Der Begriff Visual Kei wurde in Japan an sich nur als Überbegriff für optisch auffällige Musiker und ihre Fans aus unterschiedlichen, musikalischen Richtungen geprägt. Zusammen gesetzt aus dem englischen Begriff visual (visuell, optisch) und dem japanischen Zeichen "系" 'kei' (Clique, Herkunft, System, Stil), beschreibt er inzwischen eine Musikrichtung, die sich irgendwo in der Schnittmenge aus Grunge, Metal, Industrial und Gothic abspielt, doch auch Pop und Folk sind nicht ausgeschlossen.
Die Musiker des Visual Kei sind zum größten Teil männlicher Natur, als solche aber kaum mehr erkennbar. Ob man das nun als Transe bezeichnen mag oder nicht, jedenfalls verwenden sie mindestens so viel Make-Up, stylen ihre Haare entsprechend, tragen farbige Kontaktlinsen und geben sich auch in ihrer Gestik sehr feminin. Hinzu kommt ein Kleidungsstil, der sowohl Kimonos und andere historisierende Kleider beinhalten kann als auch Lack- und Leder-Outfits. Auch die Instrumente sind mitunter auf dieses Styling ausgerichtet. Der Personenkult um die einzelnen Künstler nimmt derweil schon abstruse Ausmaße an.
Als ursprüngliche Einflüsse müssen wohl die Musiker des Glamrock der frühen 70er herhalten und somit Künstler wie David Bowie, Kiss, Twisted Sister oder auch Bands wie Visage, Siouxsie And The Banshees oder Alien Sex Fiend. Zu den ersten Bands, die in Japan diesen Stil gelebt und verbreitet haben, zählen X (später X-Japan), Luna Sea und Malice Mizer. Um 2005 sind es Gruppen wie Dir En Grey, MUCC, Hyde oder D'espairsRay, die auch in westlichen Ländern wie Deutschland, Frankreich und den USA Fuß fassen.
Auch dort kommt es nach und nach zur Bildung von Visual Kei-Bands, wobei die Diskussion läuft, ob man in solchen Fällen nicht eher von Visual Rock-Bands sprechen sollte, da der philosophische Background ein anderer ist. Die trans- bzw. homosexuellen Tendenzen, die den Musikern oft unterstellt werden, sind kaum zu halten, da sich das japanische Schönheitsideal einfach deutlich vom europäischen oder amerikanischen unterscheidet. Es geht vielmehr darum aufzufallen, bestaunt zu werden, anders zu sein und zu schockieren. So kann man vielleicht sogar eine Laune des Musicbiz wie Tokio Hotel erklären.