Lisette Spinnler

"Jazz ist für mich das kollektive Kreieren der Musik in Jetzt-Zeit", sagt Lisette Spinnler. Damit ersinnt sie zwar nicht die Definition von Jazz neu. Ihre Musik, die eine magisch-seltsame Schönheit verströmt, spricht dafür eine umso erfinderischere Tonsprache. Denn ähnlich Sonja Kandels, singt auch Spinnler gerne in einer klangverliebten Phantasiesprache. Alles Weitere ergibt sich aus der Kreativität, Virtuosität und Wandlungsfähigkeit der Musikerin: "Musik muss als solche gut tun und berühren, letztlich unabhängig vom Genre."

Lisette Spinnler, die als Vorbilder Bobby McFerrin, Cassandra Wilson, Miles Davis und Ella Fitzgerald nennt, beginnt mit zehn Jahren Klavier zu spielen. Mit 19 widmet sie sich dem Gesang und durchläuft zunächst eine klassische Ausbildung, bevor sie sich dem Jazz zuwendet. Ihre erste eigene Band gründet die 1976 geborene Musikerin 1999, das Jahr in dem sie auch ein Stiftungs-Stipendium erhält. Zu ihren Lehrerinnen in Sachen Jazz gehören u.a. Sandy Patton und Susanne Abbuehl - heute Kolleginnen, denn ihr Können gibt Spinnler seit 2006 an der Hochschule für Musik in Basel weiter.

Ausgiebige Tourneen mit unterschiedlichen Kooperationspartnern bilden das Erfahrungsfundament ihres musikalischen Profils. Für ihr Engagement erhält Spinnler beim Montreux Off-Festival 2001 den Solistenpreis. 2004 feiert sie ihr Albumdebüt mit "In Between". Auf ihrem 2010er-Album "Siawaloma" ist der Name Programm, denn der aus dem afrikanischen stammende Begriff meint übersetzt Gemeinschaft.

"Ich habe dort einmal in einer Musikgruppe gelebt. Den ganzen Tag wird musiziert, getanzt oder gemeinsam gegessen, da die Menschen weder einen anderen Beruf noch überhaupt etwas zu tun haben. Da alle aufeinander angewiesen sind, ist hier das Gemeinschaftsgefühl sehr groß", berichtet Spinnler. "Das Siawaloma-Quintet nimmt sich Zeit, um atmosphärische Stimmungsbilder heraufzubeschwören und zu umkreisen", ergänzt Wolfgang Muthspiel, auf dessen Label Material Records "Siawaloma" erscheint.