Der Release dieses Konzertfilms ist ein ebenso unerwarteter wie historischer Moment in der Geschichte der Rockmusik. Zur Vorgeschichte: 1973 veröffentlichte Lou Reed erstmals sein Konzeptalbum "Berlin". Das sperrige Werk erzählt von der tragischen Liebe des Paares Jim und Caroline. Es reflektiert …
Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass die Blondine auf dem Screen als Caroline Sinnbild ist, für Reeds ewige unerfüllte Sehnsucht nach Nico, der Sphinx aus Eis.
All of her friends call her Alaska (...) It's so cold in Alaska.
Der sonst so beherrschte Sarkast offenbart ungewöhnlich viel seiner enttäuschten Passion, wenn er "Caroline Says I" mit aggressiv funkelnden Augen in seine Einzelteile zerlegt.
She treats me like a fuckin' fool, but to me she's still my German Queen.
Ich hab das 1. Konzert, sozusagen die Uraufführung von BERLIN neu angehört, ich kenne die 1. Fassung von wann? und war in Berlin im Konzert. Es war immer mein Traum, Lou Reed mal live zu erleben. Ich hab gehört und gelesen, alles was ich kriegen konnte und das Konzerterlebnis hat ihm meine allerhöchste Achtung eingebracht. Vorher war da Neugier. Man bedenke immer seine sehr abwechslungsreiche Lebensgeschichte und ebenso seine Schaffensperioden (mit und ohne Velvet und Nico).
Eine Lou-Reed-Biographie von Peter Doggett habe ich vor ein zwei Jahren zufällig beim Stöbern auf den Bücherflohmärkten, die immer entlang "Unter den Linden" und "Straße des 17. Juni" an der Humboldt-Uni und der TU stattfinden, für zwei, drei Euro gekauft und fast an einem Abend weggelesen.
Was Lou Reed, John Cale plus Nico angeht, gibt es ja in Berlin eine absolut authentische Quelle: Den alten Krautrocker und langjährigen Nico-Lebenspartner Lutz Ulbrich, jetzt bei 17 Hippies und als "Lüül" bekannt. In seiner Autobiographie von 2006 gehts um all diese Sachen, aber ich muss zugeben, habe sie immer noch nicht gelesen. Schande über mich.
Dafür letzten Sommer den ganz wunderbaren Kino-Film "Berlin Song" über sechs europäische Singer/Songwriter, die im Berlin der "Nuller"-Jahre ihre künstlerische Heimat gefunden haben. Immer wieder geht es natürlich auch um diese Berlin-Tradition rund um Lou Reed, Nico, Nick Cave oder auch Nikki Sudden.
Antony war anlässlich der Veröffentlichung von "I'm A Bird Now" in der Volksbühne und es muss ungeheuerlich gewesen sein. Ebenso wie übrigens das legendäre Konzert von Rufus Wainwright in der Passioskirche vor einigen Jahren.
ihr berliner pappnasen habt so viel gutes um euch herum; das habt ihr gar nicht verdient
die dvd wird dir - wie ich dich kenne - ganz besonders gefallen. sogar der verzicht auf jegliches bonusmaterial stört nicht. es gibt nix, was den focus von der musik selbst ablenken könnte.
während und nach candy says:
Zu Tränen gerührt schaut der leicht zerknitterte Poet seinen Gesangspartner voller Dankbarkeit an.
da ist man selbst auch nicht teilnahmslos. das haut rein.
"Der Friedhof ist mittlerweile aufgegeben, das heißt es werden keine neuen Beerdigungen mehr zugelassen. Viele der Gräber sind mit Efeu und anderen Pflanzen überwachsen, viele Grabsteine kaum noch als solche erkennbar. In 50 Jahren soll die Ruhestätte ausgelaufen sein, noch ist also Zeit, diesen wunderbaren Ort der Stille an verborgener Stelle zu besuchen."
@joachim (« Muss es denn unbedingt ein Ehrengrab sein?
"Der Friedhof ist mittlerweile aufgegeben, das heißt es werden keine neuen Beerdigungen mehr zugelassen. Viele der Gräber sind mit Efeu und anderen Pflanzen überwachsen, viele Grabsteine kaum noch als solche erkennbar. In 50 Jahren soll die Ruhestätte ausgelaufen sein, noch ist also Zeit, diesen wunderbaren Ort der Stille an verborgener Stelle zu besuchen."
den text verstehe ich so, dass der friedhof allgemein als ruhestätte noch weitere 50 jahre bestand hat.
das würde nico und ihrem andenken (ihr selbst wäre das wahrscheinlich ohnehin latte) aber nix nützen, sofern die erneuerungsgebühr nicht entrichtet werden würde oder als alternative ein ehrengrab in betracht käme, bei dem der staat die kosten trüge.
und da wird es doch auf perverseste art und weise typisch deutsch.
statt froh zu sein, einer großartigen künstlerin und herausragenden (wenn auch polarisierenden) persönlichkeit wenigstens posthum die wertschätzung entgegenzubringen, die man ihr von deutscher seite zu lebzeiten verweigerte, besteht die gefahr, dass das grab zur anonymen rabatte wird.
würden die franzosen so etwas mit jim morrison tun?
die amerikaner mit warhol oder der monroe?
die holländer mit herman brood?
oder die engländer mit sid vicious?
nein verdammt! allein die gefahr der anonymisierung ist nach meinem empfinden eine schande.
das ist kein ruhmesblatt für berlin/deutschland
.....in bremen wäre das nicht passiert; wir freuen uns jetzt schon auf james last
jetzt bist du aber ein wenig zu emotional. 20 Jahre kosten etwas mehr als 600 Euro dort. Und erstens kann die wer mag letztlich aus der Portokasse bezahlen. Da wird jetzt was heißer gekocht als gegessen.
@guelei1 (« bin ja noch der "klassische" "handmadeleser"...kauf mir ja eine musikzeitschrift nach der anderen - laster bin mir aber ziemlich sicher, dass es in der aktuellen "eclipsed" steht »):
Yes! Und Ulbrich sammelt demnach Geld, um das bestehende Grab zu erhalten. Das wird nämlich, wenn es nicht mehr bezahlt wird (und Nico hat keine Nachkommen), ausgehoben und Nicos sterbliche Überreste ... beseitigt?@guelei1 (« aber um wirklich ein ehrengrab zu erhalten, hat sie in der sicht der Stadtväter eben "zu wenig getan". »):
Das ist es, glaube ich, was den Anwalt stört: diese Paragraphenhuberei, dieser Dienst nach Vorschrift der Bürokraten, wo die Erfüllung nach Buchstaben den Gedanken tötet. Warum soll die Stadt Nico die Ehre nicht erweisen? Scheißegal, ob sie etwas für Berlin getan hat.
@Thelema (« @guelei1 (« aber um wirklich ein ehrengrab zu erhalten, hat sie in der sicht der Stadtväter eben "zu wenig getan". »):
Das ist es, glaube ich, was den Anwalt stört: diese Paragraphenhuberei, dieser Dienst nach Vorschrift der Bürokraten, wo die Erfüllung nach Buchstaben den Gedanken tötet. Warum soll die Stadt Nico die Ehre nicht erweisen? Scheißegal, ob sie etwas für Berlin getan hat. »):
richtig!
mich regt schon auf, dass es bei einer solchen persönlichkeit überhaupt eine diskission geben kann; ja dass überhaupt die theoretische denkbarkeit der aushebung oder verwahrlosung und anonymisierung der grabstelle im raum steht.
die friedhofsleute selbst können da ja nix für. die bindung an die jweils gültige friedhofsordnung ist ja verwaltungsrechtlich vorgegeben. (deutsche friedhofsordnungen sind ohnehin ein hort der amtsaschimmeligen bevormundung. ich kann niemandem empfehlen, in deutschlad das zeitliche zu segnen. nicht mal ne zünftige seebestattung einer urne wäre danach möglich) aber genau deshalb - in kenntnis dieses umstandes - ist es schon erbärmlich, dass wowi und co da nicht mal ne runde einschreiten.
gott, hatte kinski glück, dass er nicht in deutschland zur ruhe gebettet wurde.
@guelei1 (« [du musst dann aber wieder die andere seite sehen. was würden all die hinterbliebenden der ganzen "anonymen" verstorbenen sagen, wenn nur nico´s grab verlegt oder was auch sonst immer würde? »):
nö, wer nico, morrison, kinski und co das nicht gönnen würde - um der kultur der welt willen - der ist auch zu recht tot
mich regt schon auf, dass es bei einer solchen persönlichkeit überhaupt eine diskission geben kann; ja dass überhaupt die theoretische denkbarkeit der aushebung oder verwahrlosung und anonymisierung der grabstelle im raum steht. »):
Es soll ja mittelfristig das gesamte Friedhofsareal "der Natur zurückgegeben" werden, wie es einigermaßen blumig heißt. Historisch gesehen handelt es sich übrigens um einen sogenannten "Selbstmörderfriedhof", der auch nicht zufällig in der Nähe der Havel liegt.
Friedhöfe in Berlin sind ja ein höchst interessantes Kapitel für sich. Ich sage aber mal vorweg: Diese Denkart, die weiter oben für Bremen angestellt wurde: "Die wackere Bürgerschaft setzt sich kraft ihrer gewählten Vertreter für die berühmten Söhne und Töchter ihrer Stadt ein", kann man nicht so ohne weiteres auf ein derart heterogenes, sozusagen abstraktes, kosmopolitisches Gebilde (nicht: Stadt) wie Berlin anwenden. Die interessanten Friedhöfe und allgemein Gedenkorte sind hier häufig mit "gesonderten" Gruppen verknüpft: Der Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde mit den Gräbern von Liebknecht und Luxemburg zum Beispiel ist ja eher eine Art Pilgerstätte der Linken als ein Teil der Stadt Berlin. Oder der riesige jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee (meiner Ansicht nach übrigens eine der faszinierendsten Orte ganz Europas) - der wird nichtmal in den üblichen Stadtführern aufgelistet. Oder der Parkfriedhof in Marzahn, der ein Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma enthält und etwa an der Stelle steht, wo das erste rassistisch begründete Zwangslager Hitlerdeutschlands errichtet wurde.
So etwas wie eine "Bürgerschaft Berlins" gibt es ja eigentlich gar nicht. Und ich sage mal: Zum Glück! Es gibt/gab Hugenotten, Juden, Sachsen, Schwaben, Zigeuner, Russen, Amerikaner usw. usf. Nichts ist alberner, als seinen Bezug zu Berlin mit irgendeiner Art von - vielleicht auch noch seit Generationen bestehenden - "Herkunft" zu begründen. Das kann man vielleicht in so idyllischen Ortsteilen wie Friedrichshagen machen, wo schon der Urgroßvater mit dem Fischerboot auf den Müggelsee hinausfuhr. Auch, dass Berlin - soweit ich weiß - einen Fussballverein und sogar einen Karnevalsverein hat, ist im Grunde völlig absurd.
Der Bürgermeister soll sich um die Müllabfuhr, die Schulen, Krankenhäuser und Schwimmbäder usw. kümmern. Ich bin ganz gegen dieses Verlangen nach Historisierung. Der Wiederaufbau des Stadtschlosses ist meiner Ansicht nach zum Beispiel auch ein großer Fehler. Wie gründlich der Versuch einer Berlin-Historisierung von Persönlichkeiten daneben gehen kann, zeigt der unsägliche Streit um die Ehrenbürgerschaft Wolf Biermanns.
Sicher, Paris ist auch eine sehr kosmopolitische Stadt. Aber gleichzeitig die Haupstadt einer klassischen Nation. "Deutschland als Nation" dagegen ist erstens eine Erfindung und zweitens weit jüngeren Datums. Man kann aus "Berlin" daher nicht per Beschluss eine "normale Hauptstadt" machen. Es ist und bleibt immer eine Art Abstraktum und eine Fiktion. Klingt seltsam, da man ja schließlich real darin leben kann. Wer das nicht versteht, greift in seiner Hilflosigkeit nach Attributen wie "gesichtslos". Naja, soviel wollte ich dazu eigentlich gar nicht schreiben ...
Zurück zu Lou Reed's "Berlin": Ursprünglich war "Berlin" ja hier einmal auch als Symbol (von Zerrissenheit und Gewalt) und dann "vom Atmosphärischen" her eher mit den Fiktionen über Berlin (Marlene Dietrich, Brecht, Dreigroschenoper usw.) als mit einem realen Ort verknüpft. Reed kannte die Stadt zu dem Zeitpunkt persönlich gar nicht. Man war mit dem Produzenten zunächst überein gekommen, dass "Berlin" einfach "besser klingt als meinetwegen 'Omaha'". Dann kam diese Story dazu, die ja auch nicht von Ilse und Bernd sondern von Caroline und Jim handelt.
Jetzt mit der Konzert-DVD ist das natürlich anders. Biographischer, persönlicher, realer ... das Ding interessiert mich sehr, ich hole mir die DVD auch, aber ich muß gestehen, dass ich doch einige Zweifel habe, ob es gut ist, eine metaphorische Fiktion aus dem Kopf dieses dunklen Visionärs auf einen realen Ort herunterzubrechen.
Der Release dieses Konzertfilms ist ein ebenso unerwarteter wie historischer Moment in der Geschichte der Rockmusik. Zur Vorgeschichte: 1973 veröffentlichte Lou Reed erstmals sein Konzeptalbum "Berlin". Das sperrige Werk erzählt von der tragischen Liebe des Paares Jim und Caroline. Es reflektiert …
I Love you Lou...
Zitat (« Und über allem schwebt der Geist eines anerkennend lächelnden Andy Warhol, der "Gee, Lou-Darling!" flüstert. »):
Großes Kino!
Klingt wirklich zum Zulegen. Altmeister Lou jetzt mit dem Teil, gerade, wo doch alles "wiedervereinigt" ist ...
Na gut, ich gönn' ihm natürlich seine 15 Minuten.
Klasse Review xD
Es braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, dass die Blondine auf dem Screen als Caroline Sinnbild ist, für Reeds ewige unerfüllte Sehnsucht nach Nico, der Sphinx aus Eis.
All of her friends call her Alaska (...) It's so cold in Alaska.
Der sonst so beherrschte Sarkast offenbart ungewöhnlich viel seiner enttäuschten Passion, wenn er "Caroline Says I" mit aggressiv funkelnden Augen in seine Einzelteile zerlegt.
She treats me like a fuckin' fool, but to me she's still my German Queen.
Ich hab das 1. Konzert, sozusagen die Uraufführung von BERLIN neu angehört, ich kenne die 1. Fassung von wann? und war in Berlin im Konzert.
Es war immer mein Traum, Lou Reed mal live zu erleben. Ich hab gehört und gelesen, alles was ich kriegen konnte und das Konzerterlebnis hat ihm meine allerhöchste Achtung eingebracht. Vorher war da Neugier.
Man bedenke immer seine sehr abwechslungsreiche Lebensgeschichte und ebenso seine Schaffensperioden (mit und ohne Velvet und Nico).
tolles live-erlebnis
war antony in berlin auch dabei?
Auh ja, muss ich unbedingt haben, die DVD.
Eine Lou-Reed-Biographie von Peter Doggett habe ich vor ein zwei Jahren zufällig beim Stöbern auf den Bücherflohmärkten, die immer entlang "Unter den Linden" und "Straße des 17. Juni" an der Humboldt-Uni und der TU stattfinden, für zwei, drei Euro gekauft und fast an einem Abend weggelesen.
Was Lou Reed, John Cale plus Nico angeht, gibt es ja in Berlin eine absolut authentische Quelle: Den alten Krautrocker und langjährigen Nico-Lebenspartner Lutz Ulbrich, jetzt bei 17 Hippies und als "Lüül" bekannt. In seiner Autobiographie von 2006 gehts um all diese Sachen, aber ich muss zugeben, habe sie immer noch nicht gelesen. Schande über mich.
Dafür letzten Sommer den ganz wunderbaren Kino-Film "Berlin Song" über sechs europäische Singer/Songwriter, die im Berlin der "Nuller"-Jahre ihre künstlerische Heimat gefunden haben. Immer wieder geht es natürlich auch um diese Berlin-Tradition rund um Lou Reed, Nico, Nick Cave oder auch Nikki Sudden.
Antony war anlässlich der Veröffentlichung von "I'm A Bird Now" in der Volksbühne und es muss ungeheuerlich gewesen sein. Ebenso wie übrigens das legendäre Konzert von Rufus Wainwright in der Passioskirche vor einigen Jahren.
ihr berliner pappnasen habt so viel gutes um euch herum; das habt ihr gar nicht verdient
die dvd wird dir - wie ich dich kenne - ganz besonders gefallen. sogar der verzicht auf jegliches bonusmaterial stört nicht. es gibt nix, was den focus von der musik selbst ablenken könnte.
während und nach candy says:
Zu Tränen gerührt schaut der leicht zerknitterte Poet seinen Gesangspartner voller Dankbarkeit an.
da ist man selbst auch nicht teilnahmslos. das haut rein.
schlimm, wenn es stimmt!
hast du da einen quellen-link?
Muss es denn unbedingt ein Ehrengrab sein?
"Der Friedhof ist mittlerweile aufgegeben, das heißt es werden keine neuen Beerdigungen mehr zugelassen. Viele der Gräber sind mit Efeu und anderen Pflanzen überwachsen, viele Grabsteine kaum noch als solche erkennbar. In 50 Jahren soll die Ruhestätte ausgelaufen sein, noch ist also Zeit, diesen wunderbaren Ort der Stille an verborgener Stelle zu besuchen."
Aus
http://www.in-berlin-brandenburg.com/News/…
Siehe auch:
http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wil…
Der Spendenaufruf:
http://www.panke-spiegel.de/pivot/entry.ph…
@joachim (« Muss es denn unbedingt ein Ehrengrab sein?
"Der Friedhof ist mittlerweile aufgegeben, das heißt es werden keine neuen Beerdigungen mehr zugelassen. Viele der Gräber sind mit Efeu und anderen Pflanzen überwachsen, viele Grabsteine kaum noch als solche erkennbar. In 50 Jahren soll die Ruhestätte ausgelaufen sein, noch ist also Zeit, diesen wunderbaren Ort der Stille an verborgener Stelle zu besuchen."
Aus
http://www.in-berlin-brandenburg.com/News/…
Siehe auch:
http://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wil… »):
den text verstehe ich so, dass der friedhof allgemein als ruhestätte noch weitere 50 jahre bestand hat.
das würde nico und ihrem andenken (ihr selbst wäre das wahrscheinlich ohnehin latte) aber nix nützen, sofern die erneuerungsgebühr nicht entrichtet werden würde oder als alternative ein ehrengrab in betracht käme, bei dem der staat die kosten trüge.
und da wird es doch auf perverseste art und weise typisch deutsch.
statt froh zu sein, einer großartigen künstlerin und herausragenden (wenn auch polarisierenden) persönlichkeit wenigstens posthum die wertschätzung entgegenzubringen, die man ihr von deutscher seite zu lebzeiten verweigerte, besteht die gefahr, dass das grab zur anonymen rabatte wird.
würden die franzosen so etwas mit jim morrison tun?
die amerikaner mit warhol oder der monroe?
die holländer mit herman brood?
oder die engländer mit sid vicious?
nein verdammt! allein die gefahr der anonymisierung ist nach meinem empfinden eine schande.
das ist kein ruhmesblatt für berlin/deutschland
.....in bremen wäre das nicht passiert; wir freuen uns jetzt schon auf james last
Hey, Anwalt,
jetzt bist du aber ein wenig zu emotional. 20 Jahre kosten etwas mehr als 600 Euro dort. Und erstens kann die wer mag letztlich aus der Portokasse bezahlen.
Da wird jetzt was heißer gekocht als gegessen.
@guelei1 (« bin ja noch der "klassische" "handmadeleser"...kauf mir ja eine musikzeitschrift nach der anderen - laster
bin mir aber ziemlich sicher, dass es in der aktuellen "eclipsed" steht »):
Yes! Und Ulbrich sammelt demnach Geld, um das bestehende Grab zu erhalten. Das wird nämlich, wenn es nicht mehr bezahlt wird (und Nico hat keine Nachkommen), ausgehoben und Nicos sterbliche Überreste ... beseitigt?@guelei1 (« aber um wirklich ein ehrengrab zu erhalten, hat sie in der sicht der Stadtväter eben "zu wenig getan". »):
Das ist es, glaube ich, was den Anwalt stört: diese Paragraphenhuberei, dieser Dienst nach Vorschrift der Bürokraten, wo die Erfüllung nach Buchstaben den Gedanken tötet. Warum soll die Stadt Nico die Ehre nicht erweisen? Scheißegal, ob sie etwas für Berlin getan hat.
@Thelema (« @guelei1 (« aber um wirklich ein ehrengrab zu erhalten, hat sie in der sicht der Stadtväter eben "zu wenig getan". »):
Das ist es, glaube ich, was den Anwalt stört: diese Paragraphenhuberei, dieser Dienst nach Vorschrift der Bürokraten, wo die Erfüllung nach Buchstaben den Gedanken tötet. Warum soll die Stadt Nico die Ehre nicht erweisen? Scheißegal, ob sie etwas für Berlin getan hat. »):
richtig!
mich regt schon auf, dass es bei einer solchen persönlichkeit überhaupt eine diskission geben kann; ja dass überhaupt die theoretische denkbarkeit der aushebung oder verwahrlosung und anonymisierung der grabstelle im raum steht.
die friedhofsleute selbst können da ja nix für. die bindung an die jweils gültige friedhofsordnung ist ja verwaltungsrechtlich vorgegeben. (deutsche friedhofsordnungen sind ohnehin ein hort der amtsaschimmeligen bevormundung. ich kann niemandem empfehlen, in deutschlad das zeitliche zu segnen. nicht mal ne zünftige seebestattung einer urne wäre danach möglich)
aber genau deshalb - in kenntnis dieses umstandes - ist es schon erbärmlich, dass wowi und co da nicht mal ne runde einschreiten.
gott, hatte kinski glück, dass er nicht in deutschland zur ruhe gebettet wurde.
@guelei1 (« [du musst dann aber wieder die andere seite sehen.
was würden all die hinterbliebenden der ganzen "anonymen" verstorbenen sagen, wenn nur nico´s grab verlegt oder was auch sonst immer würde? »):
nö, wer nico, morrison, kinski und co das nicht gönnen würde - um der kultur der welt willen - der ist auch zu recht tot
ja
ja
ja berufskrankheit
@dein_boeser_Anwalt («
mich regt schon auf, dass es bei einer solchen persönlichkeit überhaupt eine diskission geben kann; ja dass überhaupt die theoretische denkbarkeit der aushebung oder verwahrlosung und anonymisierung der grabstelle im raum steht. »):
Es soll ja mittelfristig das gesamte Friedhofsareal "der Natur zurückgegeben" werden, wie es einigermaßen blumig heißt. Historisch gesehen handelt es sich übrigens um einen sogenannten "Selbstmörderfriedhof", der auch nicht zufällig in der Nähe der Havel liegt.
Friedhöfe in Berlin sind ja ein höchst interessantes Kapitel für sich. Ich sage aber mal vorweg: Diese Denkart, die weiter oben für Bremen angestellt wurde: "Die wackere Bürgerschaft setzt sich kraft ihrer gewählten Vertreter für die berühmten Söhne und Töchter ihrer Stadt ein", kann man nicht so ohne weiteres auf ein derart heterogenes, sozusagen abstraktes, kosmopolitisches Gebilde (nicht: Stadt) wie Berlin anwenden. Die interessanten Friedhöfe und allgemein Gedenkorte sind hier häufig mit "gesonderten" Gruppen verknüpft: Der Friedhof der Sozialisten in Friedrichsfelde mit den Gräbern von Liebknecht und Luxemburg zum Beispiel ist ja eher eine Art Pilgerstätte der Linken als ein Teil der Stadt Berlin. Oder der riesige jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee (meiner Ansicht nach übrigens eine der faszinierendsten Orte ganz Europas) - der wird nichtmal in den üblichen Stadtführern aufgelistet. Oder der Parkfriedhof in Marzahn, der ein Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma enthält und etwa an der Stelle steht, wo das erste rassistisch begründete Zwangslager Hitlerdeutschlands errichtet wurde.
So etwas wie eine "Bürgerschaft Berlins" gibt es ja eigentlich gar nicht. Und ich sage mal: Zum Glück! Es gibt/gab Hugenotten, Juden, Sachsen, Schwaben, Zigeuner, Russen, Amerikaner usw. usf. Nichts ist alberner, als seinen Bezug zu Berlin mit irgendeiner Art von - vielleicht auch noch seit Generationen bestehenden - "Herkunft" zu begründen. Das kann man vielleicht in so idyllischen Ortsteilen wie Friedrichshagen machen, wo schon der Urgroßvater mit dem Fischerboot auf den Müggelsee hinausfuhr. Auch, dass Berlin - soweit ich weiß - einen Fussballverein und sogar einen Karnevalsverein hat, ist im Grunde völlig absurd.
Der Bürgermeister soll sich um die Müllabfuhr, die Schulen, Krankenhäuser und Schwimmbäder usw. kümmern. Ich bin ganz gegen dieses Verlangen nach Historisierung. Der Wiederaufbau des Stadtschlosses ist meiner Ansicht nach zum Beispiel auch ein großer Fehler. Wie gründlich der Versuch einer Berlin-Historisierung von Persönlichkeiten daneben gehen kann, zeigt der unsägliche Streit um die Ehrenbürgerschaft Wolf Biermanns.
Sicher, Paris ist auch eine sehr kosmopolitische Stadt. Aber gleichzeitig die Haupstadt einer klassischen Nation. "Deutschland als Nation" dagegen ist erstens eine Erfindung und zweitens weit jüngeren Datums. Man kann aus "Berlin" daher nicht per Beschluss eine "normale Hauptstadt" machen. Es ist und bleibt immer eine Art Abstraktum und eine Fiktion. Klingt seltsam, da man ja schließlich real darin leben kann. Wer das nicht versteht, greift in seiner Hilflosigkeit nach Attributen wie "gesichtslos". Naja, soviel wollte ich dazu eigentlich gar nicht schreiben ...
Zurück zu Lou Reed's "Berlin": Ursprünglich war "Berlin" ja hier einmal auch als Symbol (von Zerrissenheit und Gewalt) und dann "vom Atmosphärischen" her eher mit den Fiktionen über Berlin (Marlene Dietrich, Brecht, Dreigroschenoper usw.) als mit einem realen Ort verknüpft. Reed kannte die Stadt zu dem Zeitpunkt persönlich gar nicht. Man war mit dem Produzenten zunächst überein gekommen, dass "Berlin" einfach "besser klingt als meinetwegen 'Omaha'". Dann kam diese Story dazu, die ja auch nicht von Ilse und Bernd sondern von Caroline und Jim handelt.
Jetzt mit der Konzert-DVD ist das natürlich anders. Biographischer, persönlicher, realer ... das Ding interessiert mich sehr, ich hole mir die DVD auch, aber ich muß gestehen, dass ich doch einige Zweifel habe, ob es gut ist, eine metaphorische Fiktion aus dem Kopf dieses dunklen Visionärs auf einen realen Ort herunterzubrechen.