laut.de-Kritik

Neue Ehrlichkeit und mühelose Flows auf jedem Beat.

Review von

Conway, die Maschine, haut maschinenhaft jedes Jahr neue Releases raus, aber sein neustes Album soll ein größerer Schritt sein. Gerade in einem Jahr, in dem alte Größen wie Clipse, Ghostface Killah oder Nas & DJ Premier neue Alben veröffentlichen, will Conway sich beweisen: "Damit ich auf diese Art akzeptiert werde, ist es für mich an der Zeit, alle zu fesseln", sagt er im XXL Mag. "Früher habe ich nur mit der Gewissheit gerappt, dass ich gut bin. Aber jetzt ist es mit Absicht. Jede Zeile, jeder Beat ist sorgfältig ausgewählt; alles, was ich tue, ist intendiert. Und die Intention ist, meinen Namen ein für alle Mal einzugravieren."

Daher legt Conway mehr Fokus auf die Texte, sie sollen in jeder Lebenslage jemanden erreichen können. Der Titel "You Can't Kill God With Bullets" strahlt nicht nur sein übliches Selbstbewusstsein aus, sondern verweist mal wieder auf seine persönliche Geschichte, auf den Schusswechsel, der ihn fast das Leben kostete und seine eine Gesichtshälfte lähmte.

Aber statt uns diese Anekdote erneut im Detail vorzutragen, beleuchtet der Rapper auch mal andere Bereiche seines Lebens. Stolzes Flexen und kaltblütige Hood-Einblicke dominieren immer noch, aber es geht auch um die Trauer um verstorbene Freund:innen in "Hold Back Tears" oder die strapazierten Beziehungen zu seinem Bruder Westside Gunn und anderen Griselda-Mitgliedern in "I Never Sleep". "Attached" ist Beziehungsdrama aus zwei Perspektiven: einmal Conway, der verzweifelt an einer toxischen Dynamik festhält, und einmal Lady London, die seinen Betrug anprangert. Eine catchy Hook von KNDRX führt das dann gelungen zusammen – ein eindeutiger Highlight-Track.

Der Song hat zudem einen der besten Beats des Albums. Produziert wurde "Attached" von E.Jones, der mit "Parisian Nights" ein weiteres Schmuckstück liefert: Edle, dramatische Streicher, ein smoother Groove, und am Ende übernehmen plötzlich Chöre, Sitar und Synths das Motiv. Schöne Beatswitches wie diese gibt es immer wieder auf dem Album: kein komplett neuer Beat, aber die gleichen Melodien in anderen Arrangements. "The Lightning Above The Adriatic Sea", produziert von Justice League, endet wiederum in einem triefenden 80s-Gitarrensolo.

Conductor Williams ist wie zu erwarten auch auf einigen Tracks vertreten und liefert seine typischen, leicht trippy leiernden Vintage-Samples. So breitgefächert die Producer-Liste des Albums ist, passen sie doch alle gut zusammen, eine gute Mischung aus ein bisschen Oldschool-Flair und bunten Instrumentals; aus rhythmisch versetzten und catchy Elementen. Sogar Timbaland ist für das kurze "Crazy Avery" am Start, doch leider fällt der Track stilistisch noch am ehesten raus und fügt kaum Mehrwert zum ohnehin langen Album hinzu. Wiederum ist aber ein weiterer kurzer Track, "The Undying", mit seinem modernen R'n'B-Beat ein atmosphärisches Highlight – wie ein kurzer, gedämpfter Moment unter Wasser.

Über all diese Beats flowt Conway mit müheloser Coolness. Teilweise reimt er für fast ganze, lange Strophen auf die gleichen Silben, positioniert sie rhythmisch aber immer unterschiedlich. Und auch seine Stimme setzt er unterschiedlich ein, was nur in den Hooks von "The Painter" anstrengend unpassend wirkt. Die übers Telefon gesprochene Strophe am Ende von "Mahogany Walls" hätte er sich auch sparen können, da man da kaum etwas versteht und es für dieses Gimmick unnötig lang geht.

"You Can't Kill God With Bullets" hat als Album schon seine Längen und endet mit "Organized Mess" auch etwas vage, da der Alchemist-Beat nicht wirklich final klingt – der Bonus-Track wäre wiederum ein lahmes, cheesy Ende gewesen. Die etlichen Highlights wie "Hell Let Loose", "Nu Devils" oder die erwähnten E.Jones-Tracks zeigen Conways Klasse aber dennoch.

Trackliste

  1. 1. Gun Powder
  2. 2. The Lightning Above The Adriatic Sea
  3. 3. BMG
  4. 4. Diamonds
  5. 5. Hell Let Loose
  6. 6. Crazy Avery
  7. 7. The Painter
  8. 8. The Undying
  9. 9. Nu Devils
  10. 10. Otis Driftwood
  11. 11. Mahogany Walls
  12. 12. Parisian Nights
  13. 13. Se7enteen5ive
  14. 14. Attached
  15. 15. I Never Sleep
  16. 16. Hold Back Tears
  17. 17. Organized Mess
  18. 18. Don't Even Feel Real (Dreams) - Bonus Track

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