Renevolution Pt. 2
Es gibt so viele ernsthafte Probleme in der Deutschrapszene, aber statt seine Stimme zu nutzen, um die nach wie vor herrschende Misogynie, die Rape-Culture auf Konzerten, die Ausbeutung von Artists seitens ihrer Labels oder das geradezu kriminelle Bezahlungsmodell von Streaming-Diensten zu kritisieren, spult Rene einfach das Boomer-Best-Of des Gatekeepings runter, das sich entweder schlicht auf die grundlegende Kapitalisierung der Musikindustrie zusammenkürzen lässt oder, auf persönlicher Ebene, auf die Angst, den Bezug zum biografisch geprägten Kulturbegriff zu verlieren.
Dieses konservative Festhalten am Hip Hop-Begriff gehört zum Beispiel letzter Kategorie an und hat gerade in dieser Von-oben-herab-Tonlage einen faden Beigeschmack. Da wird immer plädiert, welche progressiven Werte dieses Genre früher vertreten habe. Im gleichen Zug verweigert man allerdings jegliche musikalische Diversität, macht sich über das Aussehen von Rap-Fans lustig und romantisiert, was mit dieser Nostalgie allzu oft einhergeht. Wenn ich an dieses Klischeebild von ein paar Atzen auf 'ner Juze-Cypher denke, dann riecht das nicht nur nach Gras und Kopfnicken, sondern auch nach Moschus, Arschgrabschen und latenter Homophobie. Aber damals war ja alles besser. Dieses Bestehen darauf, dass eine Shirin oder ein Apache vielleicht rappen würden, aber eben nicht Hip Hop seien, erinnert mich an die Meltdowns militanter Fleischesser, denen am Kühlregal fast eine Ader platzt, weil auf dem veganen Hack "Hack" draufsteht.
Die Art, wie Rene dieses virale Momentum, das ihm diese Postings bringen, ausschlachtet, lässt mich obendrein an seiner Integrität zweifeln. Da werden KI-Bilder in Posts benutzt, in denen es um die Wertschätzung von echter Kunst gehen soll. Es folgt fünfmal nahezu dasselbe Statement, in denen er nie wirklich konkret genug wird, dass man herausfinden könnte, ob es ihm eigentlich um mehr als nur das reine Gatekeeping seines Hip Hop-Begriffs geht.
Mit Kritik wird sich nicht auseinandergesetzt. Alleine, dass sich Leute über so ein Statement aufregen, muss ja schließlich daran liegen, dass Rene Recht hat. Sätze wie "Die Diagnose steht. Die Frage ist nicht mehr ob ich Recht hatte - sondern was wir jetzt damit machen" legen nahe, dass eine ernsthafte Diskussion oder Lösungsansätze für dieses selbst zurecht gelegte Problem nie zu Renes Plan gehörten.
Ich bin der Letzte, der etwas gegen einen gepflegten Rant einzuwenden hat, aber dann verkauf' es bitte nicht, als sei es etwas anderes. Also, Rene, sag du es mir: Was machen wir denn jetzt damit?
1 Kommentar mit einer Antwort
Mit dem Schwert nach Polen, Polen
Mit dem Schwert, sag warum Rene!
Endlich wie bei Reens Rant, ist mir auch die tiefere Bedeutung dieses Ärzte-Werks über die Jahre hinweg unklar geblieben.