laut.de-Biographie
Jill Scott
"Wer ist Jill Scott?": so lautet der Titel ihres Debüts. Die Frage sei hiermit beantwortet.
Geboren 1972 in Philadelphia, wächst die Afroamerikanerin mit ihrer Mutter und Großmutter im Ghetto auf. Auch wenn sie in armen Verhältnissen lebt, ist ihre Kindheit doch reich an Lebenserfahrungen und Kultur, die tiefe Spuren in ihren Gedichten und ihrer Musik hinterlassen.
Angeregt von ihrer Englischlehrerin, fängt Jill in der 8. Klasse an Gedichte zu schreiben. Das ist der Anfang ihrer Liebe zu Wörtern und in der folgenden Zeit hält sie immer öfter Lesungen in Philadelphia. Ihre Gefühle und das positive Feedback aus dem Publikum motivieren sie schließlich dazu, nicht nur zu sprechen, sondern nun mehr während den Vorstellung auch ihren Gesang einzusetzen.
Auf einer ihrer Spoken-Word-Veranstaltungen wird sie von Roots-Drummer Amir "?uestlove" Thompson entdeckt. Begeistert von ihren Lyrics und ihrer Stimme lädt er Jill sofort ins Studio ein. In fünf Minuten schreibt sie dann "You Got Me". Der Song, von The Roots und Erykah Badu vorgetragen, avancierte zum Welthit und bekommt 1999 den Grammy für die beste Rap-Performance des Jahres.
Kurz darauf erscheint 2000 ihr mit Platin ausgezeichnetes Debüt, eine der wichtigsten Soul-Veröffentlichungen der letzten Jahre. "Who is Jill Scott? Words and Sounds Vol.1" erlangt drei Grammy-Nominierungen und wird bei den Lady of Soul Awards vier mal ausgezeichnet, darunter der Aretha Franklin-Award für die Entertainerin des Jahres. Apropos: die Möglichkeit mit der Queen of Soul auf der Bühne zu stehen, bekommt das Multitalent auch. Außerdem folgen Kollaborationen - unter anderem mit Common und Will Smith. 2001 erscheint die Doppel-CD "Experience: Jill Scott", bestehend aus grandiosen Live-Aufnahmen und neuen Stücken.
Musikalisch reiht sich Jill Scott zwischen anderen Neo Soul-Künstlerinnen wie Erykah Badu, India.Arie und Angie Stone ein. Ihre tiefgründigen und wortgewandten Lyrics trägt sie mit ihrer facettenreichen, honig-samtigen Stimme vor. Eine Melange aus funkigen Beats und jazzigen Arrangements verleiht ihren Songs einen warmen Oldschool-Sound. Trotz Ruhm und Ausnahmestatus im Soul-Business bleibt Jill Scott bodenständig. Sie hat keine Star-Allüren und stellt sich nicht in der Öffentlichkeit zur Schau.
"Ich bin nicht daran interessiert, wie eine Ware behandelt zu werden. Ich will nicht verkauft werden. Ich bin kein Sklave", sagt die leibhaftige Big Mama. Wegen ihrer Musik, nicht wegen ihrer äußeren Erscheinung will sie wahrgenommen werden (was das Magazin "People" nicht daran hinderte, sie 2001 in die Liste der 50 schönsten Menschen zu wählen).
Nach dem Erfolg ihres Debüts zieht sie sich erst Mal ins Privatleben zurück und arbeitet an neuem Songmaterial: "Ich habe meine Entwicklung als Künstlerin erst gerade begonnen. Deswegen heißt mein Debüt auch 'Words and Sounds, Vol.1'. Es werden viele weitere folgen."
Gesagt, getan. Denn 2004 folgt die zweite Folge der "Words and Sounds"-Reihe, die nicht minder begeistert. Einmal mehr tummeln sich große Namen der Neo Soul-Szene auf diesem Vorzeigestück der Black Music-Geschichte. Zu "Beautifully Human" tragen etwa Soulquarian-Mastermind James Poyser oder Ex-Lucy Pearl Frontmann Raphael Saadiq bei. Das Album erntet erneut einen Grammy und Jill Scott behauptet sich als eine der Speerspitzen der neuen Soul-Bewegung.
Dass die Grand Dame des Neo Soul auch Einfluss auf kommerziell weitaus erfolgreichere Künstler nimmt, beweist der erste Track ("Warm Up") des Albums. Schnalzende Zungen, ein eindringlicher Bass und ein spielerisches Summen haben jedenfalls im gleichen Jahr die Genialität eines anderen Produzententeams unter Beweis gestellt. Die Verehrung der Soulgemeinde, die daraufhin inständig hofft, dass sie nicht noch einmal vier Jahre auf ein weiteres Meisterwerk warten muss, hat Jill Scott ohne Frage sicher.
Aus vier Jahren Wartezeit werden drei Jahre. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: auf "The Real Thing: Words & Sound Vol. 3" wird Jill Scott ihrer bisher dargebotenen Qualität leider nicht gerecht. Dem im Oktober 2007 erscheinenden Longplayer mangelt es an Abwechslung und Originalität. Das macht den 17 Track-starken Silberling zwar nicht zu einem schlechten Album, aber Jill Scott hat schon innovativere Tage erlebt.
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