In seiner Grundstruktur ist der Rock recht einfach: Vom Blues abgeleitet, bestehen die meisten Stücke aus einem 4/4-Takt und wenigen, sich wiederholenden Akkorden. Der Schwerpunkt liegt weniger auf technischer Raffinesse als auf den Texten und der Art des Vortrags.
Nachdem die Beatles mit "Revolver" (1965) und die Beach Boys mit "Pet Sounds" (1966) experimentelle Erweiterungen salonfähig gemacht haben, beginnen eine ganze Reihe an Bands, die traditionelle Rockstruktur zu zersetzen und mit Elementen aus Klassik und Jazz anzureichern. Zu den ersten zählen King Crimson, deren Album "In The Court Of The Crimson King" (1969) nach wie vor als Meilenstein des Progressive Rocks – oder Prog Rock - gilt.
Zu Beginn der 70er Jahre erreicht das Genre mit Genesis, Yes, Emerson, Lake & Palmer und King Crimson die oberen Etagen der Charts. Ihre Stücke sind oft so lang, dass sie eine ganze Plattenseite füllen, gespickt mit Soli verschiedener Instrumente, Orchestereinlagen, Improvisationen und Zitaten aus klassischen Stücken. Im Mittelpunkt stehen nach wie vor Gitarren, Schlagzeug, Bass und Gesang, doch die in Mode gekommenen Keyboards/Synthetizer und die Länge der Stücke führen zu einer Ausdehnung des ursprünglichen Rock-Konzeptes. Tiefgründige, vertrackte Texte und Konzeptalben sind ein prägendes Merkmal.
Aus Großbritannien, dem Heimatland der oben aufgeführten "fantastischen Vier des Prog Rocks", schwappt das Genre auch in andere Länder über, etwa in die USA (Kansas, Pavlov's Dog) und nach Deutschland (Eloy). Mit dem Aufkommen des Punks in der zweiten Hälfte der 70er Jahre schwindet die Gunst des Publikums aber rapide.
Im folgenden Jahrzehnt halten Marillion, Saga und Asia (bestehend aus Mitgliedern von King Crimson und Emerson, Lake & Palmer) das Genre am Leben, ohne jedoch neue Impulse zu erzeugen, womit es zunehmend ein Nischendasein fristet.
Neue Tendenzen sind eher im Metal-Bereich zu erkennen. Bereits in den 80er Jahren hatten Dream Theater oder Queensryche ihren schweren Gitarrensound erweitert, in den 90er Jahren kommen u. a. Nine Inch Nails, Porcupine Tree (mit den Seitenprojekt Blackfield und Sänger Steven Wilson solo) oder The Mars Volta auf den Geschmack. Gleichzeitig setzen Spock's Beard aus den USA oder die Flower Kings aus Schweden auf den ursprünglichen Sound aus den 70er Jahren.
Im neuen Jahrtausend ist Prog Rock musikalisch noch am Leben, spielt kommerziell aber kaum noch eine Rolle. Die eine oder andere Band wird nach wie vor als Inspirationsquelle angegeben und genießt dadurch Kultstatus.