25. Februar 2009

"Es geht einfach um echten Scheiß"

Interview geführt von

Obwohl "In The City" ein Debütalbum ist, kann man Kevin Rudolf nicht wirklich als Newcomer bezeichnen. Durch die Zusammenarbeit mit Timbaland ist er bereits mitverantwortlich für eine beachtliche Anzahl von Hits. Als Studiomusiker sonst eher im Hintergrund, nutzt der New Yorker die gesammelten Erfahrungen jetzt für die Solokarriere. Zur Einstimmung spricht er am Telefon über sich und seine Musik.Der Hype um "Let It Rock" legt die Vermutung nahe, dass der Schöpfer sich vor Interviews und Promoterminen momentan kaum retten kann. Als ich am späten Nachmittag auf den Anruf warte, rechne ich also nicht mit einem besonders redefreudigen Gesprächspartner. Dass es in den Staaten gerade früh morgens war, fiel mir erst wieder ein, als ich mit einem etwas verschlafenen Kevin Rudolf verbunden wurde. Man kann sich vorstellen, dass ihn dieser Umstand auch nicht gerade gesprächig machte. Da ich ihn geweckt hatte, beschloss ich ihm den üblichen Smalltalk ersparen.

Die Leute hier in Deutschland wissen nicht allzu viel über dich, also erzähl doch einfach mal ein bisschen, zum Beispiel wie du zum Musikmachen gekommen bist.

Angefangen habe ich mit elf. In dem Alter hatte ich das erste Mal eine Gitarre in der Hand. Mir ist daraufhin ziemlich schnell klar geworden, dass ich mit Musik meinen Lebensunterhalt verdienen will. Ich habe meiner Mutter bereits mit dreizehn erklärt, dass ich nicht aufs College gehen, sondern Musiker werden will und dass sie sich keine Sorgen machen soll.

Wie kam es zu einer so frühen Entscheidung? Gab es jemanden dem du nacheifern wolltest? Irgendwelche Idole oder Vorbilder?

Klar, da gab es einige. Ich hab zwar im Grunde alles gehört, aber am meisten haben mich natürlich Gittaristen interessiert, da ich selber auch Gitarre spiele. Ich hab viel Van Halen, Jimi Hendrix und Eric Clapton gehört. Aber im Grunde war es nicht so, dass ich jemand besonderem nachgeeifert habe, mich hat einfach dieser Beruf an sich gereizt. Ich wusste eben irgendwann einfach, dass ich kein normales Durchschnittsleben führen, sondern Musiker sein will.

In den Medien wirst du ja meistens als Rockmusiker betitelt. Dein Album dagegen zeugt von wesentlich mehr Einflüssen. Wie siehst du das? Bist du ein typischer Rockmusiker?

Ich glaube nicht, dass man meine Musik wirklich kategorisieren kann. Ich meine ich bin Producer, ich bin Songwriter, ich mache eben einfach Kunst, verstehst du? Ich habe mich nicht auf eine bestimmte Richtung festgelegt, weil ich eigentlich jedem Musikstil etwas abgewinnen kann. Was ich den Leuten auf "In The City" gezeigt hab ist ja nur ein kleiner Teil von dem was ich mache. Im Moment arbeite ich als Producer und Songschreiber an den nächsten Alben von Lil Wayne und Toni Braxton. Dabei ist es eigentlich egal welcher Stil, ich mache eben einfach Musik. "In The City" ist zwar schon ziemlich rocklastig, aber es beinhaltet vor allem meinen persönlichen Stil, der sich eben aus vielen zusammensetzt. Was das angeht sind die Leute im Moment aber auch ziemlich aufgeschlossen. Also hab ich die Gelegenheit ergriffen und gezeigt, was ich kann.

"Meine Musik kann man nicht kategorisieren"

Ich finde das Thema interessant, weil ich "In The City" eigentlich schon als Rockalbum bezeichnen würde. Trotzdem besteht deine Feature-Liste nur aus Rappern.

Im Grunde liegt das nur daran, dass ich in demselben Umfeld aufgewachsen bin, das sind halt einfach meine Leute. Ich bin als Musiker in Brooklyn aufgewachsen und die meisten Kontakte die du dort knüpfst haben irgendwie mit HipHop zu tun. Ich war auch nie wirklich in einer Band oder so. Stattdessen habe ich mit Timbaland, Lil Wayne und Birdman im Studio gesessen. Vor diesem Hintergrund entstehen dann eben die Kontakte zu den Leuten, die auf meinem Album sind. Das sind einfach meine Leute. Da komm ich her.

Lil Wayne mit einer Gitarre zu sehen hat mich auch gar nicht so überrascht. Aber Rick Ross und Nas sind ja nicht unbedingt die typischen Crossover-Artists.

Bei Nas habe ich es eigentlich gar nicht auf einen Gastauftritt angelegt. Ich hatte lediglich dem Universal-Chef den Song "N.Y.C" zugeschickt. Er hat ihn Nas vorgespielt und der wollte unbedingt einen Part auf dem Song haben, also ist er auf mich zugekommen. Ich hatte ihn vorher noch nie getroffen, aber er wollte unbedingt mitmachen. Ein Grund war natürlich, dass es um New York geht und der Song sich zum representen anbietet. Ihm gefiel aber auch, dass der Song erzählt, was hier so passiert. Es geht einfach um echten Scheiß. Weißt du, ich hatte vorher von Kritikern und anderen Leuten gehört, dass sie den Track für oberflächlich halten. Aber was ich erzähle, basiert auf der Realität. Das ist es, was du siehst, wenn du hier auf die Straße gehst, real shit. Ich denke mal Nas hat das ebenfalls erkannt, und hat mir angeboten einen Part aufzunehmen.

Wo wir gerade bei dem Thema sind. Du bist mittlerweile bei Cash-Money-Records unter Vertrag. Wie ist das abgelaufen? Wolltest du zu einem Hip Hop-Label, oder ist das einfach aus den beschriebenen Umständen heraus passiert?

Ehrlich gesagt hat es mich ziemlich überrascht, dass die Leute bei Cash-Money so gut nachvollziehen konnten, was ich musikalisch so mache. Aber im Grunde bin ich da perfekt aufgehoben. Die Jungs sind anderer Musik gegenüber ziemlich aufgeschlossen. Die verurteilen Musik nicht aufgrund ihrer Stilrichtung, sondern beurteilen sie einfach danach ob sie die Songs fühlen können oder nicht. Und das ist auch das Kriterium nachdem entschieden wird, mit wem sie arbeiten wollen und wer gesignt wird. Deshalb ist es der perfekte Ort für mich, die lassen mich einfach mein Ding machen.

"Was ich erzähle, basiert auf der Realität"

Du blickst ja jetzt mittlerweile auf eine ziemlich erfolgreiche Studiokarriere zurück. Inklusive einer langen Liste von Stars, mit denen du gearbeitet hast. Warum der Schritt ins Rampenlicht?

Also ich will ehrlich sein. Bei vielen Stücken an den ich mitgearbeitet hab, auch bei den großen Sachen wie mit Nelly Furtado, habe ich größtenteils Gitarre gespielt. Das macht zwar Spaß, wird aber nicht besonders gut bezahlt. Also Geld spielt natürlich eine Rolle. Aber es ist nicht so, dass ich jetzt als Studiomusiker aufhöre und plötzlich nur noch mein eigenes Ding durchziehe. Ich hab nebenbei immer eigene Sachen gemacht, und jetzt war es einfach an der Zeit. Ich meine, wenn jemand mit etwas Erfolg hat, dann hat er das wahrscheinlich schon eine ziemlich lange Zeit gemacht. Man entscheidet sich ja nicht spontan dazu, ein erfolgreicher Solokünstler zu werden.

Was hat sich für dich geändert, seit du einer bist?

Na ja, es ist schon cool, wenn die Kids auf der Straße dich erkennen, weil du ein Star bist. Selbstverständlich hat es auch sehr entspannend genügend Geld zu haben, und in finanzieller Hinsicht frei zu sein. Aber das Beste in meinen Augen ist, dass die Leute auf mich aufmerksam geworden sind und mit mir zusammenarbeiten wollen.

Gibt es jemand bestimmten, mit dem du gerne mal arbeiten würdest?

Sade.

Ach echt? Ist da schon was in Planung, oder nur so ne Idee?

Das ist ein verdammter Traum.

Und was steht in Zukunft sonst noch so an? Hast du vor noch eine LP aufzunehmen?

Ich arbeite schon an meinem nächsten Album. Aber im Moment steht erst mal meine US-Tour an. Ein paar Konzerte in Europa sind auch geplant. Außerdem produziere und ich schreibe ich nebenbei für massenweise andere Künstler. Du weißt schon, ich mach eben einfach mein Ding.

Wann spielst du denn die Shows in Europa? Gibt es schon Termine für Deutschland?

Ich wünschte, ich könnte genaueres sagen, aber ich weiß es noch nicht. Ich kann dir nur sagen, dass wir irgendwann im März nach Europa kommen, und ich glaube Deutschland wird unsere erste Station. Halt einfach die Augen offen, das wird toll.

Werd ich machen. Besten Dank für das Gespräch.

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