Details

Mit:
Datum: 27. Mai 2005
Location: Gaswerk
Untere Schöntalstraße 19
8401 Winterthur
Website: Offizielle Homepage des Veranstaltungsorts
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Mystisch bestialisches Teufelszeug!

Review von Susann Beck

Im schweizerischen Winterthur tummeln sich vor dem Gaswerk ungefähr 40 wartende Metaller/innen. Die drei Todesmusikbegeisterten neben mir wirken ganz cool und irgendwie scheine ich mitunter auch die Einzige zu sein, die vor euphorischer Neugierde und brennender Erwartung fast zu platzen droht. Als sich das Keller-(Höllen-)tor öffnet, dann erstmal die Routine: "Sorry, du stehst auf keiner Gästeliste" ... Dank Schweizer Barmherzigkeit befinde ich mich kurz darauf aber doch noch vor der Bühne. Das kleinräumige Gaswerk erstrahlt in kühlem Charme – auch ohne Fotograben.

Die erste Band namens Kruger ist ein Hardcore-lastiger Haufen aus der französischen Schweiz. Besonders auffallend ist ihr evil posender Sänger, ebenso ihr an Neurosis & Cult of Luna erinnernder Stil. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der aufgesetzten Show mit Elvis-Mikro liegt oder einfach daran, dass der anwesende Pulk solche Klänge für gewöhnlich nicht lauscht. Die langhaarige Horde scheint jedenfalls nicht viel mit dem schmucken Core anfangen zu können, obwohl die Fünf ihre Spieltechnik sehr gut beherrschen und psychedelisch durchziehen. Nur das "Verpiss dich, ich will Meshuggah sehn!"–Leuchten verschwindet einfach nicht aus den Augen der Wartenden. Ein Franzosen-Sextett heizt dann endlich in mitreißender Manier ein! Scarve kommen unerwartet brachial, vor allem durch ihre zwei Shouter: einer eher nordisch giftig, der andere rockt nicht nur durch sein Holzfällerhemd mit tiefen Growls die Meute. Die anwesenden Frauenherzen schlagen höher (Mann, das sind aber auch alles Schnitten!), wie sich auch das Soundgewand ins harte Männerherz stiehlt, das wabernd mitmosht.

Dann endlich heißt es Bühne frei für den lang und fiebrig ersehnten Hauptact. Bandbanner werden an den Bühnenrändern platziert, Scheinwerfer und Nebelmaschinen aufgestellt. Nicht zu vergessen die zwei Line-6-Gitarrentürme mit je drei Amps, die durch ihren Mischpult-Direktanschluss die Soundqualität aus den Angeln heben sollen. Im Gaswerk erlischt das Licht und das Intro lässt die Masse unruhig auf die Bühne starren, damit einem auch ja nichts entgeht. In Nullkommanichts schaffen es Meshuggah, eine wild rockende Horde Menschenvolk gebannt vor sich zu projizieren. Shouter Jens' Halsschlagadern scheinen zu fingerdicken Strängen anzuschwillen, die acht (!) Saitenklampfer bringen den Sound hammerhart und mit einer haarsträubenden Präzision ins wogende Terrain, während Basser und Drummer die druckvolle und wuchtige Basis darnieder sezieren. Neben einigen neuen Stücken bringen Meshuggah die altbekannten, immer wieder gehörten, vergötterten und sinnesraubenden Songs, die die Halle zum friedvollen aber energiegeladenen Moshgefilde ausufern lässt. Jeder scheint seinen eigenen Traum von den Nordmännern zu leben.

Die fünf Schweden bringen ihren Sound dermaßen exzellent, sauber und puristisch schizophren an das Publikum, dass man meint, sie seien mystisch bestialisches Teufelszeug! Am Ende gehen sie mit "Future Breed Machine" vollkommen aus sich heraus und bringen die mittlerweile schweren Glieder zu einem letzten dankbaren Bewegungserguss. Glücklich und fasziniert wagt man sodann einen Gang zum Merchandise–Stand, sackt ein Shirt in bester Qualität und geilem Druck ein und marschiert stolz erhobenen Hauptes aus dem Gaswerk. Denn man hat Meshuggah gerade nicht einfach nur gesehen, sondern sie mit allen Sinnen erlebt!

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Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Meshuggah

Im schönen schwedischen Städtchen Umeå gibt es 1987 eine recht lebendige Jazz-Szene. Aus deren Umfeld entwickelt sich eine Band namens Metallien, deren …