Porträt

laut.de-Biographie

Main Attrakionz

Kein neuer Act mehr ohne neues Genre, scheint es heute. Die Diversifizierung von Rock, Elektro und Hip Hop in immer feiner ziselierte Subklassen prägt das dritte Jahrtausend. Distinktion durch Neologismen für (oft nur vermeintlich neue) Entwicklungen im unendlichen Sumpf allverfügbarer Musik wirkt mittlerweile fast unentbehrlich. Auch das Hip Hop-Duo Main Attrakionz aus North Oakland, Kalifornien kann nicht anders.

Mondre M.A.N. (Damondre Grice) und Squadda B (Charles Glover) nennen sich nicht nur das "beste Rapduo der Jetztzeit", sondern halten gemeinsam mit z.B. Clams Casino und A$AP Rocky das Patent auf das Genre Cloud Rap. Was das sein soll? Eine Hip Hop-Variante, die auf "ätherische, traumartige Beats" zurückgreift, und in der es von surrealen bis absurden Lyrics nur so wimmelt.

Wer im Cloud Rap eine Verwandtschaft zum Chillwave sieht, der Indie-Ausgabe verträumt dahinfließender, Instagram-gefilterter Electronica, liegt sicher nicht völlig falsch. Kollaborationen über das Internet und Verbeugungen vor den ungeliebten Genrekindern der Neunziger, Ambient und New Age, gehören nämlich ebenfalls in das Repertoire.

Zu ihrer ersten gemeinsamen Produktion kommt es, als Grice und Glover in der siebten Klasse aus der Mathestunde fliegen. Die gewonnene Freizeit investieren sie sogleich in die Raffinade ihrer Rapskills. Wie die Odd Future-Posse verbreitet das Duo zahlreiche Tracks über das Internet. Mit 19 schließt man sich Green Ova an, einem Kreativkollektiv von Leftfield-Rappern und –Elektronica-Produzenten in der Bay Area.

Dort finden Main Attrakionz zu ihrem eigenen Sound: Sie rappen über hypnotischen LoFi-808-Beats und baden in synthetischer Chillwave-Atmosphäre. 2010 veröffentlicht der Zweier sein Debüt-Mixtape "Best Duo Ever: The Greentape". Wie der Name unschwer erkennen lässt, gibt sich der "grüne" Cloud Rap ebenso THC- bzw. Promethazin-affin wie Lil Bs Based-Sound – anderer Name, gleiche Herangehensweise.

Die meisten relevanten Musikpublikationen machen keinen Hehl aus ihrer Überzeugung, mit Main Attrakionz etwas Neues auf der Pop-Gabel zu haben: Pitchfork, New York Times, Complex Magazine, The Fader, SPIN, Vice, Fact Magazine, sie alle bringen ausgiebige Beiträge über die swaggy Oaklander.

Deren Debüt-LP "Bossalinis & Fooliyones" erscheint schließlich 2012 auf Young One Records (Cities Aviv). Aus dem Stigma des Genrestempels wiederum machen die beiden so gut es geht eine Tugend. "Wenn du dieser Musik einen Namen geben willst, kannst du sie meinetwegen Cloud Rap nennen", gibt Produzent Squadda zu Protokoll. "Wolkenhimmel ist sowieso mein Lieblingswetter."

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