Der Mühlheimer wird als erster Nicht-Bayer ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Alexander Kluge, mit dem Schneider jüngst ein Hörbuch einlas.
München (lau) - Helge Schneider braucht für seine Dankesrede nur zehn Worte: "Ein Preis ist immer eine Auszeichnung. In diesem Sinne: danke". Mehr sagte er nicht, als er den Großen Karl-Valentin-Preis am vergangenen Sonntag entgegennahm.
Ein Nicht-Bayer
Zu verdanken hat er die Ehrung seinen Vorgängern, dem Kabarettisten Gerhard Polt und der inzwischen aufgelösten Satireband Biermösl Blosn. Seit 2007 wird der Komikerpreis im Namen des legendären Münchner Humoristen verliehen und durch seine Träger weitergegeben.
Mit Helge Schneider gewann erstmals ein Nicht-Bayer, was in München natürlich für Irritation sorgte. Zumal Helge den Namen Valentin in einem Interview schon mal falsch ausgesprochen hat - nämlich "Walentin", wie die Süddeutsche Zeitung süffisant kommentiert.
Der Preis ist übrigens mit nichts dotiert - kein Figürchen, kein Preisgeld. "Der Karl-Valentin-Preis zerstört alle materialistischen Erwartungen und damit den Materialismus selbst", sagt Initiator Alfons Schweiggert über das Konzept.
Zwei Eimer Farbe
Als "Nichts-Ergänzung" drückte Polt Helge dennoch zwei Eimer Farbe in die Hand. Danach setzte der sich im Volkstheater ans Klavier, um die "Mondscheinsonate oder so'n Scheiß" zu spielen. Mehr als etwas Improvisation gabs aber nicht - kurzerhand brach er mit den Worten "Die Veranstaltung ging jetzt 125 Minuten, das muss reichen" ab und verlies die Bühne.
Der göttliche Funke
Seine Laudatio hielt der Schriftsteller und TV-Macher Alexander Kluge, der Schneider deutliche Parallelen zu Valentin attestierte. "Er braucht nur Doppelpunkt zu sagen oder zu schweigen, und das Publikum tobt. Wer den Karl-Valentin-Preis bekommt, der trägt den göttlichen Funken in sich."
Ein THW-Arbeiter in Fukushima
Die beiden arbeiteten just für Kluges "Das Fünfte Buch. Neue Lebensläufe" zusammen, dem letzten Teil eines seit 50 Jahren laufenden Projekts. Kluge erzählt dabei fiktive oder wahre Geschichten aus den Lebensläufen von Menschen. Schneider war an der Hörbuch-Version beteiligt - und übernimmt die Rolle eines in Fukushima arbeitenden THW-Arbeiters.
"Wenn die Pranke der Natur da in Fukushima zuschlägt, dann ist das ja nicht lustig. Und er beleuchtet das dadurch, dass er eben von Mülheim kommt, von uns kommt, die wir hier nicht betroffen sind oder nicht betroffen scheinen, sieht es absurd aus", sagte Kluge heute über Schneiders Rolle im Deutschlandradio.
7 Kommentare
Verdient. Wobei Kluges wohlwollende Worte wohl noch mehr wert sind.
wie gut, dass der preis undotiert ist. hätte es eine figur gegeben, wäre womöglich noch so etwas passiert:
http://www.youtube.com/watch?v=DNekJVWTh0g
Valentin, mit VVVVVau gesprochen, wie Helge, mit E hinten...
Wie spricht man den Namen aus? "Fahlentien"?
Helge Schneider hat in Zusammenarbeit mit Kluge übrigens viele Dutzend solcher Interviews geführt, in denen er Abrissunternehmer, Astronauten oder klassische Komponisten darstellt. Das läuft als "Prime-Time", "News Stories" und "10 vor 11" spät nachts auf RTL und Sat1.
ja, nicht mit W sonder V wie Flügel....bzw. eher F...wie du es geschrieben hast. hat er glaub ich mal in einem Sketch thematisiert, so in der Art 'man sagt ja auch nicht Water sonder Vater...'; oder so ähnlich....
irgendwie fühl ich mit Helge Schneider so eine Seelenvervanstschaft. Der wurde auch oft unterbewertet, bis er endlich als unendlich cooool und geistreich angesehen wurde. Das kann ich aus eigener ERfahrung (besonders hier auf laut auch) nachfühlen.