Eddie Vedder in Chili Peppers-Outfit neben Joe Strummer: "Twenty" erzählt die ganze Bandgeschichte bis ins allerletzte Detail.
Seattle (mis) - Es ist ein Buch geworden, wie es sich jeder Fan von seiner Lieblingsband wünscht. Die gesamte Karriere auf üppigen 384 Seiten nachgezeichnet, reich bebildert aus den Archiven sämtlicher Bandmitglieder und natürlich mit persönlichen Erinnerungen der Beteiligten: Mehr Service am Fan geht beim besten Willen nicht. Ein Aspekt, für den Pearl Jam heute fast bekannter sind als für ihre Musik.
Das Buch "Pearl Jam - Twenty" (Hardcover, 29x25 cm, 384 Seiten, Hannibal, 39,99 Euro) setzt nach der gleichnamigen Film-Dokumentation einen dekorativen Schlusspunkt unter die ausdauernden Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag der Grunge-Dinosaurier.
"Eddie, wir haben da ein paar Fragen!"
"Twenty" funktioniert wie ein Tagebuch, das nach einem Vorwort von Intimus Cameron Crowe chronologisch und mit exakten Datumsangaben (!) versehen ist. So lässt sich mit einem Blick feststellen, dass Pearl Jam am 19. Februar 1992 ihr legendäres Akustikset in der Winterthurer Albani Bar Of Music spielten und dass sich Basser Jeff Ament an eine Bühne erinnert, die "kaum größer war als unser normales Schlagzeug-Podium".
Oder wie es seine Bandkollegen weniger witzig fanden, als Vedder am 23. September 2000 im Namen von Pearl Jam mehrere Tausend Dollar an Präsidentschaftskandidat Ralph Nader von den Grünen spendete. "Ich nahm einfach an, sie würden mir zustimmen. Sie aber meinten: Okay, aber wir haben da ein paar Fragen"
Grunge-Stars neben US-Präsidenten
Natürlich lebt das Buch von den zahlreichen Fotos: Erinnerungsstücke, Archiv-Material, Poster, Notizen, Eintrittskarten, Backstagepässe, Artworks; der Aufwand muss immens gewesen sein.
Vedder im Weißen Haus mit Bill Clinton, Ament neben Obama, die obligatorischen Surfer-Impressionen und natürlich Konzertflyer aus der Prä-Grunge-Phase.
Joe Strummer als Pearl Jam-Geburtshelfer
Besonders skurril: Ein Polaroid des jungen Eddie mit Joe Strummer, aufgenommen nach dessen San Diego-Konzert am 21. September 1989. Damals arbeitete Vedder als Stage Hand. Aus musikhistorischer Sicht ist dies der denkwürdige Tag, an dem er auf Ex-Red Hot Chili Peppers-Drummer Jack Irons trifft, weil der auf der Strummer-Platte "Earthquake Weather" Drums spielte. Bald darauf erzählte er Vedder von seinen zukünftigen Kollegen in Seattle.
Denkwürdig auch Vedders Outfit: Eine Motorradlederjacke mit dem überdimensionierten Aufdruck "Red Hot" auf der linken und "Chili Peppers" auf der rechten Armseite. Was Strummer nicht davon abhielt, seinem jungen Fan das Polaroid zu signieren.
"Ich wusste, dass sie ganz groß rauskommen würden" (Dave Grohl)
Die Beobachtungen von Zeitzeugen wie Dave Grohl sind natürlich das Salz im Grunge-Eintopf: "Ich hörte 'Alive' und begriff, dass es diese Band war. Ich ging raus und Eddie hing oben an den Dachsparren. Ich wusste, dass sie ganz groß rauskommen würden.
Es schien, dass jede Band, der einst auf dem Highway der Sprit für den Bandbus ausging, schließlich die größten Hallen füllen sollte. Es lag einfach an dieser Beziehung zum Publikum, in musikalischer Hinsicht, angesichts der Texte oder durch die sich übertragende Energie."
Der schnelle Ruhm und seine Folgen
Die über ein ganzes Jahrzehnt als Schatten auf Pearl Jam lastende Unsicherheit, die der plötzliche "Ten"-Ruhm mit sich brachte, und der sich auch nach dem Roskilde-Drama über der Band entlädt, nimmt erwartungsgemäß einen großen Teil ein.
Fanclubleiter Tim Bierman erinnert sich an eine Szene Ende 1993, als die Band erfuhr, dass sich ihr zweites Album "Vs." in der ersten Woche 500.000 Mal verkauft hatte: "Ich meinte, dass nun alle in die Luft springen und jubeln würden. Stattdessen starrten sie nur hinaus auf die Straße. Ich war verwirrt. Ich dachte, jetzt sind sie schlagartig die größte Band der Welt und erschrecken darüber. Das Konzert [in San Francisco] habe ich dann mit anderen Augen gesehen, und erst da habe ich es wirklich begriffen."
2 Kommentare
Das wünsch ich mir Die Filmdoku war schon sehr gut...z.B. einfach episch diese eine Szene wo Cameron alte Bandsachen sucht und im Keller den Grammy in der Müllecke entstaubt ^^
Klingt sehr interessant, aber gesalzener Preis (obwohl üblich für solche Band-Biographien). Auf Fotos mit Politker-Handshake kann ich aber gerne verzichten.