laut.de-Biographie
Syd Barrett
Musiker zu sein ist Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre eine gefährliche Angelegenheit. Der Umgang mit Drogen führt nicht nur zu ungeahnten musikalischen Höheflügen, sondern auch zu realen gesundheitlichen Bruchlandungen. Wobei der Tod in einigen Fällen nicht unbedingt das schlimmere Los ist, wie der Fall Syd Barretts zeigt.
Als Roger Keith Barrett am 6. Januar 1946 in der englischen Universitätsstadt Cambridge geboren, beginnt seine Karriere 1962 im elterlichen Wohnzimmer mit einer Band namens Geoff Mott And The Mottoes, in der er als Sänger und Gitarrist tätig ist. Zu den Besuchern der Session zählt auch sein Schulfreund Roger Waters.
Zwei Jahre später gründen sie gemeinsam eine Band, die Rock-Geschichte schreiben wird: Pink Floyd. Ihr erstes, psychedelisch getränktes Album "The Piper At Tthe Gates Of Dawn (1967) geht im Wesentlichen auf Barrett zurück. Der Sound, den er entwickelt, ist so neu, dass Pink Floyd rasch zu einem Kritiker- und Publikumsliebling aufsteigen.
Im Swinging London, wo sich die Band ansiedelt, herrscht jedoch kein Mangel an Drogen. Barrett freundet sich besonders mit LSD an, das er über Maße konsumiert. Die Kombination mit seinem schon davor labilen psychischen Zustand ist verheerend. Mal steht er apathisch auf der Bühne, mal dreht er völlig durch. Auch im privaten Leben hat sich Barrett nicht im Griff. Der renommierte Psychiater R. D. Laing, den die Band zu Rate zieht, erklärt Barrett für unheilbar.
Um seine Ausfälle zu kompensieren, heuern Pink Floyd im Januar 1968 einen weiteren Jugendfreund, David Gilmour, als zusätzlichen Sänger und Gitarristen an. Im April findet sich Barrett vor der Tür wieder. Eine Entscheidung, die die Band angesichts des riesigen Erfolgs in den folgenden Jahrzehnten nicht bereut, sie aber bis zum Ende ihrer Karriere beschäftigt. So unterstützen sie das Songwriter-Genie finanziell und widmen ihm 1975 zwei ihrer größten Hits, "Wish You Were Here" und "Shine On You Crazy Diamond".
Von Pink Floyds Management unterstützt, versucht sich Barrett zunächst noch an einer Solokarriere. Doch die Alben "The Madcap Laughs" und "Barrett" (beide 1970) hinterlassen keinen kommerziell bleibenden Eindruck, obwohl seine ehemaligen Kollegen eifrig mitwirken.
1974 kehrt Barrett noch einmal ins Studio zurück, doch die Sessions ergeben keine brauchbaren Ergebnisse. 1975 besucht er seine ehemaligen Kollegen bei den Aufnahmen zu "Wish You Were Here". Er ist derart aufgedunsen, dass ihn die Mitglieder von Pink Floyd erst gar nicht erkennen.
Über die folgenden Jahre ist nicht viel bekannt. Barrett zieht 1980 zurück zu seiner Mutter nach Cambridge, wo er malt, sich um den Garten kümmert und gelegentlich als Schatten seines früheren Selbst durch die Stadt spaziert. Fest steht, dass er am 7. Juli 2006 an den Komplikationen einer Diabetes-Erkrankung stirbt.
Trotz des geringen Outputs gilt Barretts Einfluss auf die Musik seiner Generation als riesig. Noch 42 Jahre nach seinem Abgang trauert ihm sein Jugendfreund David Gilmour nach: 2010 veröffentlicht er eine liebevoll wie aufwändig gestaltete Retrospektive mit dem Titel "An Introduction To Syd Barrett".
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