6. April 2002

"Hey, lass mich einfach in Ruhe und halt die Fresse"

Interview geführt von

Hallo ihr beiden, lasst uns anfangen!
Und da fing das Problem schon an; Ich konnte meine erste Frage nicht lesen. Das hat Flo kein Stück gestört. Er schnappte sich den Zettel mit den Fragen, behauptete das super lesen zu können und fing an Peter zu interviewen.

Flo: Was ist Musik für euch? Was kann Musik?
Peter: Musik ist Euphorie und Musik kann auch der Lebensunterhalt sein ... für manche Menschen. Musik ist mein ein und alles.
Flo: In wie weit schreibst du deine eigenen Lieder unter dem Aspekt, dass du deine Stimmung verändern willst oder musst?
Peter: lacht Stand das da? Sieht mich fragend an.

Ist schon OK, macht weiter

Peter: Ich ähm, kannst du das noch mal wiederholen?
Flo: Also ich hab jetzt natürlich aus deiner Antwort meine Frage entworfen...
Peter: Ok, das ist jetzt quasi ein Gespräch was hier entsteht. Ja, es ist halt so, dass Lieder aus Stimmungen heraus entstehen. Also, wir Sportfreunde versuchen ja sehr emotional an Lieder heranzugehen. Das ist Musik, die aus dem Moment entsteht, aus einem Gefühl heraus. Und insofern sind Stimmungen sehr wichtig und beeinflussen Lieder und deren Entstehung sehr.
Flo: Es ist aber nicht so, dass du dann sagst ich muss mich jetzt verändern, weil ich grad in so ner schwierigen Stimmungslage bin und greif deswegen zur Gitarre um mich aufzuheitern, das passiert selten, oder ist das auch manchmal so?
Peter: Ich will mich auf keinen Fall verändern, weil ich ziemlich perfekt bin. In den verschiedensten Lebensbereichen. Alle fangen an zu schmunzeln.
Neee, das ist halt einfach so: Manchmal greift man zur Gitarre. Weil einem danach ist, weil man schlecht drauf ist oder weil man gut gelaunt ist und dann spielt man vor sich hin und dann entstehen manchmal Lieder. Flo setzt zur nächsten Frage an, aber ich will jetzt auch mal zum Zug kommen.

Wann setzt du dich eher hin, wenn du schlecht, oder wenn du gut gelaunt bist?

Peter: Oft ist es ja so: Wenn man echt super gelaunt ist, dann macht man andere Sachen, als dass man im Stübchen sitzt und Gitarre spielt. Zum Beispiel mit Kumpels unterwegs sein und wilde Dinge tun und so weiter. Aber es ist halt meisten so ein extremes Gefühl, was halt dann in einem Lied verarbeitet wird.

Ich hab gelesen, ihr meint, dass man mit Musik "korrekte Einstellungen" verbreiten kann. Kann man Leute, die total anders denken überhaupt erreichen? Hören die sich das dann überhaupt an?

Peter: Es kommt drauf an, in wie fern man die Musik überhaupt verbreiten kann. Also wenn du jetzt auf MTV läufst oder so... Wir haben ja gerade das Glück, dass unsere Single da läuft, dann hast du zumindest sehr viel Publikum. Ob die sich das bewusst anschauen, das ist ne andere Frage. Aber allein durch Interviews oder irgendwas, wenn n Bericht über dich abgedruckt wird. Und ich find es schon ne Aufgabe: Wenn du in der Öffentlichkeit bist, dich dann auch zu äußern. Über irgendwelche Themen, die einem wichtig sind. Viele Menschen würden wahrscheinlich gern was sagen, haben aber nicht die Möglichkeit.

Was sind die Themen, die euch am wichtigsten sind?

Peter: Keine Ahnung. Also wir drücken uns ja schon allein durch unsere Lieder und deren Inhalte aus. Und da ist ein sehr wichtiges, ja schon zentrales Thema Freundschaft. Aber auch einfach so ein Lebensgefühl zu vermitteln, was auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen kann, wenn die Leute darauf einsteigen.

Was man ja auch bei euren Konzerten merkt

Peter: Genau. Und damit können dann wieder andere Situationen gut gemeistert werden, weil man das halt mitnimmt. Andererseits ist es uns auch wichtig zu einem Thema wie Ausländerfeindlichkeit und Rassismus zu äußern, in nem Lied wie "International".

Ihr habt auch mal in nem Interview behauptet, dass Vergleiche von Bands die Vielfalt zerstören. Aber das kann ja auch einen Anhaltspunkt zu geben, wie eine Band, grad eine Neue, klingt. Bei eurem neuen Album bin ich zum Beispiel manchmal versucht zu schreiben "die Fetten Brote des Indie-Rock". Ich weiß nicht, ob ihr mir dafür eine hauen würdet!?

Flo: Jaaaa, vielleicht ne leichte...
Peter:Also ich mag Fettes Brot zum Beispiel sehr gern, weil die es geschafft haben totalen Scheiß zu machen, aber auch Aussagen zu bringen, die ihnen wichtig sind, das halt zu verbinden. Das wollen wir zum Beispiel auch. Wir wollen Lieder machen wie "10:1", wo totaler Müll drin vorkommt, Stücke wie "Independent", "International", "Der Fortschritt", aber auch so romantische Sachen wie "Ein Kompliment". Also es soll eine Vielfalt an Inhalten sein. Ähm, wie war gleich wieder die Frage ... ach, mit dem Vergleichen ... ja, das find ich auch in Ordnung, dass hat uns anfangs auch geholfen, dass wir mit Tocotronic und den Sternen verglichen worden sind. Und n Vergleich ist auch OK, aber was nicht OK ist, ist dass geschrieben wird "ja, die machen ja nur nach" oder "das ist halt billiges Abkupfern". Das nervt. Es spricht einem Eigenständigkeit ab und da sind wir dann extrem unfreundlich.
Flo: Da werden wir sehr giftig! Und übrigens, ich würd dir natürlich nie eine hauen, auch keine Kleine.

Dankeschön! Alle müssen lachen.

Peter: Ey, wollen wir Kaffee trinken? Habt ihr Bock?

Peter holt Kaffe und albert mit dem nach Kaffee riechenden Teewasser rum

Was hört ihr zu Hause für Musik und was läuft im Tourbus? Gibts da manchmal Streit?

Flo: Nö, überhaupt nicht. Wobei ich eher für die härtere Ganghart zuständig bin. Meine Lieblingsband ist zum Beispiel Helmet. Momentan hör ich auch gerne die neue Rival Schools. Dann hören wir auch sehr gerne Eins Zwo, es läuft bei uns meistens Weezer im Tourbus. Rüdigers Sammlung von Soundtrack Of Our Lifes-Cds darf nicht fehlen. Find ich ja urlangweilig. Dann haben wir immer was von Elvis mit und der Peter bringt natürlich immer seine komplette Buffalo Tom-Sammlung mit in den Bus und dann darf jeder mal DJ spielen. Ich leg auch mal Notwist auf. An dem Punkt merken wir, dass wir musikalisch nicht auf einen Nenner kommen und ich ne Oasis-Zicke wäre. Und sie mich trotzdem mögen.

Mögt ihr lieber Festivals oder Clubkonzerte?

Flo: Klischeehafte Antwort: Es hat beides seine Vor- und Nachteile!

Danke, genau solche Antworten möchte ich immer am liebsten hören!

Flo: Nee, man kann das nicht so sagen. Das ganz große Open Air kann ne tolle Atmosphäre und Stimmung verbreiten. Aber auch das kleine Clubkonzert, das kann dann auch so was ganz Heimeliges haben.
Peter: Wir haben schon mal bei Rock am Ring gespielt und da war das ganze Zelt leer... Weil noch kein Einlass war! Das ist hart!
Flo: Das war 1996, die haben immer gesagt: Fangt schon mal an, die kommen gleich... nach drei Liedern...
Peter redet ihm ins Wort, Flo schmollt kurz und geht dann zu dem andern Interview, das parallel mit Rüde geführt wird.

Tschüss!

Peter: Endlich ist er weg!

Komm, jetzt hauen wir schnell alle Fragen runter! Wechselt ihr eure Setlist eigentlich immer noch ständig, früher habt ihr das ja bei jedem Konzert gemacht!

Peter: Ey, es gibt nichts schlimmeres, als mit dem Flo über ne Setliste zu diskutieren, das ist Wahnsinn, das macht mich so fertig. Ich beteilige mich da nicht mehr.

Du sagst da jetzt also gar nichts mehr zu?

Peter: Ich sag, was wir spielen, also!

Bist also der Setlistendiktator!?

Peter: Genau, weil das echt zum Kotzen ist. Der flippt völlig aus, fühlt sich persönlich angegriffen, wenn man sagt 'das eine Lied spielen wir doch nicht' und dann fängt er an zu flennen. Man hängt halt an gewissen Liedern und wenn sich das nicht überschneidet, dann isses blöd. Wir können ja auch nicht so lang spielen, weil wir dann körperlich am Ende sind.

Wie lange schafft ihrs denn?

Peter: So ne Stunde und 15 Minuten. Aber die Strokes schaffen es ja nur 45 Minuten.

Geht ihr denn heute Abend zu den Strokes?

Peter: Ja.

Ihr habt also nichts gegen so gehypte Bands? Manche Leute werden ja auch schnell davon abgeschreckt.

Peter: Ich war auch anfangs total genervt davon, dann fand ich die Platte aber halt echt leider super. Ich hätte sie auch gern scheiße gefunden, aber das geht nicht.

Ich hab die Strokes auch erst nicht gehört und als sie mir dann mal jemand ganz vorgespielt hat, dachte ich: Man, das ist ja echt gut... und das hab ich jetzt Monate lang verschmäht...

Peter: Mir gings genau so. Mich hats total angekotzt, was da so geschrieben wurde. Aber es ist ne geile Platte.

Wir reden ein bisschen über das Aussehen der Bandmitglieder. Dann zeigt Peter auf das Musik Express Cover, auf dem Fran Healy, Sänger von Travis, abgebildet ist.

Peter: Wie findeste den?

Der ist niedlich!

Peter: Stimmt, das ist genau das Wort. Aber der ist auch echt süß!

Travis erinnern mich live auch - vor allem von der Stimmung her - an euch. Bei beiden ist immer alles so lieb...

Peter: Wir können auch ätzend sein! Nee, es ist schon wichtig, da ne gute Stimmung zu machen...

Wie bedankt ihr euch denn bei nem besonders guten Publikum?

Peter: Flo hat da so nen Zettel neben dem Schlagzeug liegen, da steht drauf: 'Ihr seid das beste Publikum, das wir jemals hatten! Vielen Dank'.

...und das sagt ihr dann jedes Mal?

Peter: Fast! Muss jetzt lachen.

Ihr Schweine

Peter: Nee, wir sind halt ehrlich! Und wenns schlecht war sagen wir: 'Das war gar nix von Eurer Seite. Wir waren super, aber ihr wart schlecht.' Nee, es gibt halt gute Konzerte und schlechte Konzerte. Es wär ja auch irgendwie komisch, wenn jedes Konzert super wäre. Aber so spezielle Konzerte, da bemerkt man's auch wenn's super war! So wie am Bizarre-Festival zum Beispiel. Das war einfach umwerfend. Unglaublich. Schön.

Was war das letzte Konzert, auf dem ihr wart?

Peter: Notwist hab ich gesehen. Die lästern ja zum Beispiel über so Bands wie wir... wie uns, ach, wie wir sie darstellen.

Das ist ja fast schon wie das Gedisse beim HipHop...

Peter: Das nervt völlig, natürlich!

Nerds, die sich über Bands, die Spaß machen lustig machen!

Peter: Genau, aber das ist halt wunderschöne Musik. Slut mag ich auch gern.

Warum wollen Leute eigentlich Autogramme?

Peter: Ich weiß auch nicht. Ich finds echt komisch wenn ich dann da so Peter hin schreib. Da steht halt dann Peter auf so nem Blatt!? Ich kann da auch nicht nur meinen Namen drauf schreiben, weil ich das so blöd finde. Ich mein der hat halt so nen Blatt, wo halt Peter drauf steht. Deswegen schreib ich dann immer noch was dazu. Das dauert dann immer so lang. Ich schreib dann "in ewiger Liebe" und so Zeug halt. Und "Forever".

Und verschenkst dann Rosen?

Peter: Und ich hab dann schon so nen Bauchladen dabei, ich bin top vorbereitet. Ist halt blöd, wenn dann keiner was will. Ich geh immer nach den Konzerten durchs Publikum und manche schauen dann blöd und denken sich 'was will er denn?'... alle gehen halt, schon peinlich...

Hat sich das Verhalten von anderen euch gegenüber verändert, seit ihr groß und berühmt seid?

Peter: Öhm, ich überleg grad. Ich weiß gar nicht. Manchmal sprechen mich junge Leute an, die auch in ner Band spielen und finden mich toll. Weil ich ja auch in ner Band spiel, die so 'n bisschen was erreicht hat. Das ist dann für mich komisch, weil ich bin ja deshalb nicht toller oder was. Also schon sautoll halt, also schon ganz oben, aber da geht halt nichts mehr noch höher. Weißt du was ich meine.

Aber dann könnteste denen ja theoretisch sagen, wos lang geht. Und das weißte jetzt trotzdem nicht, denn den Stein der Weisen haste nicht gegessen.

Peter: Na, ich weiß es schon ... aber will es nicht verraten. Ich bin da sehr egoistisch.

So Nachwuchsbands sind ja schon eher beschissen

Peter: Braucht man auch nicht. Es gibt ja n Paar Bands und das reicht.

Es gibt ja euch ...

Peter: Ja, Stimmt. Und unser Rezept verraten wir auch erst, wenn wir alt sind.

Das ist ja wie bei Asterix und Obelix mit dem Zaubertrank!

Peter: Ja, stimmt, das darf nicht verraten werden. Der Flo ist übrigens auch früher mal in so nen Topf geflogen. Aber ... ey, der hat ja echt keinen Bock mehr, der ist echt gegangen und hockt jetzt da bei dem anderen Interview!

Wahrscheinlich war er eingeschnappt, weil ich ihn nicht weiter die Fragen stellen lassen habe

Peter: Das war auch ätzend von dir.

Ok, Tschüss, ich gehe dann...

Peter: Hey ich wollt jetzt noch mal was sagen. Ich glaube nicht, dass sich so viel verändert hat, weil wir sind ja jetzt nicht irgendwie.. Strokes oder Alanis Morissette oder so was. Und wir sind ja jetzt auch nicht so Stars oder so was. Deshalb sind alle so nett wie vorher.

Verarscht ihr euch eigentlich gern mal gegenseitig auf Tour?

Peter: Ja, das ist total wichtig, find ich. Jeder hat so komische Eigenarten, die sich da so entwickeln, wenn man unterwegs ist. Rüde ist ein total lieber Kerl, aber er kann sich halt nichts merken, der vergisst alles, also der nimmt halt auch nie was mit auf Tour und so. Wir sind mal nach Hamburg geflogen und da waren wir am Vorabend der Echo-Verleihung bei so nem Fund-Raising-Dinner eingeladen. Da sind auf jeden Fall Peter Maffay und alle... wasweißich. Und wir haben halt auch an so nem Tisch gesessen und Rüde ist eingelaufen mit seiner komischen Hippie-Schlaghose, nem Regencape, in dem er ne EC-Karte drin stecken gehabt hat und das war's. Mehr hat er nicht dabei gehabt ... das war Wahnsinn. Wir müssen beide lachen. Das ist schon lustig, aber auf Dauer ist es so anstrengend.

Da müsst ihr ihn dann immer ein bisschen an die Hand nehmen ...

Peter: Aber es bringt natürlich auch Spaß!

Was macht ihr dann mit ihm?

Peter: Verzweifeln ... naja, wir dulden ihn, weil er so nett ist. Und weil er der einzige ist, der Fußorgel spielen kann, was total wichtig ist für uns. Du hast super Schuhe, übrigens! Mit original güldenen Schnürsenkeln... aber schau dir meine mal an... mit Klettverschlüssen!

Von Puma! Die hatte ich als Kind auch immer. Wir können ja nen Schuhtausch machen!

Peter: Nö, lass das mal!

Ich will meine ja auch behalten. Beschreib mal die anderen in einem Wort. Und weil sonst keiner da ist ... dich auch gleich, bitte!

Lange Pause Peter: Das ist ja echt schwierig ... in einem Wort!? Flo: Presslufthammer. Rüdiger: Taube. lacht

Erklärung!!!

Peter: Ja, so peace und so. Und Presslufthammer, weil der Flo halt immer stresst! Der verursacht halt Kopfschmerzen. Das ist alles sehr übertrieben. Die sind saunett und so!

Ich weiss doch, dass ihr euch gerne mögt!

Peter: Die sind auch total wichtig. Aber alleine wärs geiler. Ich hätte mehr Kaffee und mehr an Getränken... und ich selbst: Cheffchen.

Diktator, Diktator der Setlist.

Peter: Das würde mir gefallen. Na, einer muss ja auch sagen was los ist.

Na, mal halblang. Eigentlich habt ihr ja das Image, dass ihr sehr liebe Menschen seid. Findet ihr das OK oder nervt euch das auch manchmal, würdet ihr gerne mal mehr Variationen da drin haben?

Peter: Ich merk echt, wie ich ätzender werd.

Oh ja, ich auch. Bestimmt fängste gleich an mit den Zuckerwürfeln hier zu werfen ...

Peter: Ja, nee, manchmal lass ich mich echt so voll labern von so Idioten, aber ich kann dann nicht weg gehen. Von so Deppen, die einem irgend nen Scheiß reindrücken. Zum Beispiel nach Konzerten. Und dann würde ich echt gern sagen: Hey, lass mich einfach in Ruhe und halt die Fresse. Manche kommen her und labern einen total voll. Das ist wirklich selten. Meistens sind die nett, ich mach das auch gern - so nachm Konzert labern. Ich finds zum Beispiel schlimm, wenn man nachm Konzert keinen Kontakt mehr hat mit den Leuten. Das stell ich mir auch total krass vor bei Superstars, die so abgeschottet sind und die null Kontakt haben. Ein bisschen labern ist meistens total nett, sich n bisschen auf die Schulter klopfen lassen und so, und aber auch sagen dich hab ich doch gesehen, du warst geil. Aber manchmal ist das auch blöd, weil manche Leute denken, dass sie über mich verfügen können, weil ich auf der Bühne stehe und dann ein Mensch des öffentlichen Leben bin. Bei uns ist es ja noch nicht so schlimm. Aber ich kann mir jetzt vorstellen, was mit wirklich Prominenten Menschen los ist. Das ist echt krass. Ich hab so'n bisschen Kontakt mit Mehmet Scholl und das ist schon krass. Du magst den? Willst du ihm was aufschreiben, ich geb ihm das dann? Der bringt jetzt übrigens auch ne Compilation raus. Die heißt "vor dem Spiel ist nach dem Spiel", weil der hört halt immer so vor dem Spiel so ne Musik.

Lest ihr euch eigentlich die Artikel, die über euch geschrieben werden durch? Was haltet ihr davon, dass darin auch ein Image von euch aufgebaut wird?

Peter: Ja, wenn man das zu Gesicht bekommt, dann schon. Auch wenn wir auf Tour sind isses interessant was so in den örtlichen Sachen drin steht! und auch das mit dem Image ist wichtig.

Habt ihr das Gefühl, dass ihr die Kontrolle darüber verliert?

Peter: Also ich hab mir bisher noch nie gedacht 'was is'n das Krasses, das ist ja völlig daneben'. Aber das hängt auch damit zusammen, dass wir nicht interessant sind für Zeitschriften wie Bravo oder so was, weil die machen dann glaub ich irgendwas aus Dir, wo Du dann keinen Bock drauf hast, oder so Boulevard-Zeugs, aber da musst du schon sehr berühmt sein. Ich freu mich schon, wenn irgendwie irgendjemand was aus uns machen will, was wir nicht sind. Wir wissen ja, dass wir auf der guten Seite sind.

Was heißt Mut für dich?

Peter: Für mich heißt es, auf das zu scheißen, von dem man eingetrichtert bekommen hat, dass man es tun soll. In allen Bereichen, z.B was du aus deinem Leben machen willst. Und das zu tun, worauf du wirklich Bock hast. Für mich war es ne Riesenüberwindung mich zum ersten Mal auf die Bühne zu stellen und zu singen. Ich wollte aber total und das war ne totale Überwindung. Und dann aber auch... richtiger Mut. Man kann sich wunderbar so durchs Leben schlängeln ohne anzuecken. Richtiger Mut bedeutet, in irgendwelchen Momenten das zu sagen, was man wirklich denkt, auch wenns unangenehm wird. Solche Menschen bewunder' ich eigentlich.

Die Fußballhymne für 2006 von den Sportfreunden - wie würde sich das anhören?

Peter: Arbeitstitel: "Elf Freunde müsst ihr sein". Aber ob man jemals wieder an "Three Lions" rankommt? (Hymne der Engländer von den Lightning Seeds, Anm. d. Red.) Das ist ja DAS Fußballlied, das ist so was von überragend! Wenn wir das schreiben sollten dann müsste das in der Tradition von Michael Schanze und Nationalmannschaft oder Udo Jürgens und Nationalmannschaft, so Ole Espana und so Zeug... Ja, wir sind dran.

Mit Mehmet Scholl im Duett?

Peter: Nee, ich weiß nicht ob der singen kann ... aber ich kanns ja auch nicht. Also, wir machens im Duett. Er macht dann den Hip Hop-Part.

Auf eurem neuen Album "Die gute Seite" hab ich keinen Song mit nem Sportthema gefunden. Hab ich mich verhört? Oder ist da wirklich nichts drauf.

Peter: Hat dir was gefehlt?

Nee, nicht wirklich. Ist mir aber aufgefallen, im Gegensatz zum letzten Album.

Peter: Wir haben uns als wir die Lieder geschrieben haben nicht so Gedanken gemacht, was das jetzt für Themen beinhalten sollte. Und deswegen dachten wir uns: Mein Gott, wenn nichts kommt, dann kommt nichts. Und das wär ja blöd, so ein Duplikat von der ersten Platte.

Och, aber alles in allem, vor allem musikalisch hat sich aber nicht so viel geändert seit dem letzten Album. Es ist immer noch so ein riesiges Mitsingpotenzial da. Arbeitet ihr denn darauf hinaus, dass man mitsingen kann?

Peter: Ja, es sind immer noch wir! Das entsteht einfach so. Und das stimmt, dass der Stil jetzt nicht anders ist. Das wollten wir auch so. Wenn man Bock drauf hat und einem das Letzte nicht mehr gefallen hat, dann ist das OK. Aber mein Gott, das ist halt die Musik, die wir machen ... und wenn wir uns mal verändern, dann verändern wir uns. Aber jetzt war's halt nicht so.

Gibt es trotzdem irgendwas wo ihr sagt: Da haben wir uns definitiv weiterentwickelt?

Peter: Ich find eigentlich nicht. Der Unterschied zur ersten Platte ist, dass der Zeitraum kürzer war, in dem die Platte entstanden ist. Wir haben jetzt so fünf, sechs Monate für die Lieder gebraucht und dann noch die Aufnahmen. Und bei der ersten Platte waren das vier Jahre!

Wo kommt der Titel vom neuen Album - "Die gute Seite" - her?

Peter: Ganz klassisch, Titeltrack "Auf Der Guten Seite", wir wollten aber die Platte nicht haargenau so nennen, sonder ein bisschen neutraler "Die Gute Seite". Außerdem liegt uns das Lied so am Herzen liegt und weil das so ein lustiger Begriff ist, denn: Wer ist auf der guten Seite? Das haben wir ja eigentlich vorhin schon mal diskutiert.

Was machen eigentlich ausgerechnet Echt und die Emil Bulls in eurem Video zu "Ein Kompliment"?

Peter: Also die Idee und die Geschichte zu dem Video stammt vom Flo und erst wollten wir das alleine machen und dann kam die Idee, dass man andere Bands einladen könnte. Wir haben überlegt, wen wir einladen könnten: Die Ärzte, Fettes Brot, die haben leider kurzfristig abgesagt, genau wie die Donots. Und letztendlich haben die Echten und die Emil Bulls mitgemacht, was wir superlustig finden. Da geht's auch nicht um ne musikalische Zusammenarbeit, sondern darum, eine Geschichte umzusetzen. Ich find das nach wie vor noch total witzig, wenn ich seh wie die das Lied singen.

Was ist denn dein Lieblingskompliment?

Peter: Boah hey, da gibts so viele! Meines ist: "Hey, du hast nen super Körper."

Ihr habt ja in Wien ein Valentinstagskonzert gespielt. Mögt ihr solche Sachen wie den Valentinstag, wo man auf Knopfdruck lieb zu jemand sein muss?

Peter: Ich mags gar nicht, ich versag auch regelmäßig in solchen Sachen. Ich find das total schlimm, ich find, dass man dafür keinen Anlass braucht. Aber ich fand die Idee von dem Konzert lustig, die Leute habe ja die Karten gewonnen, indem sie fm4 (österreichischer Radiosender, Anm. d. Red.) ein Kompliment gesagt haben. Und das war sauwitzig.

Und was wäre ein Kompliment an eure Fans?

Peter: Ihr seid die besten, ihr seht super aus. Und könnt toll tanzen. Danke dafür. Und ihr könnt super springen.

Oh, ja, Stagediven geht bei euch super!

Peter: Bist du gestagedived? Im Prime Club? Aber da grabschen doch alle immer, wenn da son Mädel springt!?

Nö, überhaupt nicht.

Peter: Geil is, wenn son Mädel auf der Bühne steht und 'n Typ. Dann ist die die ganze Menge zu dem Mädel hin. Und er landet halt aufm Boden.

Ihr müsst los, oder? Dann wünsch ich euch noch nen schönen Abend und danke fürs Interview, hat Spaß gemacht!

Das Interview führte Vicky Butcher

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