laut.de-Biographie
From Monument To Masses
Kann Musik überhaupt unpolitisch sein? Während sich Philosophen und Kunstschaffende wohl auf Ewigkeit darüber streiten werden, haben Francis Choung (Drums, Percussion,
Synthesizer, Programming), Sergio Robledo-Maderazo (Bass, Keyboard, Samples) und Matthew Solberg (Gitarre, Loops) ihre Entscheidung längst getroffen: From Monument To Masses betrachten sie als kreative Plattform, die einen Beitrag zum gesellschaftlichen Wandel leistet.
Ihr Ziel ist die sozialistische Revolution. Unter diesem Vorsatz steht bereits die Bandgründung im San Francisco zur Zeit des Jahrtausendwechsels. Kunst und politische Kultur gehen in ihren Augen Hand in Hand. Die Musik soll dem Zuhörer Anstoß zu kritischer Reflexion und hiernach zu konsequentem Handeln geben. Dafür schaffen die drei Antiimperialisten bis zur Auflösung im Frühjahr 2010 einen einzigartigen Ansatz.
Unter Verzicht auf einen Frontmann/Sänger formen sie aus Drumcomputer, Gitarrenloops und Sprachsamples bedeutender historischer und zeitgenössischer Figuren etwas Neues, das nur im weitesten Sinne dem Sammelbegriff 'Postrock' verhaftet bleibt. Zu ihren Einflüssen zählen From Monument To Masses dabei unterschiedliche Formationen wie Godspeed You Black Emperor!, DJ Shadow und Refused.
So entstehen fordernde Tracks von nicht selten acht Minuten Länge oder mehr. Diese Ideologie der Aufklärung verfolgt der Dreier mit dem selbst betitelten Debüt auf Dim Mak und ein Jahr später mit "The Impossible Leap In One Hundred Simple Steps". Darauf enthalten: Auszüge aus berühmten Reden von Freiheitskämpfern wie Malcolm X, doch auch George W. Bushs schicksalhafte Äußerungen nach dem 11. Septembers 2001, die "The Impossible Leap" unmittelbar motivierten.
2005 laden Choung, Robledo und Solberg, die auch außerhalb der Band in ihrer Gemeinde politische Aktivitäten verfolgen, für ein Remixalbum 13 äußerst gegensätzliche Musiker ein. Auf "Schools Of Thought Contend" vereinigen sich krasse Stilgegensätze zu einem kaleidoskopartigen Ganzen: Das Spektrum reicht von 'klassischem' instrumentalen Postrock und Popgesang über Intelligent Dance Music bis zu ungeschliffenen Hip Hop-Ausflügen. Außerdem befinden sich mit "Deafening" und "The Noise Thereafter" zwei brandneue Stücke auf dem Langspieler.
Ihren subversiv-agitatorischen Feldzug führen FMTM 2009 auch auf ihrem zweiten Album unbeirrt fort. "On Little Known Frequencies" ist ein Konzeptalbum über die Macht der Kommunikation. Die antiimperialistische Haltung des Kollektivs bildet abermals den ideologischen Überbau für acht atmosphärische Songkolosse in epischem Format. Mit ihrer Überzeugung, dass die Macht von politischen und ökonomischen Repräsentanten (monuments) auf die Volksmassen (masses) übergehen müsse, steht das kalifornische Trio wie ein Fels in der Brandung der San Francisco Bay. Glaubt die Popwelt zumindest bis 2010.
Im März nämlich verkündet Gitarrist und Mitbegründer Matthew W. Solberg das Breakup-Statement: "Nach fast einem Jahrzehnt des Musikmachens sind wir nicht mehr zeitgemäß. Dass es eine lehrreiche Zeit war, ist das mindeste, was wir sagen können. Sergio Robledo-Maderazo hat FMTM bereits vor Monaten verlassen. (...) FMTM war eine frustrierende Band. Verstrickt in Business-Frust, zwischenmenschlichen Frust und frustrierende Widersprüche zwischen dem, was wir sein wollten, und dem, was wir waren. Diese Hindernisse führten zu einer Art 'Band-Entropie', in der alles, was wir kontrollierten, uns immer weiter aus den Händen glitt."
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