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Peter Urban - "On Air"

Worum gehts?

Nach 25 Jahren als trockener, zuweilen süffisanter, dabei aber nie verletztender Kommentator des Eurovision Songcontest hat sich Peter Urban in diesem Jahr in den Ruhestand verabschiedet. Kurz nach seinem 75. Geburtstag: sein mehr als gutes Recht. "Erinnerungen an mein Leben mit der Musik" untertitelt er seine Autobiografie, mittels der er an seiner lebenslangen Passion teilhaben lässt.

"On Air" entpuppt sich dabei als faszinierendes Zeitdokument: Urban erzählt von musikalischen Vorlieben und Begegnungen, beschreibt anschaulich technische Neuerungen und Möglichkeiten und beleuchtet zugleich kritisch das sich stetig wandelnde Musikbusiness, alles von seiner Position hinter den Kulissen aus. Insgesamt platzt "On Air" schier vor Musikbegeisterung, Sachkunde und Geschichtswissen.

Wer Peter Urbans nach jahrzehntelanger Radio-Schulung irre prägnante Sprecherstimme im Ohr hat, wird bei der Lektüre obendrein das Gefühl bekommen, als lese der Mann einem dieses ungemein vergnügliche und zudem erhellende Buch im Kopf vor. Man bekommt das imaginäre Hörbuch also gleich frei Haus mitgeliefert.

Wer hats geschrieben?

Spätestens nach diesem Buch sollte klar sein: Peter Urban ist viel mehr als nur die deutsche Stimme des ESC. Er hat Anglistik, Soziologie und Geschichte studiert und über die Poesie in anglo-amerikanischen Pop- und Rocktexten promoviert. Seit den frühen 1970er Jahren arbeitet er bereits als Redakteur und Moderator zahlreicher Radioshows für den Norddeutschen Rundfunk. Von seinem allerersten Format, "Musik für junge Leute", an versorgte er Musiknerds konstant mit Inspiration und Information. Seinen "Urban Pop" bringt er inzwischen auch im Podcastformat an seine Hörer*innen.

Ganz nebenbei erfüllt Peter Urban die im Grunde blödsinnige Forderung, die die Menschen da draußen gerne an Musikkritiker*innen richten: "Machs doch erstmal selber besser!" Er spielte (und spielt hoffentlich noch) Seite an Seite mit versierten Musiker*innen in verschiedenen, teils preisgekrönten Formationen. Im legendären Hamburger Jazz-Club Onkel Pö gehörte er quasi zum Inventar.

Wer solls lesen?

Gegenfrage: Wer sollte das NICHT lesen wollen? Dieses Buch ist das Überraschungsei unter den Musikbüchern, es erfüllt drei Wünsche auf einmal: Biografie, Geschichtsstunde und brillantes Entertainment.

Das beste Zitat:

"Wir sprachen noch über ein paar persönliche Dinge wie Familie, Kinder, das Leben in Manhattan, dann nahm er mein Notizblatt und schrieb in einer unwahrscheinlich schönen, fast kalligrafischen Handschrift seine New Yorker Kontaktdaten auf eine freie Stelle. 'Come see me, when you're in New York.' (...) Der Einladung, ihn in Manhattan zu besuchen, bin ich nie gefolgt, ich habe es schon oft bereut."

Peter Urbans Erinnerung an seine Begegnung mit Harry Belafonte belegt eine Erfahrung, die viele bereits machen mussten: Viel häufiger als irgendetwas, das man getan hat, bedauert man Versäumnisse.

Wertung: 5/5

Text von Dani Fromm

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Versäumt ihr also besser nicht dieses Buch, ihr könntet es bereuen:

Peter Urban - "On Air"*

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