laut.de-Biographie
Rako
"Du kannst flehen wie du willst, doch ich zeige keine Gnade. Kannst dich wehren wie du willst, doch ich zeige keine Gnade." Rako erweist sich als einer der brachialsten Vertreter der ohnehin nicht zimperlichen Berliner Hip Hop-Szene. Ausgehend vom Battle-Rap der härteren Gangart hat der "Panzer" auch Elemente des Gangsterrap und Crunk in seine Musik einfließen lassen. Doch erst mit den bluttriefenden Splatterfantasien des Psychokores findet Rako seinen Stil.
Rako wird Anfang der 1980er in Berlin-Lankwitz geboren. Seine problembehaftete Kindheit prägt der Verkauf von Drogen und Diebesgut. Im Alter von elf Jahren verschafft ihm seine ältere Schwester Einblick in die Hip Hop-Kultur. Vor allem das Writing tut es ihm dabei an. Als Teil der Crew MMG beginnt er, die deutsche Hauptstadt mit Graffitis zu verzieren. Zwei Jahre später findet er sich wegen Vandalismus vor Gericht wieder.
Mehrere Aufenthalte im Jugendarrest zwingen den Berliner zum Umdenken. Er nimmt das Pseudonym Rako an und widmet sich fortan einem anderen Element der Subkultur, dem MCing. Mit dem Untergrundlabel Bassboxxx finden sich einige seiner Vorbilder praktisch vor der eigenen Haustür. In der Berliner Szene macht er zunächst über Auftritte bei Freestyle-Wettbewerben auf sich aufmerksam. Ab 2000 nimmt er erste Songs auf.
Rako sucht den Kontakt zu MC Bogy, der bald die Rolle seines Mentors einnimmt. Neben Tony D, Bass Sultan Hengzt oder Taktloss reiht sich Rako 2003 mit dem Lied "Doktor B." auf dem Sampler "Bogy & Atzen" ein. Mit Unterstützung des Atzenkeepers erscheint 2004 Rakos Debütalbum "Mentaler Kriegszustand" über Bassboxxx. Nebenbei tritt er der Gruppe 41 Beatfanatika bei, die 2006 das Mixtape "Überdosis" auf den Markt bringt.
2007 rollt die Indizierungswelle der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien durch Deutschland. Unter den knapp 30 betroffenen Alben findet sich auch "Mentaler Kriegszustand" wieder. Rako begegnet den Vorwürfen der Gewaltverherrlichung, Volksverhetzung und Homophobie nüchtern: "Sie verstehen halt nicht die Sprache der Straße." Dennoch schränkt er später selbstkritisch ein: "Jedenfalls waren da einige Sachen drin, über die ich damals noch nicht weiter nachgedacht habe. 2004 war ich 19. Als ich das Album geschrieben habe, war ich zwischen 17 und 18 Jahre alt. Damals war ich halt noch leichtsinniger und bin anders an die ganze Sache 'rangegangen."
Anfang 2009 meldet sich die BpjM erneut, um eine bundesweite Beschlagnahmung von Rakos Debüt anzuordnen. Als Teil der Liste B des Indexes gilt damit ein absolutes Verbreitungsverbot für "Mentaler Kriegszustand". Davon unberührt erscheint kurz darauf Rakos zweites Album "Panzersound" in Zusammenarbeit mit Distributionz. Von King Orgasmus One und Bass Sultan Hengzt bis MC Bogy und Basstard gibt sich die Speerspitze des Berliner Untergrunds darauf ein Stelldichein. 2010 schließt sich das Album "Hartes Business" an.
Im Herbst desselben Jahres folgt der Wendepunkt in Rakos Karriere. Gemeinsam mit Hirntot Records-Frontmann Blokkmonsta veröffentlicht er das Kollaboprojekt "Wir Bringen Das Drama". Zeitgleich verkündet das selbsternannte "kontroverseste Untergrund-Rap-Label Berlins", Rako einen Künstlervertrag vorgelegt zu haben. Immerhin füge sich dieser "mit seiner markanten Stimme und seinem eigenwilligen Stil […] perfekt in das Label ein". Tatsächlich gibt Rako mit seinem kompromisslos blutigen Ansatz ähnlich wenig auf den Massengeschmack wie Blokkmonsta oder Schwartz.
Mit den Soloalben "Para Bellum - Mentaler Kriegszustand 1.5", "Biomechanisch" und "Rakokalypse" sowie verschiedenen Mixtapes, Samplern und Kollaboalben erscheinen etliche Tonträger über Hirntot Records. Konfrontiert mit der anhaltenden Kontroverse um die gewalttätigen Texte der Künstler, verweist Rako auf den gesunden Menschenverstand: "Keiner von uns läuft 'rum, zerstückelt Menschen oder ballert wild um sich. Wir machen Entertainment. Wir schaffen Audio-Action- und Horrorfilme." Außerdem werde Gewalt "vielleicht reflektiert, aber nicht induziert".
Hirntot Records übersteht den behördlichen Gegenwind und feiert 2016 sein zehnjähriges Bestehen. Der Jubiläumssampler "HT100" steigt auf Platz acht der deutschen Album-Charts ein. Im Sommer 2017 folgt Rakos mittlerweile siebtes Soloalbum "Rako". Trotz seines Nischendaseins baut er seine Fanbase aus. Dennoch ist ihm bewusst, dass die Arbeit als Musiker wohl nicht ewig währt:
"Ich werde bestimmt irgendwann noch einen vernünftigen Beruf lernen. Man weiß ja nie. Ein Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg würde ja heute auch nicht mehr eingesetzt werden. […] Wenn man älter wird, sollte man sich Gedanken machen, dass man wohl irgendwann irgendwie normal arbeiten muss. […] Realistisch sollte man schon bleiben."
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