laut.de-Kritik
Dem Sänger der Noise Conspiracy scheint die Sonne aus dem Arsch!
Review von Mathias MöllerDennis Lyxzén strikes again! Der Mann entwickelt sich so langsam zum Arbeitstier, denn neben vorliegendem Projekt The Lost Patrol Band lässt er die (International) Noise Conspiracy ganz normal weiterlaufen. Und die Wandlung, die er in den letzten zehn Jahren durchgemacht hat, ist schon erstaunlich, man erinnere sich nur an den jungen Lyxzén, der als Refused-Shouter nicht vor eigenwilligen AC/DC-Coverversionen zurückschreckte.
Dann gelang ihm mit Refused der ganz große Wurf: "The Shape Of Punk To Come" ist sicher eines der wegweisenden Alben der Neunziger Jahre und "New Noise" einer der Hits des Jahrzehnts. Mit besagter Noise Conspiracy schickte sich der musikalische Prophet der Kapitalismuskritik an, die Revolution tanzbar zu machen. Anno 2005 ist sein Soloprojekt The Lost Patrol ausgewachsen zur Lost Patrol Band, und, wer hätte es gedacht: Dennis Lyxzén scheint die Sonne aus dem Arsch!
So klingt es zumindest, wenn man den Opener "Feels Like Drowning" hört. Ganz anders, als man beim Titel vermuten könnte, poppt die Band fröhlich beschwingt, dass man sich sofort ins Cabrio auf den Weg am Bodensee entlang nach Romanshorn wünscht. "Golden Times" entspricht vom Wort her schon ein wenig mehr der Grundstimmung, die in Richtung britischem Indiepop tendiert. Dennis Lyxzén klingt dabei immer noch wie der etatmäßige Frontmann, verlegt sich mittlerweile aber auf richtiges Singen, und das klingt zeitweise sogar richtig gut.
Apropos Zeit: hin und wieder fühlt man sich, als würde die Band den Hörer neppen, beziehungsweise kidnappen wollen in frühere Zeiten, der Powerpop mit punkigem Handkantenschlag zitiert Vergangenes aus den Siebzigern und Achtziger Jahren. Stellenweise werden Lyxzén und seine sieben (!) Mitstreiter richtig feinfühlig. Die Seite, die er mit "Pick Me Up" oder dem scheinbar sehr persönlichen "My Heart Is Still A Mess" zeigt, kennt man nicht unbedingt vom Agitprop-Stehaufmännchen des schwedischen Revolution Rock.
Andererseits verfällt er mit "A Girl Like You" im nächsten Moment gleich wieder in den bekannten Noise Conspiracy-Sound. Die Elektro-Orgel darf natürlich auch hier nicht fehlen, allerdings setzt Tastenmann Jonas Lidström sie dezenter ein als das bei Lyxzéns anderer Band der Fall ist. Das Album unterhält von vorne bis hinten sehr gut, auch wenn es zum Schluss etwas an Drive verliert. Dennoch vergeht die knappe halbe Stunde, die die Langrille aufbietet, wie im Flug. Da bleibt nur eins: nochmal auflegen!
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