laut.de-Kritik
Loopgetränkte Postrock-Spasmen im epischen Format.
Review von Thomas KlausSchlappe sechs Jahre nach dem gefeierten und furios neuinterpretierten Debüt "The Impossible Leap In One Hundred Simple Steps" begehrt das sozialistisch motivierte Trio aus San Francisco mit einem weiteren kreativen Aderlass auf, der konservative Kräfte das Fürchten lehrt.
Wie es der Titel "On Little Known Frequencies" bereits andeutet, senden From Monument To Masses ihre unterschwellige Propaganda noch immer auf dem zunehmend stärker frequentierten Postrock-Kanal. Die vielfältigen Denkanstöße diverser Remix-Kollaborateure aus den Divisionen Electro, Hip Hop, Break Beat und Pop haben jedoch hörbare Spuren hinterlassen.
Freidenker vom Schlage Godspeed You! Black Emperor, Refused oder The (Int.) Noise Conspiracy stehen nach wie vor Pate für den subversiv-agitatorischen Feldzug der instrumental operierenden FMTM, denn die musikalische Konzeption ist auch anno 2009 untrennbar mit der antiimperialistischen Haltung des Kollektivs verbunden. So bildet die Überzeugung, dass die Macht von politischen und ökonomischen Repräsentanten (monuments) auf die Volksmassen (masses) übergehen müsse, abermals den ideologischen Überbau für acht atmosphärische Songkolosse in epischem Format.
Die drei Herren verstehen es, unverschämt komplexe Songstrukturen eingängig zu verpacken, straighteste 4/4-Stomper an verqueren Progrock-Spasmen auflaufen zu lassen und elektronisches Minimalgefrickel mit flächendeckendem Gitarren-Bombast zu paaren. Subtile Raffinesse trifft auf technische Finesse, Improvisationsfreude auf songdienliche Stringenz und Minus The Bear auf MGMT.
Zu Architektur lässt sich schlecht tanzen? Von wegen! Schon der Opener "Checksum" ruft trotz mehrerer sich überkreuzender Gitarrenloops und unkonventionellem Verlauf ein unstillbares Kribbeln in den Beinen hervor. Von einem majestätischen Pianolauf flankiert, werden sporadische Zappelreflexe schließlich mit einem sphärisch rockenden Finale belohnt. Auch das folgende "(Millions Of) Individual Factories" mausert sich ausgehend von diskotauglichen Uptempo-Beats zu einem wahren Groove-Monster.
Mit dem Album-Vorboten "Beyond God & Elvis" stellen FMTM zudem nachdrücklich unter Beweis, dass man es auch ohne Gesangsspuren zu einem Ohrwurm bringen kann. Die nötige Dichte im Arrangement, ein schier unentwirrbarer Morast an Melodien und ein Dauerfeuer aus rhythmischen Piruetten reichen als Ear-Catcher völlig aus. "On Little Known Frequencies" verspricht eine mehrmonatige Beschäftigungstherapie, deren Nebenwirkungen nicht annähernd abzuschätzen sind.
2 Kommentare
Ein beeindruckendes Werk vollgestopft mit feinsten Soundstrukturen! Wenn z.B. bei Checksum das Piano einsetzt und der Damenchor dazustößt brechen bei mir alle Dämme. Ganz großes Kino von den Herrschaften!
richtig