Jedes Mal, wenn Tyler, The Creator ein neues Album raushaut, fange ich automatisch an zu schwitzen. Was will er mir diesmal sagen? Dieses Gefühl, wenn man weiß, gleich kommt was Großes. Genau das macht Tyler aus und, Überraschung, er enttäuscht nie.
Es hat mich leider nicht wirklich abgeholt. Ich hatte jetzt meine ersten beiden Listening-Sessions über Kopfhörer und zunächst fiel mir eher das Mixing auf. Im ersten Song sind schonmal die Zisch-Laute noch so laut, das mir fast das Trommelfell geplatzt ist. Da muss wirklich noch was gemacht werden. Ansonsten werden sehr viele Tracks durch die bassigen Kickdrums sehr matschig. Ich dachte erst, dass es über Boxen einen anderen Effekt hat, schließlich sagt er selbst, dass dieses Album zum abdancen gedacht sei. Aber über Boxen ist es - jetzt, wo ich es gerade höre - teilweise noch schlimmer.
Ich sehe da weniger die 2000er-Referenzen als Ideen von 80er-Jahre Hip-Hop inklusive Miami Bass, was ja auch durch Tylers neu entwickelten visuellen Stil angedeutet wird.
Ein anderes Ding ist eben auch die ideologische Komponente hinter der Idee. Einerseits ist es zu loben, dass Tyler den Musikpurismus für sich entdeckt hat und will, dass Menschen Musik wieder genießen statt als Prestige-Mittel zur Aufwertung des eigenen Status abzufilmen. Die Listening Partys ohne Handy klingen nach einer Menge Spaß. Nur ist für mich die Frage, ob ein 28-minütiges Album mit vielen 2-minütigen Songs eine angemessene Antwort auf die aktuelle Lage des Musikkonsums ist. Er selber bedient sich ja auch an Sounds und Strukturen des Disko-Genres, dessen Songs auch gerne mal die 5-Minuten-Marke überschritten haben und anstelle weiterer kompositorischer Kniffe einfach mal einen weiteren Refrain hinten drangehängt haben, damit die Leute länger tanzen können. Auch in der aktuellen Musik äußert sich mit dem Aufstieg von EDM der Wunsch nach längeren, tanzbaren Tracks. Manche Goa oder Technosongs sind gerne mal 7-8 Minuten lang. Warum nicht dort die Referenzen setzen? Stattdessen bekommen die Hörer wieder Tiktok-Happen serviert. Tyler bleibt sich mit diesem Album treuer, als es erst einmal den Anschein hat.
Ein anderer Punkt ist, dass Tyler selbst sehr viel zu der Kultur beigetragen hat, die er jetzt mit diesem Album kritisiert. Er produziert mittlerweile Designer-Kleidung zum Angeben, deren Teile zwischen 300-1.500$ kosten und war in den Anfängen von Odd Future der Prototyp eines Influencers, der sehr viele alltägliche Momente seines Lebens abgefilmt und hochgeladen hat. Die Visualität seiner Musik war immer eine wichtige Säule seines Schaffens, in manchen vielleicht sogar wichtiger als die Musik selbst. Jetzt seinen Zuschauer ihre eigene Möglichkeit zur Visualisierung ihres Lebens nehmen zu wollen, klingt dann auf den zweiten Blick doch eher wie von oben herab.
Jedes Mal, wenn Tyler, The Creator ein neues Album raushaut, fange ich automatisch an zu schwitzen. Was will er mir diesmal sagen? Dieses Gefühl, wenn man weiß, gleich kommt was Großes. Genau das macht Tyler aus und, Überraschung, er enttäuscht nie.
In den letzten Jahren entwickelte sich der …
Es hat mich leider nicht wirklich abgeholt. Ich hatte jetzt meine ersten beiden Listening-Sessions über Kopfhörer und zunächst fiel mir eher das Mixing auf. Im ersten Song sind schonmal die Zisch-Laute noch so laut, das mir fast das Trommelfell geplatzt ist. Da muss wirklich noch was gemacht werden. Ansonsten werden sehr viele Tracks durch die bassigen Kickdrums sehr matschig. Ich dachte erst, dass es über Boxen einen anderen Effekt hat, schließlich sagt er selbst, dass dieses Album zum abdancen gedacht sei. Aber über Boxen ist es - jetzt, wo ich es gerade höre - teilweise noch schlimmer.
Ich sehe da weniger die 2000er-Referenzen als Ideen von 80er-Jahre Hip-Hop inklusive Miami Bass, was ja auch durch Tylers neu entwickelten visuellen Stil angedeutet wird.
Ein anderes Ding ist eben auch die ideologische Komponente hinter der Idee. Einerseits ist es zu loben, dass Tyler den Musikpurismus für sich entdeckt hat und will, dass Menschen Musik wieder genießen statt als Prestige-Mittel zur Aufwertung des eigenen Status abzufilmen. Die Listening Partys ohne Handy klingen nach einer Menge Spaß. Nur ist für mich die Frage, ob ein 28-minütiges Album mit vielen 2-minütigen Songs eine angemessene Antwort auf die aktuelle Lage des Musikkonsums ist.
Er selber bedient sich ja auch an Sounds und Strukturen des Disko-Genres, dessen Songs auch gerne mal die 5-Minuten-Marke überschritten haben und anstelle weiterer kompositorischer Kniffe einfach mal einen weiteren Refrain hinten drangehängt haben, damit die Leute länger tanzen können. Auch in der aktuellen Musik äußert sich mit dem Aufstieg von EDM der Wunsch nach längeren, tanzbaren Tracks. Manche Goa oder Technosongs sind gerne mal 7-8 Minuten lang. Warum nicht dort die Referenzen setzen? Stattdessen bekommen die Hörer wieder Tiktok-Happen serviert. Tyler bleibt sich mit diesem Album treuer, als es erst einmal den Anschein hat.
Ein anderer Punkt ist, dass Tyler selbst sehr viel zu der Kultur beigetragen hat, die er jetzt mit diesem Album kritisiert. Er produziert mittlerweile Designer-Kleidung zum Angeben, deren Teile zwischen 300-1.500$ kosten und war in den Anfängen von Odd Future der Prototyp eines Influencers, der sehr viele alltägliche Momente seines Lebens abgefilmt und hochgeladen hat. Die Visualität seiner Musik war immer eine wichtige Säule seines Schaffens, in manchen vielleicht sogar wichtiger als die Musik selbst. Jetzt seinen Zuschauer ihre eigene Möglichkeit zur Visualisierung ihres Lebens nehmen zu wollen, klingt dann auf den zweiten Blick doch eher wie von oben herab.