11. November 2007
"Ich war ein kleiner Zwischenfall"
Interview geführt von Artur SchulzKeine Spur von One-Hit-Wonder: Mit "Das Optimale Leben" legt die Wahlhamburgerin ihr bereits drittes Album vor - erneut von glänzendem Charts-Einstieg flankiert. Doch nicht alles ist Gold, was glänzt.Im Gegensatz zu vor rund zwei Jahren gibt es diesmal keine Chance auf ein direktes Treffen mit Annett Louisan: Zum Zeitpunkt der Präsentation des neuen Albums "Das Optimale Leben" ist ihr Terminkalender prall gefüllt. Doch dank der Unterstützung einer freundlichen Promotion-Mitarbeiterin erhalte ich rasch die Zusage zu einem Telefon-Interview.
Am genannten Tag bereite ich mich in Ruhe vor und bringe mein High-Tech-Arsenal in Stellung: Neben dem mit einer Mithör-Funktion ausgestatteten, rund 15 Jahre alten Actron-AB-Schnurtelefon platziere ich das ebenfalls nicht mehr sonderlich junge Cassetten-Mithörgerät, das mir bereits bei anderen Gelegenheiten treue Dienste leistete. Die Zettel mit Stichworten liegen bereit, auch eine fast volle Schachtel Lucky Strike Filter, und ein Becher mit Milchkaffee. Ob sich die Künstlerin überhaupt noch an den damaligen Termin mit laut.de erinnert? Eingedenk der Heerscharen von Medienleuten, die seitdem über sie herfielen, sicher ein wagemutiger Gedanke.
Es klingelt nahezu auf die Minute genau. "Hallo, hier ist Annett". Ich beginne, mich kurz vorzustellen, werde jedoch sanft unterbrochen: "Hey, wir kennen uns doch! Du warst doch damals mit mir im Hamburger Büro ..." Im weiteren Verlauf entwickelt sich unser Telefonat nahezu wie eine direkte Fortsetzung des damaligen Gesprächs - offen, ungezwungen, und in einer freundlichen Atmosphäre.
Annett, als erstes ein ganz schlichter Einstieg: Neues Album, Promotion-Rummel, Termine und Interviews ohne Ende - Wie geht es dir?
Also, ich habe mittlerweile bestimmt zum hundertfünfzigtausendstenmal das Wort "Optimal" ausgesprochen. (lacht) - Nein, es geht mir persönlich wirklich sehr, sehr gut. Ich bin unglaublich glücklich mit dieser ganzen Entwicklung. Ich habe ja ein bisschen Pause gemacht nach der letzten Tour, mich ein bisschen zurückgezogen, und tja, dann fängt man wieder bei Null an - es gibt ja keine Vorschusslorbeeren, und das neue Album wird halt gut oder nicht. Das muss man erstmal gut hinbekommen, und da habe - eigentlich zum erstenmal in all dieser ganzen Zeit - so etwas wie Druck verspürt. Aber nicht von außen, sondern mehr von innen. Da hat so ein bestimmter persönlicher Reflektionsprozess erst so richtig eingesetzt, das brauchte ich auch.
Und dann der Blick auf die erste Chartsplatzierung: Das hat sicher Spaß gemacht ....
Ja, und wie! Das ist so ein bisschen wie Olympiade. Man trainiert mit Leuten, man macht sich fit, dann bekommt man die ersten Resultate. Also, gleich Platz 2 - da war ich noch nie! Und: Das lässt ja für die Zukunft noch Platz nach oben. Man darf so etwas wie diesen tollen Einstieg aber nie voraussetzen. Das Geschäft ist so schnelllebig. Eben warst du noch neu, jetzt bist du auf einmal alt, egal, wie alt du tatsächlich bist; das geht irgendwie so wahnsinnig schnell, und da muss man sich erst einmal darauf einstellen, wie alles eigentlich so abläuft.
Damals, bei unserem ersten Interview, fragte ich dich, wie du eigentlich in der sogenannten etablierten Garde aufgenommen wirst - als Newcomer, der dann auf einmal auf Aftershow-Partys und ähnlichem erscheint. Deine Antwort war: "Da haben schon manche geguckt und gefragt: Huch, wo kommt die denn die auf einmal her?" Das hat sich inzwischen sicher geändert.
Das hat sich wirklich geändert! Dazu muss ich sagen, dass mit den Leuten, mit denen man zusammen sozusagen frisch in eine Klasse gekommen ist, schon ein besonderes Verhältnis entstanden ist. Ich freue ich mich immer sehr, die wiederzutreffen, nun schon zum 3. und 4. Mal, das ist dann ein besonderes Gefühl der Verbundenheit. Auch so ein ganz kleines Gefühl der Routine schleicht sich ein - was ich aber sehr positiv finde - weil man an diesen Gesprächspartnern auch merkt: "Wieviel hat sich inzwischen eigentlich getan?" Die können einem auch wieder ein ganz anderes Außenbild vermitteln.
Stichwort Weiterentwicklung: Ich hatte damals, zu Beginn deiner Karriere, ein Konzert in Kiel besucht. Anfang diesen Jahres dann ein Konzert in Hamburg - da hat sich viel getan in der Zwischenzeit, was deine persönliche Sicherheit auf der Bühne und Präsentation überhaupt angeht.
Als ich angefangen habe, bin ich wirklich so ins richtig kalte Wasser gesprungen. Ich hatte vorher ganz, ganz wenig Bühnenerfahrung. Und dann waren auf einmal zweitausend Leute da, und die sind alle nur wegen mir gekommen. Da geht dann der Vorhang hoch - und irgendwie bei mir: "Scheiße! Oh Gott!" Doch mein Publikum hat mich stets auf Händen getragen. Es war so wie ein riesengroßer Saal voll gefühlter Verwandter, die mir auch jede Unsicherheit verziehen haben. Und mir die Chance gegeben haben, mich zu entwickeln. Das musst du auf der Bühne lernen, das ist einfach nicht von Anfang an da. Das ist bei niemandem einfach so da. Das erzählen mir auch Leute, die etwa seit zehn Jahren auf Tour sind, wie sie angefangen haben, und was jetzt daraus geworden ist. Die Zeit des Reifens muss man sich geben, und mein Publikum hat es mir gegeben. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar.
Dein persönliches Team hat ja bislang so etwas wie ein goldenes Händchen bewiesen: Was sie anpackten, wurde ein Riesenerfolg - ohne Hype und fette Promotion im Hintergrund. Da warst zunächst du, dann folgte Roger Cicero, und nun demnächst Barbara Schöneberger in den erfolgsverwöhnten Händen von Frank Ramond, Matthias Haß und den anderen des Teams ...
Ich weiß um die Aufnahmen mit Barbara Schöneberger, aber ich kenne das Album noch nicht! Allgemein aufs Team bezogen, ist schon ganz schön was in Bewegung gekommen seit "Boheme". Die Ohren sind irgendwie offener für deutschsprachige Texte. Jeder Musiker, jeder Texter, jeder Künstler hat natürlich eine ganz eigene, besondere Handschrift. Inhaltlich und musikalisch haben wir aber nichts gemeinsam. Es ist die Kunst eines Produzenten, das Beste und Individuellste aus einem Künstler herauszuholen. Man erkennt es irgendwie sofort, so wie eine Stilrichtung. Nehmen wir etwa die große Motown-Zeit, da hat man irgendwie auch immer gleich erkannt, woher es kam. Der ganz eigene Stil eines Künstlers oder Produzenten, der bleibt haften und hat so einen hohen Wiedererkennungswert.
"Bei Fußball werde ich zum Tier"
Im Song "Das Alles Wär' Nie Passiert" erfreute mich als Bayern München-Fan besonders die Textzeile: "Drei Mädels im Bayern-Trikot/In der Südkurve vom HSV". Steckt da tatsächlich eine besondere Fußball-Liebe von Annett Louisan dahinter? Oder ist das eine "Nur-So-" Zeile?Oh nein. Ich bin schon Fußball-Fan, und ich muss hier aber in aller Deutlichkeit sagen: Ich bin St. Pauli-Fan! Und mit St. Pauli mache ich keine Scherze und stelle mich da natürlich nicht mit einem Bayern-Trikot ins Stadion! Allerdings bin ich keine fanatische Anhängerin. Ich habe in den letzten Jahren leider sehr wenig Zeit gehabt, tatsächlich einmal ins Stadion zu gehen, aber allgemein dabei bin ich in Sachen Fußball auf jeden Fall. Bei Weltmeisterschaften und anderen wichtigen Spielen - da werde ich zum Tier beim Zuschauen! Zu dem Song - und der angesprochenen Textzeile - im Speziellen muss ich aber gestehen: Da ist uns etwas ganz Unangenehmes passiert. Ich singe von der "Südkurve" - doch es muss natürlich "Nordkurve" heißen! Das ist so peinlich! Die beinharten HSV-Fans stehen schließlich nicht in der Südkurve! Doch so was fällt zunächst niemandem auf. Erst, wenn die Platte schon aus dem Presswerk kommt, meldet sich einer: "Das stimmt doch eigentlich gar nicht, was du da singst!" Man denkt: "Oh, neiiin ..." wehe, wehe, aber da muss man durch ...(lacht)
Oh, das ist mir auch nicht aufgefallen! Aber jetzt, wo du's sagst ... das hätte klingeln müssen bei mir! - Bleiben wir bei den Texten: Wird es, vielleicht schon beim nächsten Album, auch mal einen Song geben, bei dem du allein für die Lyrics verantwortlich zeichnest? Und: Würdest du dir das zutrauen?
Also, ich sehe mich als Teamworkerin, und das ist auch das, was unsere gesamte Arbeit insgesamt auszeichnet. So haben wir angefangen, und - wie auch bei "Bohème" und "Unausgesprochen" - bestehe ich ja gar nicht darauf, alles allein zu machen. Feedback ist wichtig - eine Rückmeldung. Das ist in meinem Fall besser, als wenn man allein losläuft. Seit der Erfolg da ist, gibt es ja inzwischen auch viel mehr Jasager als Neinsager, was einen schon verrückt machen kann, und was ich so auch gar nicht als angenehm empfinde. Die Teamarbeit, gerade was Kritik untereinander angeht, ist da für mich sehr wichtig, ebenso behutsame Weiterentwicklung mit neu dazugestoßenen Leuten. Was etwa beim neuen Album die gesamte Orchestrierung angeht, bei der wir neue Wege beschritten.
Zu den Texten: Frank ist ja nun einer der Produzenten und Schreiber, die sich schon sehr, sehr lange mit deutschsprachigen Songs beschäftigen. Er ist ein absoluter Könner und hat ein großes Sprachtalent, und gerade, was die humorvollen Pointen angeht, ist er einfach spitzenmäßig. Ich bin da mehr für die gefühlvollen Sachen zuständig, wenn man das mal so aufschlüsseln soll. Wir beeinflussen uns da gegenseitig auch sehr gut. Wenn man sich sehr lange mit etwas befasst, wird man automatisch auch einfach besser, gerade, was so kleine Kunstgriffe angeht, da arbeiten wir eng miteinander. Wir inspirieren uns gegenseitig, und Frank hilft mir dabei, einige Sachen auch eben zu verfeinern. Was zum Beispiel den Charakter des Songs angeht, die Platzierung der Pointen, Wortspiele und all diese Sachen, Frank arbeitet dann die Geschichte aus. Da ist ein Menge Vorarbeit drin, und es läuft nicht so nicht so wie das klassische "Poet am Schreibtisch", sondern es ist ein Sammelsurium aus sehr vielen, unterschiedlichen Dingen.
In Sachen Nuancen und Vielfältigkeit hat sich da auch eine Menge bei dir weiterentwickelt. Beispielsweise mit einem Song wie "Kleine Zwischenfälle", den ich persönlich für einen der stärksten halte, mitsamt seinem ganzen Aufbau und dem dazugehörenden Arrangement.
Das freut mich! Das ist so ein Song, den viele Leute gar nicht so auf der Pfanne haben, der gehört ebenfalls zu meinen Lieblingen. Man muss auch immer versuchen, die Leute in einen Song hineinzuziehen wie in einen Film.
Im letzten Alben-Song, "Der Kleine Unterschied", taucht Altmeister James Last als Mit-Komponist auf - wie kam es dazu?
Das war ein Glücksfall! Auf meiner ersten Tour hatte ich ja aus dem Buch "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" zitiert, und das wurde dann von Leander Haußmann fürs Kino adaptiert. Völlig unabgesprochen kam dann von ihm das Angebot: "Ich würde gern Annett Louisan für den Titelsong haben - James Last macht den Soundtrack dazu, komponiert das - könnt ihr da nicht mal irgendwie zusammenkommen?" Und dann haben wir's gemacht.
Ein ganz anderes Thema: Du bist doch sicher noch - wie auch ich - dem aktiven Rauchen zugetan. Wie empfindest du die derzeit grassierende Bundes-Hatz auf uns Glimmstengel-Freunde?
Ich möchte nicht militant sein als Raucherin. Und es sollte Höflichkeit und Rücksicht auf beiden Seiten bestehen. Was ich natürlich bemerke, ist, dass gerade derzeit eine besondere Aggressivität gegenüber Rauchern besteht; oder eine irgendwie geartete Erlaubnis zur Aggressivität gegenüber Rauchern, die immer mehr voranschreitet, und die ich einfach nur schrecklich finde. Aber es hat auch was Positives: Man trifft sich inzwischen vor den Häusern dieses Landes wieder, um seinem Laster zu frönen, und verbündet sich da untereinander!
Das ist leider Deutschland: Statt zu differenzieren, wird manchmal einfach nur eine große Keule ausgepackt.
Ja. Man wird irgendwie sofort kriminalisiert, und solche Sachen dürfen dann natürlich keinen Spaß mehr machen. Ganz großartig finde ich auch diese gelben Vierecke auf den Bahnhöfen. Das habe ich in Köln oder Frankfurt erlebt, dass der ganze Bahnsteig praktisch leer war, bis auf dieses Viereck, und man von vorbeigehenden Leuten richtig angestarrt wurde. Da stehen halt diese Leute in diesem irgendwie imaginären Viereck, das ist irgendwie so was von skurril, unglaublich. Ich selbst bezeichne mich als absolute Genussraucherin, und ich weiß natürlich, dass das schlecht ist - aber es gibt auch genügend andere schlechte Sachen.
"Jane Austen ist meine persönliche Kitschvorliebe"
Was steht eigentlich in Annett Louisans Bücherregal? Gibt es besondere Favoriten? Kommst du überhaupt zum Lesen?Aber ja! Bücher sind oft auch eine große Hilfe, die Realität mal komplett zu vergessen. Ich hatte in den letzten Jahre große Einschlafprobleme, denn wenn tagsüber so eine Adrenalin-Achterbahnfahrt läuft, ist es oft schwer, abends mal richtig abzuschalten. Was steht nun so darin? Zum Beispiel "Der Mann, der sich Carlos Gardel nannte" von Horacio Vázquez-Rial, das kann ich sehr empfehlen! Das musst du unbedingt mal lesen, ein großartiges Buch! Ich kann dir aber gar nicht genau erklären, worum es geht, doch es ist einfach nur schräg. Dann natürlich der absolute Klassiker, wenn man Annett Louisan verstehen will, und auch die Inspirationsquelle all ihren Schaffens darstellt lacht, dann muss man unbedingt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" lesen.
Huh. Da habe ich mich noch nie rangetraut ...
Ein wunderbares Buch! Ebenfalls unbedingt lesen! Man sollte es aber nicht unbedingt mit dem Film vergleichen. Weitere Favoriten sind Heinz Strunk: "Fleisch Ist Mein Gemüse". Ein Klassiker! Dann: "Stolz und Vorurteil", meine ganz persönliche Kitsch-Vorliebe von Jane Austen. Gern auch immer wieder! Aktuell lese ich gerade "Die alltägliche Physik des Unglücks" von Marisha Pessl. Dieses Buch habe ich mir mal spontan am Bahnhof gekauft. Ich habe durch meine aktuelle Platte so viel über Glück und Unglück parlieren müssen, und der Titel hat mich deshalb einfach inspiriert und habe deshalb zugegriffen. Ich habe es noch nicht durch, aber es ist eine sehr schöne Geschichte, und Marisha Pessl ist eine Debüt-Schriftstellerin.
Die Presse. In diesem Falle Springer, und ganz speziell die Bild-Zeitung. Irgendwie schwingt da für den Beobachter ab und an durch, dass zwischen dir und dem Blatt irgendwie was nicht stimmt. Die Bild mag dich irgendwie nicht ... was ist da denn eigentlich mal gelaufen?
Anfang des Jahres, ein paar Tage vor Annetts Konzert in Hamburg, veröffentlichte das Blatt eine knappe Story mit der Überschrift: "Ich will doch nur mampfen" mit einem absichtlich sehr unvorteilhaft ausgewähltem Foto, auf dem Annett in ihrem weißem Kleid etwas sehr rundlich wirkte.
Gar nichts! Das ist es ja. Ich habe eben halt nur freundlich - auch anderen Leuten, anderen Blättern - gesagt, dass ich für Boulevard- und Homestories einfach nicht zu haben bin. Wie soll ich es näher beschreiben? Aber da muss man durch, wenn man als Person in der Öffentlichkeit steht. Es gibt eben bestimmte Zeitungen, die leben überwiegend von solchen Geschichten, und wenn sich Leute diese Boulevardblätter kaufen, dann wollen sie auch nichts Tiefgründiges lesen. Wenn man in der Beziehung nicht so viel zu geben hat, ist es schwer, einen Menschen zu thematisieren, das verstehe ich durchaus! Und Schadenfreude ist bekanntlich für viele Menschen die größte Freude, dagegen kann ich nichts tun, und dagegen will ich auch nichts tun. Da muss man einfach durch. Ich werde als Frau in den Medien in allererster Linie auf die Größe und das Körpergewicht reduziert, und auf die Haarfarbe. Aber: Wenn man nichts anderes gefunden hat als das bei mir, dann ist das in Ordnung. Und dabei fand ich das weiße Kleid so schön, aber vorteilhaft war es damals sicher nicht! Das waren die berühmten fünf Winter-Kilos. Genauer beschrieben sind diese auch in meinem Song "Mein innerer Schweinehund". Interessanterweise hat die Bild-Zeitung aber eine Alben-Kritik zu "Das Optimale Leben" geschrieben, die sehr gut ausfiel! Das hatte mich dann auch schon sehr gefreut.
Vor ein paar Wochen bekam die Redaktion eine Mail, die sich darum drehte, ob unsere Biographie zu dir stimme, besonders der angegebene Geburtsort. Darum die ganz wichtige Frage: Du bist doch in Havelberg geboren, oder nicht?
Doch! Absolut richtig! So steht es auch in meinem Pass! Wenn es nicht stimmen sollte, müsste ich meine Mutter noch mal fragen. (lacht)
Zu deiner Mutter: Im Titel "Kleine Zwischenfälle" geht es um die Umstände, die dazu führen, dass man später das Licht der Welt erblickt. Trägt der Part der Mutter darin ähnlich autobiographische Züge, wie damals im Song "Daddy" das Verhältnis zu deinem Vater? Oder ist es hier lediglich eine "Song"-Mutter?
Also, die Namen, Daten und speziellen Zwischenfälle sind natürlich nur eine Fiktion. Im Kern ist das Ganze aber sehr, sehr persönlich, das trifft zu. Wenn du mich fragst, was daran nun tatsächlich wahr ist, dann ist das schon so, dass ich so etwas wie ein kleiner Zwischenfall war und eben nicht geplant auf die Welt kam. Worüber ich aber sehr offen und locker sprechen kann. Darum habe ich diesen Song auch gemacht: Weil allgemein viele Leute oft so schockiert auf diese Tatsache reagieren, selbst nicht "geplant" zu sein, dachte ich einfach mal, na gut, der Titel ist für alle die Leute, die so etwas latent zu ernst und zu wichtig nehmen. Das Leben an sich sollte man nie in Frage stellen, aber alles andere kann dann schon einmal ein großer Zufall sein.
Ich glaube, wir müssen allmählich leider schon zum Ende kommen, wenn ich auf die Uhr blicke ...
Ja! Ich habe da gleich anschließend den nächsten Anruf, um 13:30 Uhr.
Noch so viel Fragen! Nehm' ich zum Abschluss diese: In einem Interview las ich, dass du zu Beginn deiner Karriere viel nach dir selbst gegoogelt hast. Mit welchen persönlichen Gedanken lief das ab?
Oh. Also, das ist schon sehr abgefahren, wenn innerhalb von zwei, vier und sechs Wochen auf einmal die Anzahl der Annett-Louisan-Resultate von 200 auf zunächst 5000 und dann 700.000 wächst. Mein Güte, das war extrem aufregend! Aber ich glaube, das haben alle Leute um mich herum gemacht. Dann liest man sich das auch ganze Zeug durch, was über einen geschrieben wird, aber das habe ich aufgegeben. Das Internet ist natürlich auch ein Pool für alle mögliche Art von Leuten, und gerade die negativ Eingestellten sind oft auch die lautesten.
A propos laut: Hast du auch auf laut.de nach Texten über dich gesucht?
Also, laut.de ist ja nun oft auch sehr, sehr kritisch, da hab' ich ja bislang noch Glück gehabt mit dem Redakteur! (lacht) Wenn ich das mit so manch anderen Sachen vergleiche, die ihr schreibt...
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