laut.de-Biographie
Wowaka-P
"Escaping from reality, how nice!" - so lautet die erste Selbstbeschreibung, die Wowaka-P der Website Niconico preisgibt. Das Jahr ist 2011 und der Vocaloid-Song "Gray Zone" ist sein erster im Genre, schlägt aber augenblicklich ein. Nachdem der japanische Musiker seine Band und seinen Highschool-Musikclub verlassen hat, stürzt er sich Hals über Kopf in dieses neue Phänomen: Mit Sprach-Synthetisierungs-Software Musik machen, die nur so zu realisieren sei.
Auch wenn Wowaka-P bereits eine solide Basis musikalischen Könnens gelegt hat, überzeugt ihn doch die Idee, dass er als Ein-Mann-Projekt viel näher an die eigene Vision herankommen könnte, die da in seinem Kopf herum spukt. Andere Vocaloid-Produzenten haben es immerhin vorgemacht – die Grenzen der MIDI-Musik auszuloten und alles geben, um als Ein-Mann-Projekt so lebendig wie möglich das Gefühl zu vermitteln, diese virtuelle Sängerin habe alle Session-Musiker der Welt hinter sich.
So verschmilzt der Mann, dessen bürgerlicher Name öffentlich nicht bekannt ist, für die nahe Zukunft mit der Persona von Hatsune Miku. "Worlds End Dancehall", "Two-Faced Lovers" und "Rolling Girl" machen klar, dass er nicht gekommen ist, um zu spielen. Binnen Monaten macht Wowaka-P einen Herrschaftsanspruch auf die Szene-internen Niconico-Charts klar und überflügelt sogar Veteranen wie Deco*27.
Insgesamt hält seine imperiale Vocaloid-Ära gerade mal zwei Jahre an, denn 2013 bewegt er sich schon wieder von Miku und Konsorten weg, um mit der gewonnen Erfahrung in der Bandszene fortzufahren. Seine 14 Songs veröffentlicht er unter dem Albumtitel "Unhappy Refrain" und lässt sie über Balloom Music auf CD pressen. Es ist eines der wenigen Alben, die aus diesem Kosmos wirklich als physischer Tonträger hervor geht: Ein Album, das mit seinem vielseitigen Genre-Bending und seiner temporeichen Heaviness grenzenlos einflussreich werden soll.
Wowaka-Ps Band-Projekte verlaufen ohne größeren Anspruch auf Publikum. In sich gekehrt und eigenbrödlerisch baut er sich seine Räume, wie er will. Privatheit ist schließlich eines seiner großen Dogmen – und die Welt kriegt die kommenden Jahre nicht viel zu hören. Was seitdem passiert, ist insofern schwer zu sagen. Es bleibt die tragische nächste Nachricht, die die Welt 2019 erreicht: Aam 14. April stirbt Wowaka-P im Alter von 31 Jahren an einem Herzfehler.