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"Für Diversity"

Verhält es sich mit Werbung eigentlich ähnlich wie mit Hip Hop oder Pizza? Auch schlecht noch recht beliebt? Zumindest hat schlecht gemachte Reklame ja auch den Effekt, dass man sich damit beschäftigt und dass es deswegen hängenbleibt. Falls das der Hintergedanke war, möchte ich allen herzlich gratulieren, die irgendwie ihre Finger bei der Spirituosen-Kampagne im Spiel hatten, für die Juju da gerade das Aushängeschild gibt. Die regt mich tatsächlich richtig auf. Mit "Life Tastes Better When You Blend" überschreiben sie da einen Buzzword-Tsunami deluxe:

"Die Vielfalt in Deutschland wächst stetig.​ Jeder vierte Deutsche hat Wurzeln in anderen Teilen der Welt.​ Johnnie Walker ist überzeugt davon, dass das Zusammenführen unterschiedlicher Hintergründe, Erfahrungen und Kulturen unser Leben bereichert.​"

Oh, wow, ja, dafür steht die Marke. Kommt mir auch immer als erstes in den Sinn.

"Aus diesem Grund startet Johnnie Walker zum Kick-Off zusammen mit der Berliner Rapperin Juju, die durch Ihre Wurzeln die Multikulturalität unserer Gesellschaft widerspiegelt und mit Ihrem Erfolg ein wichtiges Signal im Deutschrap gesetzt hat, die Initiative 'Life Tastes Better When You Blend'."

Aus diesem Grund, is' klar. Nicht etwa, weil die einen Fusel verkaufen wollen und die andere (hoffentlich wenigstens gut) dafür bezahlt wird, sich vor den Karren spannen zu lassen.

... und die Kolleg*innen bei HipHop.de erledigen die Hofberichterstattung, ohne ein einziges kritisches Wort, da ahnt ja wirklich NIEMAND, welche Agentur diesen Werbegeniestreich ersonnen haben könnte:

​"An einem warmen Donnerstagabend versammelte sich einmal kurz die gesamte Berliner Kreativszene in der P61 Gallery in Schöneberg. Obwohl die Sonne schien, entschieden sich zahlreiche Influencer, Rapper und Menschen aus der Industrie, den Abend mit Johnnie Walker und Juju zu verbringen. Dabei ging es unter anderem darum, verschiedene Kulturen und Herkünfte zusammenzubringen und zu zelebrieren."

Ja. Wie gesagt: Darum gings. Nicht etwa darum, Fusel zu verkaufen.

Klar ist es schön, wenn ein Laden wie das YAAM Unterstützung erfährt. Aber, sorry, ich finds trotzdem komplett zum Kotzen, so zu tun, als finde da irgendein Einsatz für ABSOLUT unterstützenswerte Dinge wie Diversität oder Teilhabe oder Kulturförderung statt, aus Liebe zur (oder auch nur aus Interesse an der) Sache, und nicht durch und durch schamloses ... ja ... gibts dafür einen Begriff, analog zu "Greenwashing"? Ihr wisst, was ich meine. Mir ist echt schleierhaft, wie man sich angesichts solchen Geschwalles als Adressat*in nicht fühlen soll, als werde man für völlig blöde gehalten.

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