Various Artists - " Voices Against Poverty - The German Contribution"

2015 - da war doch was. Die Vereinten Nationen (UN) wollen bis zu diesem Jahr ihre Millenniumsziele umgesetzt sehen. Dazu gehört nicht nur, die Schulbildung aller Kinder sicherzustellen, sondern auch die extreme Armut in der Welt zu verringern. Das bedeutet: Bis 2015 soll es nur noch halb so viele Menschen auf der Welt geben, die mit weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, den Ärmsten soll es also besser gehen.

Ein hoch gestecktes Ziel, das vor allem nicht jedem bekannt sein dürfte. In den fünf Jahren seit dem Beschluss kam die Welt in ihrem Vorhaben kaum weiter. Nach wie vor betreiben die Industriestaaten gegenüber Entwicklungsländern eine Politik der Abhängigkeit.

Damit sich das ändert, sind Labels wie Four Music und SonyBMG eine Kooperation mit MTV, dem Hip-Hop-Magazin Juice und rap.de eingegangen. Dicke Beats als Weckruf für die Botschaft der UN. Das Beste: Der Erlös der Compilation "Voices Against Poverty" geht laut Four Music an ein Jugendprojekt der UN.

Die Liste der teilnehmenden Künstler kann sich sehen lassen, diese Zusammenstellung bietet interessante und prominente Künstler aus Reggae und Hip Hop. Viele sind mit Hits ihrer aktuellen Alben vertreten. Die Berliner Tanzbären von Seeed haben ihre Single "Aufstehn!" in den Topf geworfen, Gentleman ist mit dem Rootstrack "Superior" von seinem Album "Confidence" am Start.

Der Bonner Singjay Nosliw fährt mit "Geht Es Uns An" einen richtig guten Titel auf, der von seiner Aussage her das Thema der Zusammenstellung auf den Punkt bringt: Armut und politische Schieflagen gehen uns alle an, auch und vor allem wenn es hauptsächlich andere sind, die darunter leiden.

In die gleiche Kerbe hauen die Gewinner des "Beats & Lyrics Contests", das Kieler Raptrio Was Los. Im Rahmen der Millennium-Kampagne wurden Künstler aufgefordert, einen Song zum Thema "Weltarmut" zu schreiben. Das Ergebnis, der Track "Man Sagt", kann sich sehen lassen, ist musikalisch und textlich auf beachtlichem Niveau. Der Song erscheint exklusiv auf "Voices Against Poverty", genau wie der Track von Afrob feat. Lisi: "Müde" besticht durch trockene Beats und eine klare Message.

Es ist gut, dass sich weite Teile der Musikindustrie und auch Künstler mit der UN-Kampagne beschäftigen und sie in die Öffentlichkeit rücken wollen. Das allein verdient Lob. Mehr exklusive und neue Tracks, mit Texten extra zum Thema hätten der Compilation sicherlich gut getan, sowohl was die Breitenwirkung angeht, als auch wegen der Message, die schließlich in den Köpfen der Jugendlichen ankommen soll.

Einige Hits haben die Maschine schon durchlaufen und sind vielleicht dadurch weniger reizvoll für den Käufer. Aber was hier in erster Linie zählt, ist, dass man überhaupt etwas macht. Das strahlt vielleicht auf die Kreativität weiterer Künstler, aber auch auf jugendliche Hörer ab, die hier für einen fairen Preis reichlich Hits abräumen können.

"Ich weiß, ihr werdet keine Welt akzeptieren, in der Menschen durch Hunger sterben, Analphabeten bleiben und es an Menschenwürde fehlt. Sorgt dafür, dass eure Generation diejenige ist, die Armut besiegt." (Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, im Booklet der CD)