiten, wenn ich dies täte. Sol Ivictus und alle, mit denen wir arbeiten, stehen in deutlicher Opposition zu Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie."
Auch musikalisch ändert sich das Konzept von Sol Invictus über die Jahre gelegentlich. Zwar bleiben alle Kernelemente als Trademarks erhalten. Aber Wakeford öffnet seinen Sonnentempel mehr und mehr in Richtung anderer Genres. So holt er sich gern klassisch geschulte Musiker ins Line-Up und experimentiert ausgiebig mit einer Einbettung seines Dark Folk in Neoklassik und orchestrierte Ensembles.
Nach dieser über Jahre andauernden Phase ändert Wakeford die stilistische Ausrichtung Sol Invictus' 2014 erneut. Im Laufe der Jahre etabliert er sich nämlich nicht nur in der Gothic-Szene, sondern genießt auch im Metal hohes Ansehen. So öffnet er seine Lieder mehr in Richtung Heavy-Rock und geht mit den Metalstars Agalloch eine Kollaboration ein.
Agalloch outen sich als Langzeit-Fans, die von SI beeinflusst sind und stricken Wakeford ein kantiges, leicht spaciges Rockkleid, um den fülligen Folkleib. Der neue Sound erweist sich als ideale Ergänzung für die akustischen Elemente. Äußerst gelungenes Ergebnis dieser Sessions ist das herausragende Album "Once Upon A Time", das im Herbst 2014 erscheint. Eine weitere Zusammenarbeit schließen Sol Invictus und Agalloch für die Zukunft nicht aus.
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