laut.de-Biographie
Asia
Ja was ist das denn? Eine Band, die aus England stammt, geht nach Amerika und nennt sich Asia. Seltsam, seltsam, aber durchaus von Erfolg gekrönt.
Der Ursprung von Asia geht auf das Jahr 1980 zurück. Die Bombast-Rocker von Yes haben sich so zerstritten, dass weiteres Musizieren unmöglich ist. Gitarrist Steve Howe beschließt daraufhin zusammen mit dem ehemaligen Buggle/Yes-Keyboarder Geoff Downes ein Bandprojekt aus der Taufe zu heben.
John Wetton, der schon bei King Crimson, Roxy Music und Uriah Heep singt und Bass spielt, gesellt sich zu den beiden. Mit Drummer Carl Palmer, einem Drittel der legendären Emerson, Lake & Palmer, ist die Band komplett.
Von Anfang an steht die Band im Kreuzfeuer der Kritik, denn der Background der Musiker gibt Anlass zur Vermutung, dass hier der Anachronismus der Supergroups aus den Siebzigern in die Achtziger hinübergerettet werden soll. Als aber dann das selbstbetitelte Debüt erscheint, strafen sie alle Kritiker Lügen. "Asia" setzt sich an die Spitze der amerikanischen Billboard Charts und hält diese Position insgesamt neun Wochen.
Das Album verkauft sich 1982 so gut wie kein anderes und der Single-Hit "Heat Of The Moment" ist auch heute noch Gast in jedem gepflegten Rock-Radiosender. Der Nachfolger "Alpha" (1983) ist eine softere Ausgabe der ersten Scheibe und kann den Erfolg des Debüts nicht ganz wiederholen. Kurz nach der Veröffentlichung steigt Sänger John Wetton aus und gibt an den zweiten Emerson, Lake & Palmer-Musiker Greg Lake ab, nur um rechtzeitig zu den Aufnahmen zu "Astra" wieder mit an Bord zu sein.
Dafür verlässt Steve Howe Asia und so beginnt das lange Ringelrein der Umbesetzungen. Hierin liegt vielleicht auch der Grund, warum die Massen nicht mehr spontan von den Sitzen springen, wenn der Name Asia erklingt. "Astra" (1985) ist ein kommerzieller Flop erster Kajüte und zwangsläufig trennt sich die Band, nur um 1990 wieder am Start zu sein.
Es folgen unzählige weitere Projekte, in denen mal mehr, mal weniger von den Asia-Mitglieder zusammen am Start sind. 1989 bekommt Wetton das Angebot, eine Stadiontour von Asia mit den Beach Boys und It Bites in den USA zu machen, was er natürlich nicht ausschlägt. So sucht sich der Sänger einfach wieder seinen Drummer Palmer, sowie Keyboarder Jeff Young und den ehemaligen Skids/Fashion-Gitarristen Alan Darby zusammen und zieht die Tour durch. Als sie nach der US-Tour auch ein paar Konzerte in Deutschland spielen, steht der Deutsche Holger Larish (Scam Luiz) an der Gitarre.
Ermutigt von den Reaktionen des Publikums, wollen Wetton und Palmer weitermachen und holen sogar Geoffrey Downes zurück. Young ist somit natürlich raus und auch Larish verabschiedet sich bald wieder, weswegen sich Asia die Dienste von Gitarrist Pat Thrall sichern. Mit ihm geht es auf eine Tour rund um den Globus, in deren Verlauf sie auch zwei ausverkaufte Shows vor jeweils 20.000 Russen in Moskau spielen. Danach quittiert Wetton seinen Dienst um sich auf seine Solokarriere zu konzentrieren, Palmer geht zurück zu ELP und Thrall heuert bei Meat Loaf an.
Zur Überraschung vieler geht es mit Asia aber dennoch weiter. Downes holt sich den ehemaligen Passion-Sänger/Basser John Payne und den jungen Gitarrist Al Pitrelli (später bei Alice Cooper und Megadeth), sowie Drummer Simon Phillips. Allerdings sind Palmer und Howie auf der kommenden Scheibe "Aqua" als Gastmusiker dabei. Für die anstehende Tour engagieren Downes und Payne den Gitarristen Vinny Burns und Drummer Trevor Thornton. Beide sind aber nur Sessionmusiker und Downes und Payne sehen Asia seitdem als ihr Projekt mit wechselnden Begleitmusikern an.
Für "Aria" greift das Duo einmal mehr auf die Hilfe von Al Pitrelli zurück, holt sich mit Michael Sturgis aber einen anderen Drummer. Mehrere der Songs, die es nicht auf das Album geschafft haben, erscheinen später auf den "Archiva I+II"-Scheiben. "Aria" erscheint nur in Europa und Japan, da sich in den USA keiner mehr für die Band ohne das alte Line-Up interessiert. Die Tour für die Scheibe läuft mit gerade mal 14 Gigs sehr mager ab und Asia müssen sich ernsthaft fragen, welchen Weg sie in Zukunft einschlagen wollen.
Einmal mehr suchen sich der Keyboarder und der Sänger/Basser neue Leute zusammen und nehmen "Arena" mit zahlreichen Gastmusikern auf. Auch dieses Album erscheint nicht in den USA und dieses Mal bleiben die Liveauftritte sogar vollkommen aus. Erneut landen diverse Stücke aus den Aufnahmesessions nicht auf der Scheibe, sondern auf den später folgenden Archive-Samplern. Diese sind eher ein Produkt eines Wasserrohrbruchs im bandeigenen Studio, bei dem mehrere tausend Pfund an Equipment zerstört wurden. Somit mussten Downes und Payne wieder Geld verdienen, um sich neues Material zu kaufen.
Nach den beiden Samplern widmet sich das Duo der Filmmusik und schreibt den Soundtrack für einen Film von David Attenborough sowie für ein geplantes Play Station-Game, das aber nie auf den Markt kommt. Die jeweiligen Kompositionen erscheinen 1999 auf "Rare", doch zuvor kommt noch "Anthology" auf dem die beiden diverse Songs aus der Wetton-Ära neu einspielen müssen, weil der gegen eine erneute Veröffentlichung geklagt hat. Die folgenden, zahlreichen Live-Veröffentlichungen werden selbst von beinharten Fans nur zwiespältig aufgenommen.
Eine Zeit lang sieht es Ende 1999 sogar so aus, als ob Wetton und Palmer zur Band zurückkehren würden. Da Payne aber inzwischen fast sämtliche Rechte am Namen Asia hat, Palmer partout nicht mit ihm arbeiten will und die Forderungen der Mitglieder für eine Tour vollkommen überzogen sind, macht Downes letztendlich einen Rückzieher und konzentriert sich lieber auf die Zukunft mit Paynes.
Mit einer ganzen Riege an Gastmusikern und ehemaligen Mitglieder spielen sie das nächste Album "Aura" ein. An den neueren Veröffentlichungen scheiden sich die Geister. Während die einen meinen, Asia wären mit dem neuen Sänger John Payne stärker denn je, wünschen die anderen den neuen Asia den baldigen Tod. Auch die 2001-Scheibe Aura erntet zwiespältige Kritiken.
So legen Downes und Payne die Band erst einmal auf Eis und melden sich erst 2004 mit "Silent Nation" zurück. Neben den beiden Musikern tragen vor allem Drummer Chris Slade (Ex-AC/DC) und Gitarrist Guthrie Govan ihren Teil zu dem Album bei. Da auch mit diesem Album der Erfolg weitgehend ausbleibt, macht Downes erst einmal Urlaub, frischt aber die Freundschaft zu Wetton wieder auf.
Unter dem Namen Icon gründen sie ein gemeinsames Projekt und veröffentlichen damit auch diverse Alben, darunter ein Unplugged-Album, das frisches und altes Material beinhaltet. Danach gehen die drei mit Gitarrist John Mitchell und Schlagzeuger Steve Christey auf Tour und bringen die dazugehörige Live-CD raus.
Doch auch mit Asia macht Downes mit dem Line-Up des letzten Albums weiter, muss aber auf einer US-Tour 2005 einsehen, dass es nicht sonderlich erfüllend ist in Hallen zu spielen, in denen gerade mal 50 Leute stehen. Zurück von der Tour beginnt das Quartett mit den Arbeiten an einem Album, das den Namen "Architect Of Time" tragen soll, doch zur Fertigstellung kommt es erst gar nicht.
Im Mai 2006 tingeln Wetton, Downes, Palmer und Howe zum 25-jährigen Asiajubiläum durch die USA. Die Tour wird im November und Dezember in Großbritannien fortgesetzt. Payne, Govan und Jay Schellen veröffentlichen im August 2006 unter dem Namen GPS (den Initialen der drei Musiker) das Album "Window To The Soul" und auch Icons zweite Scheibe "Icon II - Rubicon" erscheint im November des gleichen Jahres.
Payne, der ja immer noch auf seine Namensrecht pocht, vermarktet diverse seiner alten Machenschaften mit Asia unter dem Banner Asia feat. John Payne und will auch das "Architect Of Time"-Album noch zu einem Abschluss bringen. Im Mai 2007 machen sich die reformierten Asia an die Arbeit zu einem neuen Album, müssen diese aber unterbrechen, da der inzwischen trockene, aber immer noch an den Folgen seines Alkoholismus' leidende Wetton einen dreifachen Bypass erhält.
Auch Palmer muss sich Anfang 2008 einer Herz-OP unterziehen, doch die Arbeiten am neuen Album sind bis dahin schon fertig. Unter dem Namen "Phoenix" erscheint die Scheibe Mitte April über das italienische Frontiers Records Label.
In der Folge veröffentlichen Asia mit "Omega" (2010), "XXX" (2012) und "Gravitas" (2014) weitere Alben. Im Mai 2015 wird bei John Wetton Darmkrebs diagnostiziert. Trotz Operation und Chemotherapie stirbt Wetton im Januar 2017 an den Folgen der Erkrankung.
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