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Reinhard Kleist - "Cash - I See A Darkness"

Worum gehts?

Weniger um die Fakten als um den Mythos geht es in dieser Graphic Novel. Als sie 2006 herauskam, war sie eine Sensation, die in schwarz-weißen Tafeln Cash als himmlischen Boten in teuflischen Gewand zeigte. Reinhart Kleist erzählt ihn mit all seinen Widersprüchen, Höhen und Tiefen. Seine Abstürze finden ebenso Platz wie seine Warmherzigkeit und sein großes Herz. In den ersten Tafeln ist er der namenlose Kerl, der in Reno einfach so jemanden tötet, später ein Junge namens Sue, der sich eine epische Schlägerei mit seinem Vater liefert, nur um ihn am Ende zu umarmen. Eine zentrale Rolle spielt der Auftritt in Folsom Prison 1968, der als Aufhänger immer wieder zum Thema wird. Wunderbar, wie Kleist Cashs Tod darstellt, auf einem Stuhl im Freien sitzend, in Gedanken aber ein Ghost Rider, der in einen apokalyptisch wirkenden Himmel entschwindet, auf einem Pferd und in Cowboymontur.

Wer hats geschrieben?

"Cash" war das erste kommerzielle Ausrufezeichen eines herausragenden und vielfältigen Künstlers, der sich im musikalischen Bereich auch meisterhaft mit Nick Cave (2017) und David Bowie (2021, Band 2 ist für 2024 angekündigt) auseinander gesetzt hat. Der Wahlberliner Reinhard Kleist hat zudem ein Werk über Havanna veröffentlicht (2009), sich mit dem jüdischen Boxer Harry Haft auseinandergesetzt (2011) und 2015 in "Der Traum von Olympia" das Leben der somalischen Athletin Samia Yusuf Omar nachgezeichnet, die 2008 an den Olympischen Spielen in Peking teilnahm und 2012 die Überquerung des Mittelmeers in einem Flüchtlingsboot nicht überlebte.

Wer solls lesen?

Die Originalausgabe mit Softcover und Papier der billigeren Sorte wurde dem Werk nicht gerecht. Also ist es schön, dass es zu Johnny Cashs 20. Todestag nun als hochwertiges Hardcover neu erscheint, dazu mit behutsam nachkolorierten Tafeln, die ihnen eine neue Tiefe verleihen. Eine schöne Ergänzung für diejenigen, die damals schon zugegriffen haben, und für die, die auch andere Werke Kleists im Regal stehen haben. Macht sich gut.

Das beste Zitat:

"I shot a man in Reno, just to watch him die."

Wertung: 4/5

Text von Giuliano Benassi

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