laut.de-Biographie
Rascalz
Obwohl Kanada das zweitgrößte Land der Erde ist und neben Celine Dion auch sonst Einiges zu bieten hat, stehen die Ahornblätter stets im Schatten ihres übermächtigen Nachbarn Amerikas. So sieht die Realität auch im musikalischen Bereich, besonders in Sachen Hip Hop, aus. Neben den amerikanischen Rap-Hochburgen an beiden Küsten, dem dreckigen Süden und, dank Eminem, auch dem Norden rund um die Great Lakes, verirrt sich kaum ein Blick über die Grenzen in das wunderschöne Kanada. Dabei muss sich der dortige Hip Hop beim besten Willen nicht verstecken. Als Speerspitze der Maple-Rapper gilt seit geraumer Zeit die Combo Rascalz.
Ende der achtziger Jahre treffen die fünf Jungs durch ihr gemeinsames Interesse am Breakdance das erste Mal aufeinander. Die beiden Rapper Misfit und Red 1, DJ Kemo und die full-time Tänzer Zebroc und Dedos gehen in ihrer Heimatstadt Van City (Vancouver) auf gemeinsame Schulen oder kennen sich von Parties. Durch ihre tiefe Verwurzelung zum Breakdance sind sie von Anfang an bemüht, alle Säulen der Hip Hop-Kultur in ihrer Musik zu vereinen. Bei den Shows bekommen besonders die Breaker Zebroc und Dedos die Möglichkeit ihr Talent unter Beweis zu stellen. Mit der Crew Contents Under Pressure dürfen die Beiden sogar ihr Heimatland bei dem internationalen Battle Of The Year 2001 repräsentieren. Dedos ist zusätzlich mit Sprühdosen bewaffnet unterwegs und somit für das Art-Work einiger Plattencover der Band verantwortlich.
1991 veröffentlicht das Quintett ihr Debüt "Really Livin'", das aufgrund des Independent-Status wenig Anklang findet. Daran wollen sie natürlich etwas ändern und gründen 1994 ihr eigenes Label Figure IV Records. Mit Hilfe von BMG Records ist Figure IV das erste unabhängige Hip Hop-Label Kanadas. Gepusht von professioneller Unterstützung wenden sich die Dinge zum Guten. 1997 releasen sie das zweite Album "Cash Crop", mit dem sie schlagartig zu den Rap-Superstars Kanadas avancieren. Ihr Mix aus Hip Hop und karibischem Sound (Ragga, Dancehall) findet großen Anklang bei den Heads. Das Highlight des Albums ist eine Hymne auf die kanadische Rap-Szene. Auf "Northern Touch" kollaborieren die Rascalz mit diversen heimischen Rappern wie Choclair, Kardinal Offishal oder Thrust und rücken damit auch noch andere Künstler in das öffentliche Licht. Das Album, sowie die Singles "Northern Touch" und "Dreaded Fist" werden bei dem kanadischen Musikpreis Juno nominiert, und die Kanada-Hymne gewinnt letztendlich den Preis für "single of the year. Bei der Preisverleihung weigern sich die Rascalz jedoch, den Preis anzunehmen. Sie protestieren gegen den Fernsehsender, der die Preisvergabe der Urban Music-Kategorien nicht ausstrahlt.
Der Protest scheint eine Wirkung zu haben. Im nächsten Jahr dürfen die Jungs auf der Juno-Bühne performen, und der Auftritt mit allen Beteiligten von "Northern Touch" bekommt das verdiente TV-Airplay. Das Album verschafft sich derweil als eine der wenigen kanadischen Hip Hop-Platten Gold-Status. 1999 erscheint der lang ersehnte Nachfolger "Global Warning". Neben den obligatorischen Gastauftritten einheimischer Künstler schauen auch einige amerikanische Acts auf dem Longplayer vorbei. Der Teacher KRS-One und die Beatnuts sind mit von der Partie. Genauso wie Dancehall-Legende Barrington Levy, der den Refrain für die Hit-Single "Top Of The World" einsingt. Tiefpunkt von "Global Warning" ist eine andere Kollaboration. Auf einem missglückten Rock-Beat taucht der Profi-Wrestler Bret "The Hitman" Hart auf und enttäuscht auf ganzer Linie.
Den Erfolg des Vorgängers kann die Scheibe nicht erreichen, aber die Rascalz schaffen es ihre Fan-Base weiter auszubauen. Da sie in ihrem Heimatland schon eine Ausnahmestellung genießen, konzentrieren sie sich vermehrt darum das Ausland von sich zu überzeugen. In den Vereinigten Staaten klappt das nur mit mäßigen Erfolg, aber in Deutschland gelingt es ihnen, mit Hilfe von einheimischen Künstlern recht gut. Auf der deutschen Version von "Global Warning" laden sie die Münchner Rapperin E-La auf ein Gastfeature ein. Auch Raptile kann sich über einen Auftritt freuen.
Für die folgende Zeit ist intensives Touren angesagt. Doch jetzt unterscheiden sich die Live-Auftritte von den voran gegangenen. Die Breaker Zebroc und Dedos verlassen die Band, um sich ihren eigenen Projekten zu widmen. So verlieren die Bühnen-Shows mit den fehlenden Breakdance-Einlagen einen wichtigen Teil ihres Konzepts. Auch Rapper Misfit, der sich mittlerweile nur noch Fit nennt, da er glaubt er habe sich nun angepasst, macht sein eigenes musikalisches Ding. Er bleibt ein Teil der Rascalz und bietet auf der eigenen Homepage sein Solo-Debüt "Rap Loud Move-In-Silence Hell'z Kitchen Volume 1 Mixtape" zum Verkauf an. Nicht im großen Stil, aber er schafft sich so eine Basis um seine persönlichen Reime zu präsentieren. Bei Rascalz-Produktionen ist es nämlich eher Red 1, der den Großteil der Rap-Arbeit leistet.
Zusammen engagieren sich die beiden auch auf dem nicht-musikalischen Sektor. So sind sie stark in die Organisation War Child involviert. Im Zuge dieses Engagements reisen sie zu Kriegsschauplätze in Sierra Leone, um sich dort um kriegsgebeutelte Kinder und Jugendlich zu kümmern.
Dabei vernachlässigen sie nicht ihre musikalischen Ambitionen. 2003 legen sie mit ihrem dritten Album "Reloaded" nach. In gewohnter Manier mischen sie verschiedenste Stile und kollaborieren mit diversen kanadischen Acts. Die Fans sind sich aber nicht ganz einig über das Werk. Die einen sehen darin einen neuen Schritt im Abwärtstrend der Rascalz. Für die anderen unterbricht "Reloaded" genau diese Tendenz und gibt den weiteren Weg nach oben vor.
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