Du suchst noch nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk für Gitarren-Nerds? Dann verhindere um Himmels willen, dass ebenjene Wind von "Triumphant Hearts" bekommen, sonst greifen sie nämlich vor dir zu. Jason Becker versammelt auf "Triumphant Hearts" ein Who-Is-Who der Saitenvirtuosen. Unter anderem mit …
Als absolut eingefleischter, fanatischer Beckeranhänger habe ich seit vielen Jahren gehofft, dass er nochmal eine Scheibe macht, die nicht in die esoterische Schiene der Rasperry Jams abrutscht.
Ich habe die Crowdfunding-Kampagne deswegen direkt nach Bekanntwerden mit 120 Dollar unterstützt. Das Review scheint mir halbwegs angemessen, kämpft aber auch ein wenig (wie alle anderen Reviews) mit dem Mitleid für den Künstler.
Ich höre nun seit einigen Tagen die Platte und natürlich bin ich als Gitarrenliebhaber nicht auf Wolke Sieben, eben weil es sich hier nicht um ein gut gemachtes Meisterwerk der Shred-Kunst handelt, sondern um ein beinahe lieblos aneinander produziertes Sammelsurium von komischen Zeug.
Ich versuche dem, was Becker hier gemacht hat trotzdem etwas abzugewinnen und berücksichtige dabei die Bedingungen unter denen die Platte entstand: Hätten nämlich Vai, Loureiro oder vielleicht auch Gilbert sowas veröffentlicht, müsste man konsternieren, dass Besagte wohl a) keinen Bock hatten und b) das ein oder andere Drogenproblem in den Griff bekommen sollten.
Deswegen betrachte ich es so: Becker kann nur seine Augen bewegen und ist seit bald 30 Jahren aus dem Musikbusiness raus. Seit Mitte der Neunziger kann er keine Gitarre mehr halten. Wenn sich die Musik also nur mit Augen schreiben lässt und größtenteils im Kopf passiert, muss man schon Beethoven sein, damit etwas dabei herauskommt, das allen die Kinnlade erdet.
Einerseits bin ich aus genau diesem Grund auch etwas enttäuscht, denn ich habe Becker immer für eines der ganz großen Genies gehalten (was er ja vielleicht doch ist oder zumindest war – Mozart hatte bekanntlich ja auch nicht lange), andererseits muss ich einsehen, dass die totale Bewegungseinschränkung eben dazu führt, dass Üben und Besserwerden einfach nicht mehr drin sind.
Ein weithin unbeachteter Fakt ist, der das Album leider nicht besser macht, dass Becker einem ziemlich esoterischen Millieu entspringt. Was in seiner Jugend mit Perpetual Burn fruchtbare Ergebnisse hervorbrachte, weil noch Bezug zur damaligen Gitarren-Rock-Kultur bestand, wird spätestens seit den Rasperry Jams schwer konsumierbar und auf eine Nicht-The-Residents-strangecoole Weise einfach nur merkwürdig.
Ich versuche gerade wegen dieser Einsichten fair mit Beckers Musik zu sein: Die Scheibe läuft nun seit einigen Tagen im Auto rund und ich bekomme durchaus Zugang. Es gibt einige herrliche Momente bei den Instrumentalstücken, die an alte Glorie erinnern und die beckertypische Melodiestruktur aufweisen. Insofern ist es ihm auch ein wenig gelungen der Platte sein Markenzeichen aufzusetzen.
Die 90er-Jahre-Filmmusikstücke sind für Nostalgiker wie mich ohnehin zugänglich und ich erhöre sie mit einem besonderen Wohlwollen. Die Gesangstücke haben durchaus Herz und für einen durchschnittlichen Popact wären sie passables Werk. Leider sind die beckertypischen Momente so rar, dass man hier nicht von vollendeter oder auch nur im Ansatz gelungene Kunst.
Das große Manko an der Platte bleibt der fehlende rote Faden, die unter Normalbedingungen inakzeptable Produktion und – für Gitarrenliebhaber wie mich – natürlich auch der Mangel des Instruments. Ausgerchnet das Aushängeschild der Platte „Valley of Fire“ ist meines Wissens ein beckerunabhängiges Eigenwerk der „Magnificient 13“, zu denen u.a. Vai, Satriani, Gilbert, Eklundh u.v.w. gehören. Hier zeigt sich vielleicht auch am deutlichsten wie raus Becker aus dem ganzen Gitarrenvirtuosenbetrieb ist, weil just dieses Stück gut gemacht ist und man ihm einfach die jahrelange Erfahrung in Komposition, Spiel und Produktion seiner Gitarristen anhört. Becker auf diesem Level könnte vielleicht heute noch Akzente setzen und die Szene anführen.
Man muss die Platte als das betrachten, was sie in erster Linie ist: Eine eigens hervorgebrachte Charityaktion für einen einstmals großartigen Künstler, dessen Behandlung seiner neurodegenerativen Erkrankung aufwendig ist. Das ist nicht falsch und ich persönlich habe mit dem was Becker in jungen Jahren für meine musikalische Menschwerdung leistete, mehr bekommen, als das was 120 Dollar bezahlen könnten. Trotzdem bleibt der große musikalische Wurf aus.
Du suchst noch nach dem perfekten Weihnachtsgeschenk für Gitarren-Nerds? Dann verhindere um Himmels willen, dass ebenjene Wind von "Triumphant Hearts" bekommen, sonst greifen sie nämlich vor dir zu. Jason Becker versammelt auf "Triumphant Hearts" ein Who-Is-Who der Saitenvirtuosen. Unter anderem mit …
was in diesem album alles beisammen ist und zusammenkommt, einfach wahnsinn. Da bekommst du bei jedem einzelnen Song die pure Gänsehaut.
Als absolut eingefleischter, fanatischer Beckeranhänger habe ich seit vielen Jahren gehofft, dass er nochmal eine Scheibe macht, die nicht in die esoterische Schiene der Rasperry Jams abrutscht.
Ich habe die Crowdfunding-Kampagne deswegen direkt nach Bekanntwerden mit 120 Dollar unterstützt. Das Review scheint mir halbwegs angemessen, kämpft aber auch ein wenig (wie alle anderen Reviews) mit dem Mitleid für den Künstler.
Ich höre nun seit einigen Tagen die Platte und natürlich bin ich als Gitarrenliebhaber nicht auf Wolke Sieben, eben weil es sich hier nicht um ein gut gemachtes Meisterwerk der Shred-Kunst handelt, sondern um ein beinahe lieblos aneinander produziertes Sammelsurium von komischen Zeug.
Ich versuche dem, was Becker hier gemacht hat trotzdem etwas abzugewinnen und berücksichtige dabei die Bedingungen unter denen die Platte entstand: Hätten nämlich Vai, Loureiro oder vielleicht auch Gilbert sowas veröffentlicht, müsste man konsternieren, dass Besagte wohl a) keinen Bock hatten und b) das ein oder andere Drogenproblem in den Griff bekommen sollten.
Deswegen betrachte ich es so: Becker kann nur seine Augen bewegen und ist seit bald 30 Jahren aus dem Musikbusiness raus. Seit Mitte der Neunziger kann er keine Gitarre mehr halten. Wenn sich die Musik also nur mit Augen schreiben lässt und größtenteils im Kopf passiert, muss man schon Beethoven sein, damit etwas dabei herauskommt, das allen die Kinnlade erdet.
Einerseits bin ich aus genau diesem Grund auch etwas enttäuscht, denn ich habe Becker immer für eines der ganz großen Genies gehalten (was er ja vielleicht doch ist oder zumindest war – Mozart hatte bekanntlich ja auch nicht lange), andererseits muss ich einsehen, dass die totale Bewegungseinschränkung eben dazu führt, dass Üben und Besserwerden einfach nicht mehr drin sind.
Ein weithin unbeachteter Fakt ist, der das Album leider nicht besser macht, dass Becker einem ziemlich esoterischen Millieu entspringt. Was in seiner Jugend mit Perpetual Burn fruchtbare Ergebnisse hervorbrachte, weil noch Bezug zur damaligen Gitarren-Rock-Kultur bestand, wird spätestens seit den Rasperry Jams schwer konsumierbar und auf eine Nicht-The-Residents-strangecoole Weise einfach nur merkwürdig.
Ich versuche gerade wegen dieser Einsichten fair mit Beckers Musik zu sein: Die Scheibe läuft nun seit einigen Tagen im Auto rund und ich bekomme durchaus Zugang. Es gibt einige herrliche Momente bei den Instrumentalstücken, die an alte Glorie erinnern und die beckertypische Melodiestruktur aufweisen. Insofern ist es ihm auch ein wenig gelungen der Platte sein Markenzeichen aufzusetzen.
Die 90er-Jahre-Filmmusikstücke sind für Nostalgiker wie mich ohnehin zugänglich und ich erhöre sie mit einem besonderen Wohlwollen. Die Gesangstücke haben durchaus Herz und für einen durchschnittlichen Popact wären sie passables Werk. Leider sind die beckertypischen Momente so rar, dass man hier nicht von vollendeter oder auch nur im Ansatz gelungene Kunst.
Das große Manko an der Platte bleibt der fehlende rote Faden, die unter Normalbedingungen inakzeptable Produktion und – für Gitarrenliebhaber wie mich – natürlich auch der Mangel des Instruments. Ausgerchnet das Aushängeschild der Platte „Valley of Fire“ ist meines Wissens ein beckerunabhängiges Eigenwerk der „Magnificient 13“, zu denen u.a. Vai, Satriani, Gilbert, Eklundh u.v.w. gehören. Hier zeigt sich vielleicht auch am deutlichsten wie raus Becker aus dem ganzen Gitarrenvirtuosenbetrieb ist, weil just dieses Stück gut gemacht ist und man ihm einfach die jahrelange Erfahrung in Komposition, Spiel und Produktion seiner Gitarristen anhört. Becker auf diesem Level könnte vielleicht heute noch Akzente setzen und die Szene anführen.
Man muss die Platte als das betrachten, was sie in erster Linie ist: Eine eigens hervorgebrachte Charityaktion für einen einstmals großartigen Künstler, dessen Behandlung seiner neurodegenerativen Erkrankung aufwendig ist. Das ist nicht falsch und ich persönlich habe mit dem was Becker in jungen Jahren für meine musikalische Menschwerdung leistete, mehr bekommen, als das was 120 Dollar bezahlen könnten. Trotzdem bleibt der große musikalische Wurf aus.