laut.de-Kritik
Review von Eberhard DoblerEndlich weiß ich, wen Fünf Sterne Deluxe meinen, wenn sie das Wort "Chefrocker" in den Mund nehmen. Es kann sich nur um Cypress Hill handeln. Denn 80 Minuten seines Lebens mit den Erfindern des Spanglish-Styles zu verbringen, bedeutet "Chefrocken" pur. Selten haben sich jung und alt so die Seele nach einer Band aus dem Leib geschrien, um dann einträchtig auf- und abzuhüpfen. Selbst die beiden LAUT-Rocker konnten sich dem nicht entziehen.
Zuvor hatte Sen Dogs Hardcore-Nebenprojekt SX-10 auf den gitarrenschwangeren Cypress-Gig eingestimmt. Ice-Ts Body Count wären zufrieden gewesen. Bei den Alternative Rappern Black Eyed Peas kamen die Freunde der leichteren Muse auf ihre Kosten. Die Multikulti-Truppe aus Los Angeles lieferte eine leicht rockige Soul-, HipHop- und Ragga-Fusion.
Als Cypress Hill dann gegen 22 Uhr die Bühne im fast ausverkauften Colosseum enterten, war es, als hätte es die harsche Kritik oder Auflösungs-Gerüchte, die den Kult-HipHoppern in letzter Zeit förmlich an den Fersen klebten, nie gegeben. Denn live sind die Hillers halt eine Granate. Ob das aktuelle Album "Skull & Bones" geteiltes Echo hervor gerufen hat oder nicht, ist da zweitrangig. Mastermind DJ Muggs kümmert das sowieso wenig: "I really don't give a fuck what other people think. I don't make music for nobody but me... if I like it, it's all good."
Dass Cypress Hill zu den Rap-Superstars gehören, war dann ziemlich schnell klar. B-Real und Sen Dog hatten ihre Fans fest im Griff, und die kannten die Songs in- und auswendig. Wenn das ganze Publikum "I love you Mary Jane" in die Stille des Breaks von "Hits from the Bong" hineinschreit, fühlt man sich kurz an die Animations-Versuche eines Pur-Konzerts erinnert. Wären da nicht die Rauchschwaden in der Halle und die Freaks auf der Bühne.
Musikalisch stiegen die Hillers in bester HipHop-Manier ein: Zwei MCs, DJ Muggs und dazu Percussionist BoBo. Nach einigen Songs wie "Insane in the Brain" wechselte BoBo dann ans Drum-Kit. Die beiden Gitarristen sowie der Basser von SX-10 betraten erneut die Bühne, um 'Cock the Hammer' in einer fetten Rock-Version zu intonieren.
Ab jetzt war eine Stunde Hardcore, inklusive der neuen Auskopplung "Can't get the best of me", angesagt. Den Song "We ain't goin' out like that" widmete B-Real dem englischen Musikmagazin NME, das Tage zuvor über Trennungsgerüchte berichtet hatte: "Fuckin' shit, they know nothing".
Manchem Besucher war die Gangart der Dopeheads zu schnell und zu hart. Gegen Ende des Gigs wurden diese mit einigen Zeitlupen-Brechern, für die die Latino-Rapper berühmt geworden sind, entschädigt. Cypress Hill ließen keinen ihrer Gassenhauer aus. Nach dem finalen Schluß mit der Hitsingle "(Rock) Superstar" konnte der Fan mit der Gegenleistung für das 50 DM-Ticket zufrieden sein.
Mit ihrem Gig im Colosseum zufrieden war auch B-Real. Davon kann sich jeder in seinem Tagebuch, zu finden auf der offiziellen Homepage von Cypress Hill, selbst überzeugen.