Wir leben in seltsamen Zeiten. In Zeiten, in denen man sich rechtfertigen muss, wenn man eine Band wie Turnstile feiert – als hätte man gerade einem Algorithmus den kleinen Finger gereicht. Denn wenn sich eine Hardcore-Band aus dem Schatten der Szene ins Rampenlicht wagt, kommen sie aus ihren Löchern …
Album ist sehr poppig geraten. Auf "Glow On" wurden Synthie und Effekte noch gezielt und effizient eingesetzt. Hier hat es von allem zu viel. Fast jeder Song hat Reverb und Delay bis zum Anschlag. Das Songwriting wurde simplifiziert und glatt gebügelt. Im back-to-back listening mit "Glow On" haben Gitarre und Drums auf der neuen Platte kaum Druck. Gitarre wurde sehr komprimiert. Alles geht super einfach ins Ohr. Als Hörer ist man unterfordert, um nicht zu sagen gelangweilt. Überhaupt mangelt es der Platte an Variation. Die Melodien, Riffs und Gesangslinien sind repetitiv. Die Absicht war es wahrscheinlich, einen verträumten Vibe zu generieren. Das ganze Songwriting ist dadurch aber extrem vorhersehbar. Bestes Beispiel "Seein' Stars": von Anfang bis Schluss die gleiche Melodie ohne irgendeine Variation. Oder "Sunshower": 2x kommen kurze Breaks darin vor, ohne Drumfill- oder Gesangsvariation um die Sache etwas dynamischer und lebendiger zu machen. Gefühlt wirkt es kopiert und eingefügt. Oder "Time Is Happening": Brendan klingt, als würde er gleich einschlafen. Das hat schon was von Träumen, aber eben nicht auf eine inspirierende Weise. Apropos copy&paste: "Never Enough" wirkt wie die Kopie von "Mystery", "Dreaming" hat den exakt gleichen Latin-Drum-Beat wie "Don't Play", "Birds" ist das gleiche Prinzip wie "TLC". Man merkt der Platte an, dass der verlorene Brady der Hauptsongschreiber und Riffmeister der Band war. Mit dieser Platte hat sich die Band definitiv in eine kommerzielle Richtung weiterentwickelt. Das Album ist gross produziert und wird sehr viel Air Play erhalten. Für viele junge Menschen wird das Album DER Soundtrack des Sommers sein. In musikalischer und künstlerischer Hinsicht aber leider 2/5.
Ist doch völlig egal, welches Genre –Hauptsache der Song ist gut. Für mich ist und war immer wichtig, ob ein Song etwas in mir auslöst oder ein Gefühl vermittelt. Meine Mixtapes haben auch manche nie gecheckt „… das passt doch unmöglich zusammen“. War mir zum Glück immer egal. Oh, auf diesem Deathmetal Album kommt das Wort „Satan“ vor. Das kann unmöglich Deathmetal sein. Das ist definitiv Blackmetal. Es waren schon immer die elitären Sittenwächter, die bestimmt haben, wie was zu klingen hat und wer in der coolen Gang dabei sein darf. Und dieselben kleingeistigen Spießer, die schon in der Schule ganz genau wussten, welche Jeansmarke man tragen muss, um dabei sein zu dürfen und der Typ in der Jinglers-Jeans ein Looser ist. Nur weil er oder seine Mom sich nicht die Klamotten aus dem Amiland leisten können. Ihr checkt nicht mal mehr selbst, wie langweilig und verbissen ihr in eurer engstirnigen Existenz vor euch hinvegetiert. Etikette tötet.
Also ich würde mich nicht zu den elitären Sittenwächtern zählen, eher im Gegenteil. Nur, wenn man sich selber den Stempel Hardcore gibt und es musikhistorisch nun mal viele Beispiele gibt, bei denen mein eindeutig ein Muster feststellen kann, ist ein Genre und die Ausprägung davon nun mal gegeben. Obendrauf eine bestimmte Art Lebensgefühl dazu. Die Beispiele davon, die du anbringst sind zu sehr kategorisch mMn. Trotzdem: Ich habe zum Beispiel auch nie verstanden, warum man das Punksein als eine Art Mode sieht und viele alte Muster im Sinne von Nietenjacken, Iro und sonstige Äußerlichkeiten wiederholend als das Rebellentum definierend nach außen getragen zur Schau gestellt werden (müssen), um irgendwelchen alt-Punks nachzueifern. Andere, die im Herzen vielleicht mehr Punk sind, aber äußerlich darauf scheißen irgendeinem Etikett zu entsprechen, werden oftmals von solchen "Alternativ-uniformierten" auch nicht als Hardcore-Punk anerkannt. Das ist mMn genauso beschissen, wie die, die irgendwelche Leute ausschließen oder schief anschauen, die sich keine teuren Ami-Klamotten leisten können, bei den Poppern. Für mich ist dabei zu aller erst das Herzgefühl entscheidend und dann der Kopf. Es gibt aber mMn nach halt heutzutage zu viele Leute, denen das Herz und der Kopf egal sind und die zu viel auf irgendnen Shit geben, weils Turnstylo-hip is. Die alternativ-Hülle übergestülpt und ab die Post quasi, bei denen aber im Grunde doch nur ein Wischi-Waschi-Pop-Herz schlägt...und das darf man auch schmerzfrei einfach mal beim Namen nennen dürfen. Ähnlich wie die Leute, die einmal im Jahr zu Rock-am-Ring fahren um mal crazy abzurocken, aber sobalds nach hause geht, geht es meistens doch lieber in die unzähligen Kleinstadt-große-Kreisstadt-Clubs, weil da mehr Chicks sind, scheißegal auf die Mugge. Läuft eh überall der gleiche Käse und dann kann man auch auf den second-Floor schauen und bei 3 Promille auch in den Stadl-Floor, würg. Das ist ein Zombietum im reinsten Sinne. Da können natürlich Turnstile wenig für, aber es ist dasselbe, wenn verzweifelt zwanghaft versucht wird, das Hardcore zu nennen, im guten wie im schlechten.
Du schreibst mir aber auch nicht vor, was ich wie interpretiere. Hardcore-Punk. Der Name allein sagt, was es immer war. Schneller, dreckiger, aggressiver Sound. Und Texte, die etwas aussagen wollen, je nach Sub. Für Leute, die genau das fühlen. Stammt am Ende auch aus einer anderen Zeit und kommt erst erneuert wieder, wenn eine junge Generation irgendwann die Schnauze voll hat, von diesem Pseudoleben bei tiktok, insta und sonstigem socialmediacrap. Mit gutem Willen findet man Ansätze in den Anfängen von Turnstile als Copyband. Sobald man das als Band nicht mehr möchte oder seine Musik verkaufen will, dann bitteschön. Nur Hardcore ist es dann eben nicht mehr. Gibt zig Bands, die als HC-Kapelle begonnen haben und heute andere, gute Musik machen. Deshalb ist es engstirnig und verbissen solche Platten immer noch als Hardcore verkaufen zu wollen.
@Meister & Iadonic Absoluter Respekt für euch! Kann schon auch verstehen, wenn man mit Turnstile überhaupt nichts anfangen kann. Und das Turnstile Video „Live in Baltimore“, wo pausenlos gestagedived wird und dieses zur vollkommen emotionslosen Attitude verkommt, ist wirklich schrecklich anzusehen. Wollte nur ausdrücken, dass ich keine Menschen mag, die mit Scheuklappen in ihrer Genre-Echokammer festsitzen. Andererseits ist es natürlich schon geil, ein Teil einer Jugendkultur zu sein, da man sich mit Klamotten sehr gut nach außen hin positionieren kann und es schön ist, Gleichgesinnte zu finden. War ja bei mir auch so und als alter Sack der ich jetzt im Vergleich dazu bin, merke ich, dass mein Post dahingehend recht unreflektiert war.
Irgendwie auch die perfekte Band, auch optisch. Guckt euch mal die letzten Auftritte an. Farblich abgestimmte Gitarren, schöne Menschen an den Instrumenten und toll gekleidet. Ein Gesamtkunstwerk.
Optisch herausragend, Song auch nett. Nur wo ich da jetzt den Hardcore raushören sollte, erschliesst sich mir nicht. Das ist Indiepoprock auf beste Art und Weise (der auch keine Angst vor einer heftigeren Gitarrenzerre hat).
"Ich war letzen Donnerstag in NYC bei der Release Show in der Open Air Venue "under the k bridge" und was soll ich sagen? 10.000! Menschen, Eintrittspreis von 99 Dollar & Bud Light für 19 Dollar. Ich hatte mir im Vorfeld ein bisschen sowas wie dieses Ding in Baltimore erhofft, wurde aber diesbezüglich enttäuscht. Publikumsmässig war dort vom NYHC Dude im "Combust" (TIPTIPTIP) bis zur 4er Gruppe Hightschool Girls die während der Show mit ihren Typen gefacetimed haben alles dabei."
Wir leben in seltsamen Zeiten. In Zeiten, in denen man sich rechtfertigen muss, wenn man eine Band wie Turnstile feiert – als hätte man gerade einem Algorithmus den kleinen Finger gereicht. Denn wenn sich eine Hardcore-Band aus dem Schatten der Szene ins Rampenlicht wagt, kommen sie aus ihren Löchern …
Wenn das Hardcore ist, dann heißt mein Opa aber Inge.
+++ Breaking News: Eagles of Death Metal spielen gar keinen Death Metal +++
Verräter!
Album ist sehr poppig geraten. Auf "Glow On" wurden Synthie und Effekte noch gezielt und effizient eingesetzt. Hier hat es von allem zu viel. Fast jeder Song hat Reverb und Delay bis zum Anschlag. Das Songwriting wurde simplifiziert und glatt gebügelt. Im back-to-back listening mit "Glow On" haben Gitarre und Drums auf der neuen Platte kaum Druck. Gitarre wurde sehr komprimiert.
Alles geht super einfach ins Ohr. Als Hörer ist man unterfordert, um nicht zu sagen gelangweilt. Überhaupt mangelt es der Platte an Variation. Die Melodien, Riffs und Gesangslinien sind repetitiv. Die Absicht war es wahrscheinlich, einen verträumten Vibe zu generieren. Das ganze Songwriting ist dadurch aber extrem vorhersehbar. Bestes Beispiel "Seein' Stars": von Anfang bis Schluss die gleiche Melodie ohne irgendeine Variation. Oder "Sunshower": 2x kommen kurze Breaks darin vor, ohne Drumfill- oder Gesangsvariation um die Sache etwas dynamischer und lebendiger zu machen. Gefühlt wirkt es kopiert und eingefügt. Oder "Time Is Happening": Brendan klingt, als würde er gleich einschlafen. Das hat schon was von Träumen, aber eben nicht auf eine inspirierende Weise.
Apropos copy&paste: "Never Enough" wirkt wie die Kopie von "Mystery", "Dreaming" hat den exakt gleichen Latin-Drum-Beat wie "Don't Play", "Birds" ist das gleiche Prinzip wie "TLC".
Man merkt der Platte an, dass der verlorene Brady der Hauptsongschreiber und Riffmeister der Band war.
Mit dieser Platte hat sich die Band definitiv in eine kommerzielle Richtung weiterentwickelt. Das Album ist gross produziert und wird sehr viel Air Play erhalten. Für viele junge Menschen wird das Album DER Soundtrack des Sommers sein.
In musikalischer und künstlerischer Hinsicht aber leider 2/5.
Ist doch völlig egal, welches Genre –Hauptsache der Song ist gut.
Für mich ist und war immer wichtig, ob ein Song etwas in mir auslöst oder ein Gefühl vermittelt. Meine Mixtapes haben auch manche nie gecheckt „… das passt doch unmöglich zusammen“.
War mir zum Glück immer egal.
Oh, auf diesem Deathmetal Album kommt das Wort „Satan“ vor. Das kann unmöglich Deathmetal sein. Das ist definitiv Blackmetal.
Es waren schon immer die elitären Sittenwächter, die bestimmt haben, wie was zu klingen hat und wer in der coolen Gang dabei sein darf.
Und dieselben kleingeistigen Spießer, die schon in der Schule ganz genau wussten, welche Jeansmarke man tragen muss, um dabei sein zu dürfen und der Typ in der Jinglers-Jeans ein Looser ist. Nur weil er oder seine Mom sich nicht die Klamotten aus dem Amiland leisten können.
Ihr checkt nicht mal mehr selbst, wie langweilig und verbissen ihr in eurer engstirnigen Existenz vor euch hinvegetiert.
Etikette tötet.
Also ich würde mich nicht zu den elitären Sittenwächtern zählen, eher im Gegenteil.
Nur, wenn man sich selber den Stempel Hardcore gibt und es musikhistorisch nun mal viele Beispiele gibt, bei denen mein eindeutig ein Muster feststellen kann,
ist ein Genre und die Ausprägung davon nun mal gegeben. Obendrauf eine bestimmte Art Lebensgefühl dazu.
Die Beispiele davon, die du anbringst sind zu sehr kategorisch mMn. Trotzdem:
Ich habe zum Beispiel auch nie verstanden, warum man das Punksein als eine Art Mode sieht und viele
alte Muster im Sinne von Nietenjacken, Iro und sonstige Äußerlichkeiten wiederholend als das Rebellentum definierend nach außen getragen zur Schau gestellt werden (müssen), um irgendwelchen alt-Punks nachzueifern.
Andere, die im Herzen vielleicht mehr Punk sind, aber äußerlich darauf scheißen irgendeinem Etikett zu entsprechen, werden oftmals von solchen "Alternativ-uniformierten" auch nicht als Hardcore-Punk anerkannt.
Das ist mMn genauso beschissen, wie die, die irgendwelche Leute ausschließen oder schief anschauen, die sich keine teuren Ami-Klamotten leisten können, bei den Poppern.
Für mich ist dabei zu aller erst das Herzgefühl entscheidend und dann der Kopf.
Es gibt aber mMn nach halt heutzutage zu viele Leute, denen das Herz und der Kopf egal sind und die zu viel auf irgendnen Shit geben, weils Turnstylo-hip is.
Die alternativ-Hülle übergestülpt und ab die Post quasi, bei denen aber im Grunde doch nur ein Wischi-Waschi-Pop-Herz schlägt...und das darf man auch schmerzfrei einfach mal beim Namen nennen dürfen.
Ähnlich wie die Leute, die einmal im Jahr zu Rock-am-Ring fahren um mal crazy abzurocken, aber sobalds nach hause geht,
geht es meistens doch lieber in die unzähligen Kleinstadt-große-Kreisstadt-Clubs, weil da mehr Chicks sind, scheißegal auf die Mugge. Läuft eh überall der gleiche Käse und dann kann man auch auf den second-Floor schauen und bei 3 Promille auch in den Stadl-Floor, würg.
Das ist ein Zombietum im reinsten Sinne.
Da können natürlich Turnstile wenig für, aber es ist dasselbe, wenn verzweifelt zwanghaft versucht wird, das Hardcore zu nennen, im guten wie im schlechten.
Dieser Kommentar wurde vor 20 Stunden durch den Autor entfernt.
Du schreibst mir aber auch nicht vor, was ich wie interpretiere. Hardcore-Punk. Der Name allein sagt, was es immer war. Schneller, dreckiger, aggressiver Sound. Und Texte, die etwas aussagen wollen, je nach Sub. Für Leute, die genau das fühlen. Stammt am Ende auch aus einer anderen Zeit und kommt erst erneuert wieder, wenn eine junge Generation irgendwann die Schnauze voll hat, von diesem Pseudoleben bei tiktok, insta und sonstigem socialmediacrap.
Mit gutem Willen findet man Ansätze in den Anfängen von Turnstile als Copyband. Sobald man das als Band nicht mehr möchte oder seine Musik verkaufen will, dann bitteschön.
Nur Hardcore ist es dann eben nicht mehr. Gibt zig Bands, die als HC-Kapelle begonnen haben und heute andere, gute Musik machen.
Deshalb ist es engstirnig und verbissen solche Platten immer noch als Hardcore verkaufen zu wollen.
@Meister & Iadonic
Absoluter Respekt für euch!
Kann schon auch verstehen, wenn man mit Turnstile überhaupt nichts anfangen kann. Und das Turnstile Video „Live in Baltimore“, wo pausenlos gestagedived wird und dieses zur vollkommen emotionslosen Attitude verkommt, ist wirklich schrecklich anzusehen.
Wollte nur ausdrücken, dass ich keine Menschen mag, die mit Scheuklappen in ihrer Genre-Echokammer festsitzen.
Andererseits ist es natürlich schon geil, ein Teil einer Jugendkultur zu sein, da man sich mit Klamotten sehr gut nach außen hin positionieren kann und es schön ist, Gleichgesinnte zu finden.
War ja bei mir auch so und als alter Sack der ich jetzt im Vergleich dazu bin, merke ich, dass mein Post dahingehend recht unreflektiert war.
Irgendwie auch die perfekte Band, auch optisch. Guckt euch mal die letzten Auftritte an. Farblich abgestimmte Gitarren, schöne Menschen an den Instrumenten und toll gekleidet. Ein Gesamtkunstwerk.
https://www.youtube.com/watch?v=xWag5lNUlz…
Optisch herausragend, Song auch nett. Nur wo ich da jetzt den Hardcore raushören sollte, erschliesst sich mir nicht. Das ist Indiepoprock auf beste Art und Weise (der auch keine Angst vor einer heftigeren Gitarrenzerre hat).
Bin bei wuff, gut dass die keine hässlichen Musiker zu Fallon lassen.
Ein Eindruck:
"Ich war letzen Donnerstag in NYC bei der Release Show in der Open Air Venue "under the k bridge" und was soll ich sagen? 10.000! Menschen, Eintrittspreis von 99 Dollar & Bud Light für 19 Dollar. Ich hatte mir im Vorfeld ein bisschen sowas wie dieses Ding in Baltimore erhofft, wurde aber diesbezüglich enttäuscht. Publikumsmässig war dort vom NYHC Dude im "Combust" (TIPTIPTIP) bis zur 4er Gruppe Hightschool Girls die während der Show mit ihren Typen gefacetimed haben alles dabei."