Deutschpop-Monstrosität und neuerdings auch Virologen-Club Culcha Candela weiß: Der Corona-Virus ist etwa so gefährlich wie "über die Straße gehen".
Berlin (ynk) - Es gibt viele Stimmen zur Lockdown-Situation. Wo selbst die erfahrensten und renommiertesten Forscher, Virologen und Wissenschaftler höchstens vage Aussagen zu treffen vermögen und die ganze Regierung gerade auf Sicht fährt, stellt sich eine offensichtliche Frage: Was denken Culcha Candela über die Situation? Mit mehreren fachkundigen Tweets schaltet die Band sich nun in den Diskurs ein und meint: Ist doch alles gar nicht so wild. Dürfen wir nicht einfach wieder Festivals machen, büddebüdde?
die mortalitätsrate ist unter 1%. da lohnt sich für uns als band schon fast die ansteckung, damit der wahnsinn vorbei ist und wir wieder normal leben können. über die straße gehen ist gefährlicher. ????????♂️
— Culcha Candela (@CulchaBerlin) April 19, 2020
nee, dann lass mal bis 2025 machen, wenn‘s funktioniert! vorsorglich, für alle kommenden pandemien! never change a runing system. lol. dass leute wie du, die hart vom auftrittsverbot betroffen sind (wie wir auch) so etwas schreiben, wundert uns jedes mal. ????????♂️????????♂️????????♂️
— Culcha Candela (@CulchaBerlin) April 19, 2020
Fairerweise: Klar ist es furchtbar, dass die Musikbranche gerade auf Eis liegt, es gibt wohl niemand, der den Lockdown richtig geil findet und das am liebsten bis 2025 so weitermachen würde. Aber trotzdem ist genau diese Logik, was uns momentan absolut zurückwerfen könnte: 'Ach, dann sterben nur ein paar Leute, dann ist es eben so'. Lässt sich leicht sagen, wenn man selbst (so mehr oder weniger) jung ist und keinen Risiko-Fall im näheren Umkreis kennt.
Da verstecken sich diese Anflüge von Sozialdarwinismus, die gerade bei allen auftauchen, die ihre eigene Haut über das Leben der Verwundbaren der Gesellschaft stellen. Muss etwas getan werden, um das Überleben der Kulturbranche und anderer betroffener Industrien zu sichern? Ja. Sicher. Aber es gibt Nuancen zwischen "Wir sperren Deutschland für immer und ewig zu, damit nie wieder jemand stirbt" und "Hey, wir haben's versucht und würden jetzt echt gerne wieder 'Hamma' vor hundert Besoffskis bei Rock Im Park spielen, können wir die ganzen Alten nicht einfach draufgehen lassen? Was haben die je für uns getan?".
Es ist eben alles nicht einfach. Niemand weiß genau, wie die Langzeitfolgen der Krankheit genau verlaufen, niemand weiß, wie sich die Verbreitung weiter entwickeln wird. Nur, weil wir in Deutschland bisher überraschend effektiv vorgegangen sind, geht es uns hier besser als in vielen anderen Ländern. Natürlich muss man über Lockerungen und Hilfen diskutieren, aber bestenfalls einfühlsam und vorsichtig. Nicht mit "Lol" und achselzuckenden Smileys. Da hilft dann auch die halbherzige Klarstellung nur wenig:
kurz nochmal eine klarstellung: ihr wisst ganz genau (hoffen wir), dass uns menschenleben nicht egal sind. im gegenteil. wir wollten nur darauf hinweisen, dass eine branche mit 300.000 plus existenzen am arsch ist und es nächstes jahr von den 1200 festivals, clubs, bars &
— Culcha Candela (@CulchaBerlin) April 20, 2020
Der Klassiker: "Mir sind Menschenleben ja nicht egal, aber...". Oh je. Da haben sie sich ihr Twitter-Dragging aber redlich verdient. Da hat der Chef es heute morgen im digitalen Büro gut getroffen: Bei solchen Dödeln wundert es nicht, dass die eine Mortalitätsrate von über einem Prozent beim über-die-Straße-gehen haben.
16 Kommentare mit 21 Antworten
Mein Eindruck ist, dass CC einfach mal zeigen wollten, dass sie Statistik können. Wahrscheinlich sogar operativ ausrechnen und so.. mit Dreisatz und 1% selbstverständlich. Nicht übel nehmen, Botschaft ist angekommen. Ihr könnt Mathe.
Mir scheint als wolle Itchybän nicht wahrhaben dass er mittlerweile zur Risikogruppe gehört.
Traurig, sie hatten einst so viel Potential, doch wurden dann Müll. Und daran halten sie fest! Immerhin konsequent!
Naja Potential. Retrospektiv betrachtet sind auch die ersten Alben, die seinerzeit gefeiert wurden, ziemlicher Rotz. Nicht in dem Maße Rotz wie das Zeug ab „Culcha Candela“, aber trotzdem substanzloser Rotz.
Dieses wiederkehrende Muster, Output von Künstlern vor deren kommerziellen Durchbruch als „viel besser“ zu bezeichnen (vgl. Black Eyed Peas / Coldplay / Muse und Konsorten), trifft halt nicht immer zu. Im Fall von CC bedeutet das: die waren schon immer scheisse.
Scheinen sich mit ihren Tweets dem Intelligenzniveau ihrer Texte anzupassen.
https://twitter.com/lgoonyflyboy/status/12… #isso
Hat was von Karin und Sigrid, die bei der offenen Gemeinderatssitzung vor versammelter Dorfgemeinschaft darüber streiten, wessen Kuchen beim letzten Hinterweidentaler Spendenlauf für die örtliche Völkerballjugend zuerst ausverkauft war.
In einem Tweet mal kurz die Relevanz dieser HS zusammengefasst.
Wäre sowieso nur zum REWE City Straßenfest gegangen, wenn die dort Stationen zum Ohren desinfizieren angeboten hätten.
Feature mit Naidoo ist gebongt.