laut.de-Biographie
Ludwig Hirsch
"Und ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' 'das gibt's net' schrei'n", beruhigt uns Ludl' bereits auf seiner zweiten Platte. Durch das jahrzehntelange Werk des Österreichers zieht sich die Melancholie und Unzufriedenheit mit der eigenen Existenz, doch ebenfalls der wundervoll schwarze Humor des Liedermachers, mit dem Ludwig Hirsch auch die dunkelsten Stunden zu erhellen vermag. Auch nach dem Tod des Ausnahmekünstlers bleibt die Musik und das Genie von Ludwig Hirsch von vielen geschätzt und unvergessen. "Bitte, vergesst's mich nicht", bittet Ludwig. Wie könnten wir?
Die musikalische Laufbahn des am 28. Februar 1946 in der Steiermark geborenen Ludwig Hirsch beginnt in den späten 60er-Jahren. Während seines Studiums an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien spielt er mit zwei Freunden in einer Rockband. Neben der Musik steht jedoch seit seinem Theaterdebüt 1973 immer wieder das Schauspielern im Vordergrund des künstlerischen Schaffens.
Hirsch wirkt unter anderem in "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen, "Warten auf Godot", "Hof- und Personalgeschichten", "Einen Jux will er sich machen", "Der Zerrissene", "Was Ihr wollt" und "Der Drang" mit, und spielt in diversen Fernsehfilmen wie "Lieben wie gedruckt" und "In Zeiten wie diesen". Als Filmschauspieler brilliert er in "Trokadero" und "Tot oder lebendig".
Neben Fernsehdokumentationen und Radiosendungen, denen er seine charismatische Stimme leiht, oder als Buchautor, ist es letztendlich doch die Musik, mit der Ludwig Hirsch die größte Wirkung erzielt. Nach den Erfahrungen in der kleinen Wiener Rockband schreibt und singt er seit 1977 seine eigenen Lieder und gibt sie zunehmend solo zum Besten.
"Vorbilder im eigentlichen Sinn hab ich keine. Ich mag Pink Floyd, Leonard Cohen und im Prinzip alle, die etwas zu sagen haben", beschreibt er seine musikalischen Vorlieben. Ebenfalls im Jahre 1977 heiratet er die Schauspielerin Cornelia Köndgen, mit der er einen Sohn (Moritz) zur Welt bringt.
Bei seiner Musik unterstützt wird Hirsch von seinem langjährigen Freund und Begleiter Johan M. Bertl. Die zahlreichen Alben des Liedermachers zeichnet vor allem aus, dass sie keine Tabus kennen. Durch die angenehme Kombination von Stimme und Musik vermittelt er auch schwierige Themen so, dass sie zum Nachdenken anregen. Mit schwarzem Humor beschwört er Ängste, zerstört Hoffnungen und legt den Finger in die wundesten Stellen der Seele.
Eines seiner bekanntesten Lieder aus dem Frühwerk, "Komm, Großer Schwarzer Vogel" wird von dem Sender Ö3 nach der Veröffentlichung nicht nach 22 Uhr gespielt, da den Sender wegen der morbiden und unheimlichen Atmosphäre des Stücks die Sorge plagt, Zuhörer könnten sich dadurch das Leben nehmen.
Zum 20-jährigen Jubiläum seines ersten Albums geht Ludwig Hirsch mal wieder auf Tour. Aus den bei dieser Gelegenheit entstandenen Aufnahmen ist Dunkelgrau Live! hervor gegangen, es enthält viele seiner schönsten Lieder und konserviert die tolle Stimmung der Tour perfekt.
Seitdem macht Hirsch sich etwas rarer. Nach sieben Jahren Wartezeit erscheint schließlich Ende 2002 das nächste Studioalbum "Perlen". Das neue Programm stellt er im Herbst 2003 im Rahmen einer größeren Österreich-, Schweiz-, Deutschlandtour vor. Doch auch die Schauspielerei kommt in diesem Jahr nicht zu kurz.
So ist er ab Februar im Wiener Volkstheater in dem Stück "Don Juan kommt aus dem Krieg" zu sehen. 2006 folgt mit "Damenwahl" erneut ein Studioalbum von Ludwig Hirsch, das dieses ewige Menschheitsthema wieder mit bissigem Humor, aber auch mit einer gewissen Altersmilde behandelt.
Obwohl seine bösen Texte auch Österreich im Allgemeinen und Wien im Besonderen nicht schonen, findet Hirsch in seiner Heimat große Anerkennung, die sich auch in verschiedenen Auszeichnungen niederschlägt. 2001 erhält er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen, 2003 den Amadeus Austrian Music Award.
Im Juli 2011 ehren ihn die Wiener mit dem "Goldenen Rathausmann". Das sei "eine kleine Liebeserklärung der Stadt Wien", freute sich Hirsch, besonders auch deshalb, weil er "dieser Stadt in manchen Liedern so wehgetan habe". Im Sommer 2011 absolviert Hirsch auch seine letzten Konzerte, danach verschlechtert sich sein Gesundheitszustand zunehmends.
Bei dem Sänger wird die sogenannte Raucherlunge diagnostiziert, trotzdem möchte oder kann Hirsch das Rauchen nicht lassen. Sein Zustand verschlechtert sich weiter und als er keine Aussicht mehr auf Besserung sieht, beschließt Ludl', seinem Leben aus freien Stücken ein Ende zu setzen. Am 24. November 2011 bringt sich Ludwig Hirsch um, Berichten zufolge stürzt sich der Liedermacher aus einem hochgelegenen Fenster des Wiener Wilhelminenspitals.
Die letzte Ruhe findet Ludwig Hirsch in einem ehrenhalber gewidmeten Grab der Stadt Wien auf dem Gersthofer Friedhof.
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