AkTUAlität
Wesentlich weniger kann ich leider mit dieser neuen Single von Tua anfangen. Vielleicht bin ich da eh unpopulär, weil ich eh noch nie so wahnsinnig viel mit dem Mann anfangen konnte, wie es für einen Deutschrap-Journalisten eigentlich Usus sein sollte. Keine Ahnung. Das ist schon alles gut, dieser neue Track offensichtlich auch, aber irgendwie tut er nicht so viel für mich:
Ich finde den Beat eigentlich ganz nett. Der hat zwar nicht den Takt, gibt mir aber trotzdem ein ganz abstraktes Walzer-Feeling. Ich schätze, die Atmosphäre soll so "durch einen herbstlichen Park laufen und über die Welt und wie scheiße alles ist nachdenken" sein.
Aber all die politischen Lines fühlen sich weder durch noch traurig an. Der Ton klingt für mich eher wie Smalltalk. Ach, und die Von der Leyen, ey, du, ich muss dann aber auch weiter, ne? Ich weiß nicht. Vielleicht hittet das hart auf einem Album. Ich kanns mir gerade aber nicht ganz vorstellen. Wir werden sehen.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Kann dem Beat was abgewinnen. Hat schon was melancholisch, und/aber kraftvolles. Finde es legitim, wenn Rapper/Musiker Songs über aktuelle Geschehnisse machen. Meist, wie in diesem Fall, sind sie aber unterkomplex und nur more of the same. Jeder, der seinen Feed öffnet, kann sich den gleichen Kenntnisstand abholen. Und nach mehr hört sich das hier nicht an. Keine Reflexion über das Weltgeschehen, kein setzen einer anderen oder übergeordneten Perspektive... Zudem waren politisch aktuelle Songs nie meins, da sie in kurzer Zeit überholt klingen und die Welt sich weiter bewegt (haben wird) [das würde Roland so sagen]
An dieser Stelle sei kurz eine Lanze für sonst auch völlig zu Recht als oft als kitschig und/oder unswaggy abgewatschte Künstler zu brechen: "Lasst mich nicht allein" vom ersten Freundeskreis-Album ist auch nach +/- 30 Jahren unangenehm tagesaktuell. "32 Grad" von CremeFresh+ ist pointiert und treffend ohne die übliche "hahaha-alles nur Spaß"-Filter dazwischen und dann ist da natürlich noch das inhärent Politische sowohl des handelsüblichen als auch überdurchschnittlichlichen sogenannten Straßenrap.
Aber wahrscheinlich ist ja das garnicht die Art politischen Raps, von dem Du sprichst, und ich muss dir natürlich Recht geben: die Raptagesschau vom 30.11.2023 hat natürlich die Halbwertszeit einer Flasche Vollmilch, schon alleine weil aus Friedrich Merz viel zu schnell (und mit ein bisschen mehr Pech) Tino Chrupalla wird.
Das zieht teilweise auch richtig gute Songs runter, meiner Meinung nach zum Beispiel "Glücksschmied" von Disarstar. Wenn juckt in 10 Jahren noch der Name XY?
Aber vielleicht ist der Fehler auch einfach, über diese Art von Musik als "normale Musik" (du Schmutz) und nicht Gebrauchslyrik nachzudenken. Ist halt Schade, dass es zwischen dem substanzlosen Allgemeinplatz und der gezielten Kritik wenig zu geben scheint, was die Musik länger als für 5 Minuten relevant halten könnte.
Shit, ich hab ausversehen den Alarmknopf unter deinem Kommentar gedrückt. Sorry
Das waren meine Wurstfinger. Wieso gibts dabei keine Plausibilitätskontrolle?
Das ist das Problem, es werden Namen oder Ereignisse in Kontexten gedroppt, die in einem oder zwei Jahren niemanden mehr interessieren. Das schmälert dann den Song leider ungemein und ihm haftet dann etwas leicht unangenehmes an.
Besser sind politische Songs, die es schaffen nicht wie Allgemeinplätzchen daherzukommem, aber trotzdem so geschickt mit allgemeinen Variablen zu hantieren, ohne dass etwas mit klarem Namen benannt wird. So ergibt sich meist eine lange Halbwertszeit. Ich vermute, dass man Prezidents " Menschenpyramiden" in Zukunft noch hören kann (Song ist 12 Jahre alt).
Wo funktioniert das noch so?