laut.de-Biographie
The (International) Noise Conspiracy
The
In diesem Fall die symbolische Benutzung von Grammatik, um der Welt zu zeigen, dass dies mehr ist als nur eine reguläre, lahme Rockgruppe.
(International)
Nicht international als Location, sondern als universelle Idee des Widerstandes und des Kampfes. International heißt hier, dass die Gedanken und Ideen, die hinter der Gruppe stehen, nicht neu oder auf eine Region bezogen sind, sondern überall und bei jedem zu finden sind.
Noise
In diesem Fall die Idee von subversiven Sounds, die im Unterschied zu normalen Popgruppen als eine Attacke gegen die Funktion der Musik als Spektakel dienen soll. Das sei der einzige Weg, mit dem man das revolutionäre Spiel beginnen könne.
Conspiracy
Eine geheime Gesellschaft im Untergrund, eine Gruppe urbaner Terroristen mit dem Ziel, jede Instanz unserer Gesellschaft zu hinterfragen und zu attackieren.
Politische Korrektheit derart cool rüber zu bringen, schaffen nur wenige Bands. "Capitalism Is Organized Crime" - dieser Satz prangte, auf ein rotes Bettlaken geschrieben, jahrelang auf den energiegeladenen Konzerten der Noise Conspiracy.
Es steckt nicht nur eine Idee, sondern eine Mission hinter der Gruppe. Es geht nicht nur um Musik, sondern um die Botschaft. T(I)NC behaupten nie, sie würden die Wahrheit verbreiten. Eher schreiben sie sich auf die Fahnen, dass "Musik sich selbst begrenzt, wenn sie von einer CD abgespielt wird" und dass man Kreativität nicht in einem so begrenzten Rahmen wie einer Platte festhalten könne.
Die Idee, eine Band ins Leben zu rufen, die eine Liebe zum schmutzigen 60s Punkrock, einen Hang zu Soul im wahrsten Sinne des Wortes und radikal politischem Denken hat, kommt 1998 in Umea, Schweden, erstmals zum Tragen. Diese Mission hatten Dennis Lyxzén (Sänger, ehemals bei Refused) und Lars Strömberg (Gitarre, nebenbei noch bei Separation) schon eine ganze Weile im Kopf, doch erst nach der Auflösung von Refused, kann das Abenteuer beginnen.
Die anderen Mitglieder gesellen sich allmählich zum "Kollektiv". Auf der Suche nach einem Bassisten trifft man auf Inge Johannson, der bis dahin bei The Femal Anchor Of Sade gespielt hat, in seinen Worten ein "Antikunst-Kollektiv". Später kommen noch Lyxzéns zwischenzeitliche Freundin Sara Almgren (Tamburin und Orgel) und Ludwig Dahlberg (Schlagzeug) dazu, die man von den auch sehr politischen Saidwas abwerben konnte.
Die Band nimmt zwölf Songs auf, die in Europa immer wieder als Vinyl-7" erscheinen. In Asien und Kanada kommen sie als Album mit dem Titel "The First Conspiracy" raus. Daraufhin beginnt in Schweden ein riesiger Hype um die Band, schon alleine weil der Frontmann der Ex-Sänger der abgöttisch geliebten Kultband Refused ist. Es passiert also das, was die hochpolitische Band sich eigentlich nicht gewünscht hat: Hype statt Verständnis.
Aber T(I)NC machen es nicht wie zuvor Refused: Sie halten durch und versuchen, der Sache selber eine andere Richtung zu geben. Erst einmal veröffentlichen sie 2000 das phänomenale Album "Survival Sickness" auf Burning Heart. Dem Publikum versucht man frühzeitig beizubringen, sich aus eigener Kraft an politische Messages zu wagen. "Buy books, they can be more punkrock than music will ever be! Read! Get educated!" Solche Sätze gibt Dennis auf der Bühne gerne zum Besten.
2001 wird der Erstling "The First Conspiracy" in Europa wiederveröffentlicht. Richtig groß ins Gespräch kommt die Band aber erst mit dem zweiten Studioalbum "A New Morning, Changing Weather", das die rauhe Richtung des Vorgängers weiter geht und mit "Capitalism Stole My Virginity" einen fetten Punksong-Ohrwurm aufbietet.
2003 erschüttert die Nachricht die Musikpostillen, dass American Recordings-Chef Rick Rubin (Cash, RHCP, Slayer) sich als Produzent fürs kommende Studioalbum bemüht. Sichtlich geehrt sagt die Noise Conspiracy zu und fliegt mit neuen Songs zum Bärtigen rüber in die Staaten. Das Ergebnis erscheint Mitte 2004 unter dem Namen "Armed Love" und klingt insgesamt runder und abgeklärter als die beiden Vorgänger.
Die gegenseitige Wertschätzung von Band und Produzent hält eine ganze Weile an. Obwohl Rubin mit Metallica oder Neil Diamond weiterhin internationale Hochkaräter in seinen Hallen begrüßt, lässt er die europäischen Punkrock-Anarchos nicht vor der gepanzerten Haustüre stehen. Auch für das Folgewerk "The Cross Of My Calling" (2008) kommt man wieder zusammen.
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