laut.de-Kritik
Die 'Killfest'-Tour: für Thrash-Fans so was wie ein feuchter Traum.
Review von Michael EdeleTja, und wieder mal muss man die Erfahrung machen, dass man sich auf Angaben im Internet einfach nicht verlassen kann. Selbst, wenn sie auf der Homepage des gastgebenden Clubs stehen. So wollte mir der Webmaster vom Colos-Saal weismachen, dass um 19:00 Einlass ist und die Show um 20:00 anfängt. Als ich um kurz nach acht den Club betrete, sind Gama Bomb schon fertig und Torture Squad spielen ihre drei letzten Songs.
Großes Kino, Leute. So macht man sich einen Ruf. Na was soll's, dann eben an der Seite im ausverkauften Haus nach vorne gedrängelt, kurz ein paar Bilder vom Rand geschossen und den Rest der Songs angehört. Torture Squad waren ja erst vor kurzem in Deutschland unterwegs und haben definitiv ihre Fans im proppenvollen Saal.
Die haben aber vor allem auch Exodus, denn vom ersten Ton an bricht die Hölle los. Ich kann's nur immer wiederholen: Rob Dukes ist ein echtes Tier, und wenn der Mann einen Circle Pit fordert, dann kommt man dem nach ohne zu fragen. Sogar eine Wall Of Death bringt der Kerl im genagelt vollen Colos-Saal zustanden und nimmt das Ding mit der Kamera auf.
Wie schon im Vorfeld angekündigt, sitzt anstelle von Tom Hunting für diese Tour Nick Barker (Ex-Dimmu Borgir, Testament usw.) hinter den Kesseln und treibt die Jungs nach vorn. Gary, Lee und Jack stehen allesamt mit einem durchgehenden Grinsen auf der Bühne und geben von vorne bis hinten Gas. Der Sound ist zwar eher mäßig, aber das kratzt vor der Bühne keinen. Hier geht es nur um good, friendly, violent fun.
Die Umbaupause reicht gerade mal, um etwas frische Luft zu schnappen und vielleicht ein Bier zu zischen, dann steht das Überfall-Kommando aus New York schon auf den Brettern. Shouter Blitz stretcht sich zum Intro noch am Bühnenrand und gibt mit dem Opener "Deny The Cross" direkt Vollgas. Wenn der Kerl nicht auf der Bühne steht, muss der den ganzen Tag im Fitnessraum sein. Wenn er überhaupt irgendwo ein Gramm Fett sitzen hat, dann in Form eines Schinkens im Kühlschrank.
Entsprechend ist Blitz auch in Aktion und bei Stimme. Eine schlechte Overkill-Show gibt es eh nicht, dafür aber eine viel zu kurze. Gerade mal zwölf Songs feuert das Quintett ins Publikum, was bei drei Vorbands aber durchaus in Ordnung geht. Zumal die Songauswahl sich deutlich von der letzten Tour unterscheidet und man haufenweise altes Zeug zu hören bekommt. Vor allem "Hello From The Gutter" weckt Erinnerungen, war das doch auf der ersten Overkill-Scheibe, die ich in jungen Jahren eigenhändig gekauft hab.
Traditionell geht der Gig mit "Fuck You" zu Ende. Was ich allerdings nur noch von außen mitbekomme. Schließlich wurde ich in Mainz den ganzen Tag schon mit Fastnacht genervt, und so langsam hat man die Schnauze dann doch voll.