Yo-yo-yo bei Kebekus
Während mich bei Cro weniger erstaunt, dass, sondern eher wie sehr ich sein jüngstes Video zum Kotzen finde, erschüttert mich dieser Fall irgendwie grundlegender. Was, bitte, ist eigentlich in den letzten Monaten bei Carolin Kebekus schiefgelaufen? Das war doch mal eine schlagkräftige, kritische und dabei hochgradig witzige Frau, die zudem ein gutes Gespür für, also offentlich einen Draht zu Rapmusik hatte? Ich erinnere bloß an den Schlagabtausch mit Favorite oder, zusammen mit Pater Rene, den Punch gegen die Kirche ...
Leichtigkeit und Treffsicherheit scheinen irgendwie gemeinsam flöten gegangen zu sein, in dem eigentlich auf sie zugeschnittenen Format "Die Carolin Kebekus Show" macht sie zunehmend eine überspannte und dabei komplett verkrampfte Figur. Schade. Einen echten TV-Tiefpunkt setzte vergangene Woche die Sendung, in der sie Badmómzjay zu Gast hatte. Himmel, was war DAS denn?
Vorab: Am Gast lag es nicht, Jordy schaukelte die überaus beschämende Interview-Situation so locker, sympathisch und souverän, als sei sie die alte Fernseh-Häsin. Kebekus aber führte ein Gespräch, so hölzern und anbiedernd, sämtlichen Schulpraktikant*innen, die je unsere Redaktionsräume durchlaufen haben, wäre das zum einen zum Weglaufen peinlich gewesen, zum anderen hätte so ein Resultat das Licht der Öffentlichkeit garantiert nie erblickt.
Möchte jemand zählen, wie oft Kebekus in diesen paar Minuten "Krass!!" sagt? Auf dem Niveau des Einstiegs - "Wie krass waren bitte die letzten zwei Jahre für dich?" - geht es weiter. Carolin Kebekus stellt einer wirklich spannenden jungen Künstlerin keine einzige spannende Frage und rutscht dabei unentwegt schier auf der eigenen Schleimspur aus.
Wer dachte, Kebekus' Versuch, das zu sprechen, das sie offenbar für die Sprache der Rap-affinen Jugend hält, sei zum Fremdschämen, hat das "Spiel" noch nicht gesehen, zu dem sie Badmómzjay am Ende nötigte. Ein "Spiel", wie von Thomas Gottschalk ersonnen. Die "Spiel" gewordene Yo-Yo-Yo-Geste, wenn sich ältere Menschen, die mit Rap nichts am Hut haben (und das auch nicht wollen), despektierlich über Rap auslassen. Es galt, Rap-Songs zu erkennen, die ein in "Rapper-Kluft" gesteckter Martin Semmelrogge über Kopfhörer eingespielt bekam und dann "mitrappte".
... und statt das betreten in irgendeinem Archiv zu verscharren und verzweifelt zu hoffen, dass das bloß nie jemand sieht, veröffentlichten sie dieses "Spiel" auch noch als Extra-Video:
2 Kommentare
Die Dame war noch nie lustig, genauso wie jeder andere deutsche 'Comedian' der zur Primetime ne Show bei RTL, Pro7 oder Sat1 hatte. Hab mir mal die erste Staffel Lol auf Prime gegeben, weil die negativen Kritiken so stark waren. Eine absolute Blaupause und der empirische Beleg für meine obige These
Gruß
Sohniowise
Das Game-Format haben sie doch von Circus Halligalli übernommen, wo das diese Putzfrau gemacht hat. Wahrscheinlich ist das dann wiederum von woanders her, weil im Deutschen Fernsehen Originalität und Experimentierfreude grundsätzlich klein geschrieben werden.