Porträt

laut.de-Biographie

Pierpoljak

Als im Jahr 1964 Pierre Villemet in einem Pariser Banlieu das Licht der dort eher tristen Welt erblickt, ahnt wohl niemand, dass hier der Werdegang eines Künstlers beginnt, der unter dem Pseudonym Pierpoljak ein paar Jahrzehnte später die Welt mit französischem Rootsreggae beglücken wird - und zwar in Millionenauflage.

Pekah - Tuff Gong Blues Aktuelles Album
Pekah Tuff Gong Blues
Rootsreagge mit religiösen Metaphern und Dancehall-Anleihen.

Doch zuerst stehen die Zeichen ganz anders: In den Siebzigern kommt er mit dem Punk in Berührung, der auch an den Pariser Vororten nicht spurlos vorübergeht. Seine ersten musikalischen Versuche beginnt er so als Bassist der Skinhead-Punkband Samu 92. Konsequenterweise zieht es ihn 1981 dann in die Skinhead-Hochburg London, wo er sich in der Hausbesetzerszene niederlässt. Eben dort kommt er mit weiteren Musikrichtungen in Berührung, die in den Arbeitervierteln des damaligen Englands mit dem Punk mehr oder weniger harmonisch koexistieren: Soul, Ska und Reggae! Auf Konzerten von Toots And The Maytals und Desmond Dekker lernt er den Offbeat kennen und schätzen, der ihn fortan bewegt. Nach mehreren Jahren, in denen er als Matrose unter anderem die Antillen bereist, kehrt er nach Paris zurück, wo er sich in der Soundsystem-Szene unter wechselnden Pseudonymen versucht. Lange hält er es in der Hauptstadt jedoch nicht aus, und so zieht er 1991 mit Frau und Kind nach Nièvre/Burgund aufs Land.

Seine musikalische Arbeit, die er fortan unter dem Namen Pierpoljak weiterführt, trägt mit Veröffentlichungen auf diversen Samplern erste Früchte, und 1995 steht das französische Label Barclay vor seiner Tür und bietet ihm einen Plattenvertrag an. Im selben Jahr erscheint seine erste CD "A La Maison", die einige Monate später mit neuem Schliff vom Reggaeproduzenten Clive Hunt nochmals als "En Jamaica" veröffentlicht wird. Und als ob das nicht schon kompliziert genug wäre, wird das Ganze 1997 als Doppel-CD-Set nochmal unter dem Namen "Tracks & Dubplates" auf den Markt gebracht. Die Zusammenarbeit mit Clive Hunt im legendären Tuff Gong-Studio auf Jamaika stellt sich indes als recht produktiv heraus und resultiert 1998 in einem weiteren Album: "Kingston Karma" holt in Frankreich Platin, steigt mit der Singleauskopplung "J'Sais Pas Jouer" in die Charts ein und etabliert Pierpoljak als feste Größe in der französischsprachigen Reggaeszene.

In den Folgejahren macht sich der Musiker mit dem markanten, weichen Gesangauch mit dem Projekt "+ 2 Coeur = Soleil" zur Förderung des Reggae-Nachwuchses verdient. Der Kontakt nach Jamaika besteht weiterhin, und so steht 2002 mit "Je Fais C'Que J'Veux" das nächste Album an - wieder im Tuff Gong Studio unter Mithilfe von Clive Hunt aufgenommen, der aus seiner Erfahrung mit Musikern wie Jimmy Cliff schöpfen kann. Mit Letzterem produziert Pierpoljak parallel auch ein englischsprachiges Album, auf dem jamaikanische Reggaegrößen wie Jr. Kelly, Elephant Man, Horace Andy und Anthony B. in Combinations zu hören sind. Die Lyrics dieses Albums stammen größtenteils aus der Feder Donikis. Aus unsichtigen Gründen bleibt das Werk allerdings unveröffentlicht und ist nur auf Konzerten und im Internet erhältlich.

Mit "Stim Turban" nimmt Pierpoljak 2003 sein wohl rootslastigstes Album auf, natürlich wieder in seinem Lieblingsstudio auf Jamaika, dieses Mal allerdings unabhängig von seinem langjährigen Begleiter Clive Hunt in völliger Eigenregie vom Songwriting bis zum Mastering. Auch auf seiner 2006 erscheinenden Scheibe "Je Blesserai Personne" bleibt er dem französischen Label Barclay treu, was sein Werk außerhalb der Grande Nation nur schwer zugänglich macht. In Deutschland schickt sich 2007 daher das kleine Soulfire-Label an diesen Missstand abzuschaffen und veröffentlicht "Tuff Gong Blues", wobei man hier auf Pierpoljaks weniger frankophones Pseudonym Pekah zurückgriff.

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