laut.de-Kritik
Ohne Verschnaufpause durch den High-Speed-Liederdschungel.
Review von Kai KoppZum Ende ihrer Deutschland-Tournee gastieren London Elektricity im Konstanzer Kulturladen. Angeturnt von der urbanen Clubatmosphäre und der lieblich-ländlichen Seekulisse laufen die Briten im wilden Süden zur Höchstform auf!
Mit London Elektricity geht die Gauloises-Cookin'-Blue-Tour in ihre 22. Runde. Das von der französischen Zigarette gesponserte Tourneeprojekt featured seit nunmehr zehn Jahren ambitionierte junge Künstler. MC Solaar, Galliano, Incognito, Lamb, Cultured Pearls, Roni Size, Jazzkantine, Smith & Mighty, A Guy Called Gerald, Hefner, Shantel, Orishas und De-Phazz waren bereits mit den Fluppenmachern unterwegs. Die Liga, in der gespielt wird, dürfte damit klar sein.
London Elektricity kicken spätestens seit ihrem 98er-Debütalbum "Pull The Plug" mit. Mitte der 90er von den beiden Soundtüftlern Tony Colman und Chris Goss gegründet, ist das Projekt inzwischen zum alleinigen Spielfeld von Tony Colman mutiert. Mit dem neuen Album "Billion Dollar Gravy" und einer satten Liveband war der britische Drum'n'Bass-Act auf Deutschland-Tournee. Nach Hamburg, München, Berlin, Köln und anderen Metropolen bildet Konstanz den Abschluss ihrer knapp zweiwöchigen Live-Party.
Supported von dem wunderbaren Electro-Duo Sonar Lodge betreten London Elektricity gegen 23 Uhr die Bühne. Ab dem ersten Titel machen sie deutlich, wo heute Abend der Hase lang läuft: Handgemachter Party-Drum'n'Bass. Absolut sequenzerfrei präsentieren die Elektrizitätswerker, dass die Drum'n'Bass-Szene munter und kreativ am werkeln ist. Auch wenn Jungleund Konsorten kommerziell für tot erklärt werden, weiß jeder, der in dieser Show war, dass der Bär tobt im Jungle-Dschungel.
Massiv gutlaunig eröffnen sie den Abend mit einer Nummer aus "Pull The Plug" - Zeiten. Die scharfen Bläser der CD werden lustvoll mit der Stimme imitiert. Dieser Akt englischen Humors - die imitierten Bläser klingen in Wahrheit wie eine Karikatur - sorgt ab der ersten Nummer für gute Stimmung. Die tighten Beats für den nötigen Zappelfaktor. Die Stimme der in allen Belangen unkonventionellen Sängerin Lianne Carrol für abgöttische Verehrung. Ihr Ansagenonsens für gute Laune. Ihre Gewandung für irritiertes Schmunzeln.
Den Rest erledigen Stamina MC, der Bassist Andy Waterworth und das 'Jungle Drummer' genannte Vartamännchen an den Trommeln. Das Publikum im Schlepptau, marschieren sie ohne Verschnaufpause durch den High-Speed-Liederdschungel. Das "Billion Dollar Gravy" und "Pull The Plug" - Material bietet genug Stoff, um eine fette Live-Show mit Wackelgarantie abzuliefern.
Nach erschöpfenden 100 Minuten lassen London Elektricity Gnade walten und überlassen den DJs die Macht. Nicht ohne von den reizenden Gauloises-Fräuleins reichlich beschenkt zu werden (keine Zigaretten, statt dessen Mini-CDs und Tapes) falle ich ins Aftershow-Delirium. Gute Nacht!